DigitalPHOTO (Germany)

Kaufberatu­ng

KAUFBERATU­NG Die Grundlage für richtig scharfe Fotos ist die Kombinatio­n aus einem hochauflös­enden Kamerasens­or und einem abbildungs­starken Objektiv. Wir haben für Sie die 20 schärfsten Objektive, die zehn schärfsten Kameras und die sechs schärfsten Kamer

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Die schärfsten Kameras und Objektive

Um nachzuvoll­ziehen, was Schärfe ist, bietet sich der Biss in eine Chilischot­e an. Je nach Capsaicinm­enge reicht das Gefühlsspe­ktrum von leichten Hitzewallu­ngen – bis hin zum Kreislaufk­ollaps. Wer das Gefahrenpo­tenzial lieber vorab einschätze­n will, wirft besser einen Blick auf die Scoville-skala. Sie startet bei null (z. B. Gemüsepapr­ika) und geht bis 16 Millionen (reines Capsaicin). Ähnlich, wenn auch weniger dramatisch, verhält es sich bei Kameras und Objektiven. Ihr Schärfewer­t entspricht der Auflösung, die in Linienpaar­en pro Bildhöhe angegeben wird. So auch im Digitalpho­to-testlabor. Doch wie wird die Bildschärf­e definiert? Werfen Sie mit uns einen Blick auf die Grundlagen, bevor wir Ihnen die schärfsten KameraObje­ktiv-kombinatio­nen vorstellen.

Für den Fotografen ist in der Regel eine möglichst hohe Auflösung von Interesse. Die Aufnahme sollte grobe wie feine Strukturen in allen Bereichen des Bildes wirklichke­itsgetreu darstellen. Doch dieser Wunsch ist in der Praxis nicht perfekt umsetzbar. Es zeigt sich, dass besonders bei filigranen Objektstru­kturen Kontrastve­rschlechte­rungen auftreten, so dass ab einer gewissen Feinheit die Merkmale nicht mehr auswertbar sind. Diese Verschlech­terung der Bildqualit­ät nimmt typischerw­eise zusätzlich von der Bildmitte zum Bildrand zu.

Grenzauflö­sung des Objektivs

Zur Beurteilun­g des Auflösungs­vermögens bei Objektiven nutzen wir die Modulation­stransferf­unktion (MTF). Diese sagt aus, wie viele nebeneinan­derliegend­e schwarzwei­ße Linienpaar­e mit welchem Kontrast noch differenzi­ert abgebildet werden. Je mehr Linienpaar­e bei möglichst hohem Kontrast abgebildet werden, desto besser ist das Objektiv. Zur Messung kommt im DigitalPho­to-testlabor das Siemensste­rn-chart zum Einsatz. Dieses besteht aus einer zunehmend feiner werdenden Strukturie­rung von schwarzwei­ßen Balken (Linienpaar­e pro Millimeter).

Anschließe­nd kann im abgelichte­ten Bild der resultiere­nde Kontrast der einzelnen Hell-dunkel-muster mit Hilfe einer speziellen Software gemessen werden. Die höchste optische Leistung eines Objektivs liegt im Normalfall in der Bildmitte. Die filigranen Strukturen, die gerade noch mit einem definierte­n Restkontra­st erkennbar sind, stellen die Auflösungs­grenze der Optik dar. Je mehr Kontrast die Optik bei feinsten Strukturen liefert, desto besser ist sie.

Grenzauflö­sung der Kamera

Neben dem Objektiv beeinfluss­t die Kamera die Grenzauflö­sung des Gesamtsyst­ems. Die theoretisc­he Auflösung des Kamerasens­ors wird durch die Nyquist-frequenz beschriebe­n. Demnach muss zum Abnehmen eines Signals mehr als die doppelte Frequenz gegeben sein, um sich dem Ausgangssi­gnal möglichst ideal anzunähern. Bei Bildern kann demnach die Abtastfreq­uenz in Linienpaar­en pro Bildhöhe bestimmt werden. Da die Kamerasens­oren teils unterschie­dliche Pixelgröße­n besitzen (sie reichen von ca. 3,5 bis 14μm), ergibt sich ein theoretisc­hes physikalis­ches Auflösungs­vermögen von 7 bis 28 Mikrometer­n bei der Abbildung feinster Strukturen.

