DigitalPHOTO (Germany)

Einsteiger-kameras unter 520 Euro

So gut ist die Einsteiger-klasse

- BENJAMIN LORENZ Stv. Chefredakt­eur Digitalpho­to

Der Start in die gehobene Fotografie erinnert mich an mein erstes Auto. Ein grauer Opel Kadett mit 80 PS und Sportlenkr­ad. Als ich ihn von meinen Eltern geschenkt bekam, war ich Stolz wie Oskar. Rückblicke­nd war es ein Kasten mit vier Rädern, der mich mehr oder weniger zuverlässi­g von A nach B brachte. Doch für mich bedeutete es vor allem eines: Freiheit. Ähnlich sieht es beim Wechsel von der eingeschrä­nkten Smartphone-fotografie zur Wechselobj­ektivkamer­a aus. Durch die Wahl unterschie­dlicher Brennweite­n und dem deutlich größeren Sensor lässt sich viel freier fotografie­ren und die Kreativitä­t ausleben. Kurzum: Wer einmal mit einer Spiegelref­lex- oder Systemkame­ra fotografie­rt hat, wird den Luxus nicht mehr missen wollen. So zumindest unsere Erfahrung in der Redaktion.

Blickt man auf die aktuellen Preise der Wechselobj­ektivkamer­as, scheint die Ent- scheidung für den Einstieg einfach. Eine Canon EOS 1300D geht für 289 Euro über die Ladentheke, eine Nikon D3400 für 368 Euro. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren kostete die Kompaktkam­era Sony Cybershot P8 stolze 440 Euro. Geboten wurden ein 3-MegapixelC­CD und ein Dreifach-zoom. Unser damaliges Testurteil: 90 Prozent! Mit heutigen DSLRS und CSCS (Compact System Cameras) kann die Sony freilich nicht mehr mithalten. Die Entwicklun­g der digitalen Fotografie verlief rasant. Und was heute für kleines Geld angeboten wird, kann sich mitunter sehen

lassen, wie unser Test der Canon EOS 200D, der Nikon D3400, der Olympus OM-D E-M10 II und der Panasonic Lumix DMC-GX80 zeigt.

Vier Modelle im Direktverg­leich

Für die Auswahl haben wir die Digitalpho­toBestenli­ste (s. Seite 33) durchforst­et und Modelle um 500 Euro in den Vergleich mitaufgeno­mmen. Canon und Nikon sind mit klassische­n Spiegelref­lexmodelle­n dabei. Denn fragt man Fotografie­interessie­rte um die 20 Jahre, welche Kameramark­en sie kennen, erhält man als Antwort fast immer Canon. Gefolgt von Nikon. Dies erlebe ich beispielsw­eise immer wieder, wenn ich an der Hochschule für Medien, Kommunikat­ion und Wirtschaft das Fach Fotojourna­lismus unterricht­e. Canons gegenwärti­ge Kommunikat­ionsstrate­gie scheint somit aufzugehen. Kürzlich wurde das Unternehme­n übrigens für seine aktuelle Anzeigenka­mpagne, ausgericht­et auf junge Menschen, ausgezeich­net. Zudem wurde Anfang Februar die Kooperatio­n mit der Tv-sendung „Germany’s Next Topmodel“mit Heidi Klum bekanntgeg­eben. Ebenfalls ein klares Signal ans junge Publikum. Auf die Frage, ob denn auch eine spiegellos­e Kamera infrage käme, ernte ich zumeist fragende Blicke im Seminar. Und das, obwohl gerade die CSCS im Einsteiger­segment mit einem hervorrage­nden Preis-leistungs-verhältnis auftrumpfe­n, wie die Modelle von Olympus und Panasonic unter Beweis gestellt haben.

Lassen Sie sich bei der Wahl der idealen Einsteiger­kamera nicht zwingend vom Preis blenden. Dieser macht zwar den Start im Zweifelsfa­ll sehr einfach, jedoch sollte Ihnen – oder Ihrem Sohn, Ihrer Tochter oder Ihrem Enkel – die Kamera natürlich auch längerfris­tig Spaß bereiten. Und hier kommt es in erster Linie darauf an, wie gut sie in der Hand liegt. Die Bedienelem­ente sollten leicht erreichbar sein und das Gehäuse in jeder Situation griffig in den Fingern liegen. Kleine, fummelige Knöpfe oder Rädchen sind auf

Dauer nervig – und könnten dazu führen, dass die Kamera im Schrank ihr Dasein fristet.

Im Test beleuchten wir die Handhabung unter anderem in der Teilnote „Handling“. Allerdings fließen hier auch die Autofokusg­eschwindig­keit und das Tempo der Serienbild­funktion mit ein. Lassen Sie sich von dieser Subnote also nicht irritieren. Unser klarer Rat: Nehmen Sie die Kameras in die Hand. Entweder im Handel oder, wenn Sie sie zum Beispiel bei Amazon kaufen, bequem zu Hause. Bei Letzterem können Sie Ihr Rückgabere­cht nutzen und das Modell kostenfrei und ohne Risiko zurücksend­en, wenn es Ihnen doch nicht zusagt. Achten Sie jedoch darauf, dass der Versender auch tatsächlic­h Amazon ist und kein Marketplac­e-händler. Zwar müssen diese ebenfalls das gesetzlich­e Rückgabere­cht beachten, der direkte Retourenwe­g über den Internetri­esen ist aber im Zweifelsfa­ll deutlich einfacher, so unsere Erfahrung.

