Milchstraße gekonnt fotografieren
Tipps von Delil Geyik und Katja Seidel
Delil Geyik brennt für die Astrofotografie. Sein Wissen über die Sterne und die unendlichen Weiten des Alls hat sich der Fotograf über viele Jahre autodidaktisch angeeignet. Im Interview erklärt er, wie er sich auf Shootings vorbereitet und eindrucksvolle Milchstraßenbilder einfängt.
Delil, würdest du uns verraten, wo und zu welcher Uhrzeit das Bild entstanden ist?
Die Milchstraße fotografierte ich auf der Vulkaninsel La Palma – auf dem Roque de los Muchachos Observatorium gegen 4:30 Uhr. Den Vordergrund mit dem Steg fügte ich in der Nachbearbeitung hinzu. In der Astrofotografie ist die digitale Nachbearbeitung unumgänglich für mich. Ich nutze die Mittel der Fotografie und setze meine Visionen dann mit Hilfe der digitalen Nachbearbeitung in Kunst um.
Wo und wann ist die Milchstraße am besten zu sehen?
Der geprägte Teil der Milchstraße, also das Milchstraßenzentrum, ist zwischen März und September zu beobachten – das gilt insbesondere für die nördliche Himmelsphäre. Wie lange sie über dem Horizont steht, ist vom jeweiligen Längen- und Breitengrad des Standortes abhängig. Die beste Beobachtungszeit der Milchstraße ist im Sommer, sie zieht sich wie gewohnt von Norden nach Süden und in Begleitung des Milchstraßen-bandes sind auch folgende Sternbilder zu beobachten: Perseus, Kassiopeia, Schwan, Adler und Schütze.
Wie hast du dich vorbereitet?
Um mir ein genaueres Orientierungsbild machen zu können, nutze ich das soge-
nannte Stellarium-programm. Das Stellarium mit seiner Datenbank von etwa 600.000 Sternen ermöglicht mir, die Milchstraße und einzelne Sterne gezielt orten zu können. Um die Milchstraße beobachten zu können, ist eine dunkle Umgebung beziehungsweise ein Himmel ohne Lichtverschmutzung das wichtigste Kriterium für mich! Hilfreich hierfür ist zum Beispiel die App Planit for Photographer, die ich benutze, um mir ein Bild von der Bortle Skala (Ausmaß der Lichtverschmutzung) machen zu können oder auch gleichzeitig feststellen zu können, wann die NeumondPhase beginnt. Denn auch der Mond ist ein wichtiges Kriterium, da auch er Licht streut und mich hindern würde, die Milchstraße beobachten zu können. Was in der Astrofotografie wirklich schwer abzusehen ist, ist das Wetter. Ich entscheide mich immer wenige Tage vor dem geplanten Termin, ob es sich lohnt loszuziehen oder nicht.
Was ist für dich ansonsten besonders herausfordernd an der Astrofotografie?
In erster Linie natürlich die besonderen Momente zu spüren und in den richtigen Kontext zu setzen. Hinzukommt, die notwendige Technik so einzusetzen, damit aus diesen besonderen Momenten eine individuelle Geschichte wird. (je)