Von der Theorie zur Praxis

Die maximal höchste Auflösung wird somit durch die Grenzauflö­sung Ihres Objektivs und die Nyquist-frequenz Ihrer Kamera definiert. Demzufolge kann sich diese verändern, wenn Sie ein anderes Objektiv nutzen. Etwa wenn Sie statt mit einem Reisezoom mit einer MakroFestb­rennweite dasselbe Motiv fotografie­ren. Bei Letzterem fällt die Schärfe höher aus, da die Makrooptik mehr Linienpaar­e pro Bildhöhe auflöst. Begrenzt wird die maximale Auflösung natürlich weiterhin vom theoretisc­hen Maximum des Bildsensor­s – sowie von anderen Einflüssen. Wie der Wahl der Blende (Stichwort Beugungsun­schärfe), der Verschluss­zeit, der Iso-empfindlic­hkeit oder dem Lichteinfa­ll. Wollen Sie also mit der größtmögli­chen Bildschärf­e arbeiten, muss in der oben genannten Kette alles perfekt ineinander­greifen. Es gilt: Die maximale Auflösung ist nur so hoch wie ihr schwächste­s Glied.

Sechs extraschar­fe Kombis

Neben den zwei Auszügen aus der DigitalPho­to-bestenlist­e – mit den 20 schärfsten Objektiven und den zehn schärfsten Kameras – haben wir für Sie sechs Kamera-objektiv-kombinatio­nen gepaart, die sich durch ihre besonders hohe Auflösung auszeichne­n. Die Ergebnisse finden Sie auf der übernächst­en Seite. Der Gesamtwert der Sets liegt übrigens bei 21.467 Euro!

Am schärfsten fotografie­ren Sie mit dem Sony-set. Die spiegellos­e Vollformat­kamera 7R III löst bei ISO 100 3043 Linienpaar­e pro

Bildhöhe (LP/BH) auf, das angeschlos­sene Sony 85mm G-master bringt bei f/4 eine Maximalauf­lösung von 2558 LP/BH mit. Die momentan knackigste Spiegelref­lexkamera ist die D850 von Nikon. Sie erzielt bei ISO 100 3015 LP/BH und lichtet gemeinsam mit dem Nikon AF-S Micro Nikkor 105mm 1:2,8G VR feindetail­lierte Bilder ab. Genau wie die Canon EOS 5DS R, die auf 2821 LP/BH kommt, und die Sony Alpha 7R III besitzt auch die D850 keinen klassische­n Tiefpassfi­lter vor dem Bildsensor. Dieser mindert auf der einen Seite die Gefahr von Moiré-effekten (z. B. bei feinen Stoffstruk­turen), reduziert jedoch auf der anderen die maximale Grenzauflö­sung.

Bei Fujifilm wählen wir die X-T2 aus, die mit ihrem tiefpassfi­lterloser X-TRANS-CMOS III-SENsor im Aps-c-format bei ISO 100 2262 LP/BH auflöst. Zudem nutzen wir als Optik das Fujinon XF 56mm F1,2 R, das insgesamt am besten beurteilte Objektiv im Digitalpho­to-testlabor. In der Bildmitte messen wir 1987 LP/BH, den Maximalwer­t der Optik – bei Blende f/1,2! Bei f/2,8 kommt sie auf 1935, bei f/8 auf 1855 LP/BH. Olympus und Panasonic setzen traditione­ll auf den kleineren Micro-four-thirds-sensor, der sich in Sachen Bildqualit­ät jedoch in den letzten Jahren gemausert hat. So löst das LumixFlagg­schiff G9 bei kleinster ISO 1900 LP/BH auf, das Panasonic Leica Nocticron 42,5mm bringt es bei f/4 auf eigenen Höchstwert von 1944 LP/BH. Bei der Olympus OM-D E-M1 Mark II messen wir bei der kleinster ISO 1851 LP/BH, das verwendete M-zuiko Makro 30mm liefert bei f/5,6 eine höchstmögl­iche Auflösung von 1638 LP/BH.

Maximale Schärfe für Profis

Unter dem Strich kommen somit die schärfsten Aufnahmen von den drei teuersten Sets: Canon, Nikon und Sony. Alle drei liefern absolutes Profinivea­u – zum Profipreis. Die vergleichs­weise günstige und trotzdem sehr knackige Alternativ­e kommt von Fujifilm. Die X-T2 überzeugt mit dem Fujinon 56mm durch ihren besonderen Detailreic­htum – eine echte Empfehlung! Die Mft-modelle haben indes bei unserem Vergleich das leichte Nachsehen.

 ??  ?? Benjamin Lorenz, stellvertr­etender Chefredakt­eur und Leiter Digitalpho­toTestlabo­r, hat sechs besonders scharfe Kamera-objektiv-kombis für Sie getestet.
Benjamin Lorenz, stellvertr­etender Chefredakt­eur und Leiter Digitalpho­toTestlabo­r, hat sechs besonders scharfe Kamera-objektiv-kombis für Sie getestet.

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