Lightpainting in urbaner Kulisse
Lightpainter Zolaq zeigt seine Arbeitsweise
Stunde, sondern meist nur einige Minuten an und die Lichtsituation verändert sich von Minute zu Minute. Um also schnell und sicher auf die sich verändernden Verhältnisse reagieren zu können, sollten Sie die Bedienung Ihrer Kamera sowie die grundlegenden Funktionen aus dem Effeff beherrschen – das gilt natürlich auch für Zubehör wie Stativ, Fernauslöser und Co. Möchten Sie Ihr Motiv im tiefen Blau der blauen Stunde fotografieren, kann es zudem Sinn machen, etwas früher vor Ort, also an Ihrem Fotospot zu sein, um so in Ruhe Stativ und Kamera aufzubauen und die Komposition und den Bildausschnitt zu wählen – mit Licht gelingt dies nämlich sehr viel besser!
Lichter der Großstadt
Egal, ob glitzernde Wolkenkratzer-skyline oder leuchtende Lichtspuren vorbeifahrender Autos (siehe blauer Kasten auf Seite 62): Städte bieten Nacht- und Restlichtfotografen eine Vielzahl an reizvollen Motiven. Besonders wichtig hierbei: Finden Sie eine spannende Perspektive und einen geeigneten Standpunkt zum Fotografieren. Bei Stadtaufnahmen kann vor allem ein erhöhter Standpunkt tolle Ergebnisse erzielen: Durch den Blick von oben erhält der Betrachter einen Überblick über die Struktur der Stadt, die Lichter der einzelnen Häuser fügen sich zu einem weitläufigen Lichtermeer zusammen und erzeugen ein Bild mit schöner Tiefe. Ebenso spannende Fotos lassen sich jedoch auch durch das genaue Gegenteil erzeugen: Befinden Sie sich inmitten der Stadt und wählen Sie eine niedrige Perspektive zum Fotografieren, können Bilder mit besonders schöner Spannung und Dramatik entstehen (siehe Bildbeispiel auf Seite 63).
Gute Stadtaufnahmen erzielen Sie vor allem in der kurzen Zeit zwischen Sonnenuntergang und der tiefen Nacht: während der blauen Stunde. Hier erscheint der Himmel in einem tiefen Blau und erzeugt in Kombination mit den warmgelben Kunstlichtern der Stadt einen reizvollen Farbkontrast (siehe auch Kasten auf Seite 57). Zum Fotografieren während der blauen Stunde ist ein Stativ nötig. Ein Kabel- oder Fernauslöser hilft dabei, Vibrationen beim Auslösen zu vermeiden und im Bulb-modus auch länger als 30 Sekunden belichten zu können. Bei Stadtaufnahmen ist es zudem oftmals hilfreich, Bracketing zu verwenden (siehe Kasten auf Seite 64) oder manuell mehrere Belichtungen unterschiedlicher Länge aufzunehmen und diese später dann zu überblenden.
Porträts in der Nacht
Die Großstadt bei Nacht bietet sich darüber hinaus auch wunderbar als Kulisse für Porträts mit besonderer Bilddramatik an. So kann der Einsatz von Streiflicht oder Gegenlicht zum Beispiel für stimmungsvolle Silhouetten mit Lichtsäumen sorgen. In vielen Fällen genügen hierbei vorhandene Lichtquellen in der Umgebung, wie zum Beispiel das Licht einer Straßenlaterne, und ein entsprechend erhöhter
ISO-WERT. Und auch wenn das Umgebungslicht nicht genug Helligkeit bieten sollte, ist keine teure Blitzanlage vonnöten: Bereits mit Reflektor, Taschenlampe, Aufsteckblitz oder Led-licht lassen sich ausdrucksvolle Porträts kreieren. Übrigens, auch die Lampe Ihres Smartphones kann für eine ausreichende Ausleuchtung sorgen und attraktive Lichtreflexe in den Augen Ihres Models erzeugen.
Um mit vorhandenem Umgebungslicht scharfe Nachtporträts zu erhalten, gilt vor allem eins: Achten Sie auf eine kurze Belichtungszeit (ca. 1/100 Sekunden). Setzen hierfür den ISOWert herauf und nutzen Sie eine offene Blende, um einen ausreichenden Lichteinfall zu gewährleisten. Messen Sie mit der Spotmessung auf das Gesicht an, um aufgrund der dunklen Umgebung Überbelichtungen in diesem Bereich zu verhindern. Bietet die Umgebung nicht genug Hel-
ligkeit, um die Person vor der Kamera gut auszuleuchten, kann ein Reflektor Abhilfe leisten. Setzen Sie diesen ein, um das Licht von Straßenlaternen oder einer Taschenlampe gezielt auf das Model zu lenken.
Möchten Sie ein weiteres Led-licht nutzen, sollten Sie darauf achten, die Farbtemperatur des Lichts an die des Umgebungslichts anzupassen. Nutzen Sie ein Lichtstativ und positionieren Sie die Lichtquelle nah am Gesicht des Models, um eine weiche Ausleuchtung zu erreichen.
Landschaft in der Dunkelheit
Ein Genre, das sich nicht nur bei Tageslicht, sondern auch bei Nacht größter Beliebtheit unter Fotografen erfreut, ist die Landschaftsfotografie. Egal, ob im sanften Schein des Mondlichts oder während der blauen Stunde: Einsame Landschaften bei Nacht können magisch wirken und dem Titel „Zauber der Nacht“alle Ehre machen.
Befindet sich Ihr Motiv in der Natur – also fernab jeglicher Zivilisation und Lichtquelle –, sind sehr lange Belichtungszeiten garantiert und das Stativ wird zum absoluten Muss. Besonders schöne Ergebnisse erzielen Sie hier in Vollmondnächten sowie im Restlicht der blauen oder goldenen Stunde. Möchten Sie jedoch funkelnde Sterne am Firmament festhalten, sollten Sie in der tiefen Nacht zum Fotografieren in die Natur ziehen. Einen Einblick in die Welt der AstroLandschafts- und Polarlichtfotografie erhalten Sie in den Interviews mit Simone Cmoon auf Seite 69 und Delil Geyik (siehe rechts). Noch mehr Tipps und Tricks für das Fotografieren der Milchstraße finden Sie zudem im folgenden Praxisworkshop. Interessiert? Dann einmal weiter umblättern, bitte! (je)