Ikonen der Fotografie
Wolfang Tillmans: Wandlungskünstler
Wolfgang Tillmans ist alles, nur kein gewöhnlicher Fotograf. Man könnte ihn wohl am ehesten als Bilderpoet bezeichnen oder als ein Dokumentarist des Alltäglichen.
Erste Aufmerksamkeit erhielt der 1968 geborene Remscheider mit Fotos aus der Musikszene der frühen 90er-jahre, als er tanzende, verschwitze Körper in Nahaufnahmen zeigte. Später porträtierte er Menschen aus seiner unmittelbaren Umgebung – intime Bilder von Freunden, auf denen die Themen Nacktheit und Homosexualität eine wichtige Rolle spielten. Doch ein klassischer Porträt- und Musikfotograf sollte er nicht werden. Tillmans wandelt sich ständig, bis heute. Er fotografiert Motive, die andere nicht einmal als sehenswert definieren würden: Schnappschüsse, die auf Reisen entstehen, Zimmerpflanzen oder getragene Kleidung. Dazwischen erstellt er abstrakte, großformatige Arbeiten, die auf Fotopapier, aber ohne Fotoapparat festgehalten werden und an Malereien erinnern. Es ist daher schwer, ihn einem Genre zuzuordnen. Zu unterschiedlich sind seine Werke, zu verschieden die Inhalte. Typisch aber ist die Art und Weise, wie er Bilder in Galerien und Museen präsentiert. Meist hängen seine verschieden großen Arbeiten in loser Abfolge neben-, über- und untereinander. Nur selten werden Bilder gerahmt, sondern lediglich an die Wand geheftet. Sie erhalten so eine tagebuchartige Form, wirken wie Collagen aus seinem Leben.
Gesamtwerk in einem Bildband
Tillmans’ Werk wurde mit hochkarätigen Preisen versehen, darunter der in London vergebene Turner Prize, den er im Jahr 2000 als erster Fotograf und als erster Nichtengländer überhaupt erhielt. Im Verlag Hatje Cantz erschien anlässlich einer umfassenden Tillmans-ausstellung im Schweizer Kunstmuseum Fondation Beyeler ein Bildband, in dem sein Werk eindrucksvoll präsentiert ist. (lk)
Streitbar ist das Werk des deutschen Fotografen Wolfgang Tillmans. Die einen sehen in seinen Bildern wahre Poesie, andere unschöne Belanglosigkeiten. So oder so passt er in keine Schublade.
Seit einiger Zeit arbeitet Tillmans vermehrt an großformatigen, abstrakten Bildern, die auf Fotopapier, aber ohne Fotokamera entstehen und eine malerische Wirkung haben.