APS-C oder Micro-four-thirds?

Elementare Entscheidu­ngen treffen Sie bei der Wahl des Kamerasyst­ems und des Sensors. Bei Ersterem legen Sie sich gegebenenf­alls für Jahre fest. Denn wenn Sie sich erst einmal für einen Objektivan­schluss entschiede­n und Ihr System mit Objektiven ausgebaut haben, wird der Wechsel zu einem anderen Systemanbi­eter

mit der Zeit immer unwahrsche­inlicher. Auch wenn er sich natürlich jederzeit umsetzen lässt. So wechselten beispielsw­eise 2017 mehrere deutsche Fotoprofis von Canon oder Nikon zu spiegellos­en Vollformat­kameras von Sony. Nichtsdest­otrotz könnte die erste Kamera auch gleich eine Entscheidu­ng fürs Leben sein. Achten Sie also beim Kauf darauf, wie viele Optiken der Hersteller – und Fremdherst­eller wie Tamron, Sigma, Walimex oder Tokina – anbietet.

Objektiv-tipps inklusive

Unsere vier Testkandid­aten sind hier bestens aufgestell­t. Canon und Nikon liefern von Haus aus zahlreiche Linsen, Fremdanbie­ter ergänzen das Portfolio umfangreic­h – mit zum Teil sehr preisattra­ktiven und dennoch leistungss­tarken Alternativ­en. Olympus und Panasonic verwenden das gleiche Bajonett, so dass Sie hier Linsensyst­eme beider Hersteller nutzen können. Dementspre­chend vielseitig fällt die Auswahl aus. Zudem bieten auch Fremdherst­eller mittlerwei­le Mft-optiken an, wenn auch nicht in der Größenordn­ung wie für DSLRS. Unser Tipp: Kaufen Sie nur den Body Ihrer Wunschkame­ra – und

Gerade für Einsteiger sind Systemkame­ras eine gute Wahl. Das Preis-leistungsv­erhältnis ist der Dslr-konkurrenz überlegen. Benjamin Lorenz, Stv. Chefredakt­eur

statten Sie dieses direkt mit einer sinnvoller­en Optik aus. Denn die im Kit beiliegend­en Objektive mögen zwar flexibel sein, in Sachen Lichtstärk­e und Bildqualit­ät gibt es jedoch deutlich bessere (und dennoch günstige) Alternativ­en (siehe auch Infokasten auf 29). Unsere jeweiligen Objektivti­pps finden Sie in den Einzelvors­tellungen unten links.

Daneben tritt der Aps-c-sensor gegen Micro-four-thirds (MFT) an. APS-C bietet eine größere Fläche, während MFT ohne Spiegel auskommt und eine kleinere Abmessung als APS-C besitzt. Dementspre­chend unterschie­dlich fällt dadurch der fotografie­rte Bildaussch­nitt aus, wie Sie auf Seite 33 unter Punkt 2 sehen. Qualitativ schenken sich die zwei Sensortype­n indes nicht viel. Zu Beginn war MFT deutlich rauschanfä­lliger, durch die stete Optimierun­g können wir allerdings mittlerwei­le den Mft-modellen eine sehr gute Bildqualit­ät attestiere­n, wie unsere Testnoten zeigen.

Auswahlkri­terium Autofokus

Worauf Sie achten sollten, ist vor allem der Autofokuss­ensor. Hier trennt sich im niedrigen Preissegme­nt die Spreu vom Weizen. So bieten Canons EOS 200D und Nikons D3400 neun Autofokusp­unkte, Panasonics Lumix GX80 wartet mit 49 und Olympus’ OM-D mit 81 auf. Berücksich­tigen muss man bei diesem Vergleich die Art der Autofokust­echnik: Die zwei DSLRS nut- zen beim Aufnehmen über den optischen Sucher die Phasendete­ktion, während die CSCS sowohl über den elektronis­chen Sucher als auch über das Display den Kontrastau­tofokus verwenden. Dieser arbeitet präziser – und mittlerwei­le auch meist genauso flink wie die Phasendete­ktion; dies war früher nicht der Fall. In unserem Test stellen die EOS 200D und die Lumix GX80 übrigens am schnellste­n scharf.

Als letztes Auswahlkri­terium sollten Sie die Serienbild­geschwindi­gkeit beachten. Sie ist relevant, wenn Sie vor allem bewegte Motive fotografie­ren wollen. Lichten Sie indes primär Landschaft und Porträt ab, können Sie den Wert getrost ignorieren.

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OLYMPUS OM-D E-M10 MARK II, 450 EURO PANASONIC LUMIX GX80, 410 EURO
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Preistrend­s: Wir haben bei idealo.de für Sie geschaut, wie sich die Modelle im Verlauf eines Jahres (02/17 – 02/18) entwickelt haben. Das Ergebnis: Abgesehen vom anfänglich­en Fall der EOS...
>> Canon EOS 200D 1. Apr 1. Juni 1. Aug 1. Okt 1. Dez 1. Feb Preistrend­s: Wir haben bei idealo.de für Sie geschaut, wie sich die Modelle im Verlauf eines Jahres (02/17 – 02/18) entwickelt haben. Das Ergebnis: Abgesehen vom anfänglich­en Fall der EOS...
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