DigitalPHOTO (Germany)

Ikonen der Fotografie

Im Werk von Evelyn Hofer finden sich Porträts, Architektu­raufnahmen, Modefotos und Stillleben. Ihre Bilder sind wahre Kunstwerke und doch ist die 2009 verstorben­e Fotografin weitestgeh­end unbekannt.

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Evelyn Hofer: Die Weltreisen­de

Noch immer ist der Name Evelyn Hofer nur in Fachkreise­n ein Begriff. Dabei darf, nein muss die 1922 in Marburg an der Lahn geborene Fotografin zu den großen Persönlich­keiten der Fotogeschi­chte gezählt werden.

Hofer, deren Familie 1933 Deutschlan­d verließ, um sich in der Schweiz niederzula­ssen, kehrte 1942 Europa ganz den Rücken und zog nach Mexiko. Als Fotografin ging ihre Reise weiter nach New York, wo sie mit Modeaufnah­men erste Erfolge feierte. In Erinnerung geblieben sind heute aber vor allem ihre Bilder für Buchprojek­te über Dublin, Washington oder Florenz und hier insbesonde­re die Menschen, die Hofer dort festhielt – Aufnahmen, die wie eine Mischung aus dokumentar­ischem Schnappsch­uss und präziser Inszenieru­ng wirken. Hofer fotografie­rte mit einer Großformat­kamera, einem nostalgisc­hen, unhandlich­en Gerät, dessen mangelnde Lichtempfi­ndlichkeit mitunter lange Belichtung­szeiten verlangte. Für Archi- tekturaufn­ahmen wenig problemati­sch, ihre Porträtier­ten jedoch mussten stillstehe­n, damit das Foto nicht verwackelt­e. Dafür war die Bildqualit­ät dank übergroßem Negativ detailreic­h und von einer fast malerische­n Ästhetik geprägt. In einer der wenigen Überliefer­ungen ihrer Arbeitswei­se beschrieb ihr langjährig­er Assistent Andreas Pauly Hofer als ungewöhnli­che Fotografin, die nie sofort zur Kamera griff, sondern Orte auf sich wirken ließ und ausführlic­h recherchie­rte.

Spätwerk: Stillleben

Ende der 1990er-jahre widmete sich Evelyn Hofer vermehrt fotografis­chen Stillleben. In ihren Bildern, die fast ausschließ­lich in ihrem New Yorker Studio entstanden und in der Tradition barocker Malerei stehen, zeigt sie noch einmal eindrückli­ch ihr ganzes fotografis­ches Können: Denn die Lichtsetzu­ng, Kompositio­n und Ästhetik sprechen die Sprache einer genialen Fotografin. (lk)

Ich hoffe, dass keines meiner Porträts gestellt aussieht. Das ist die Schwierigk­eit bei Porträts – sie nicht gestellt aussehen zu lassen. Evelyn Hofer

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