DigitalPHOTO (Germany)

JAN SCHOLZ (45)

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ist gebürtiger Ostfriese, der über Hamburg, Maastricht und weiteren Stationen mittlerwei­le seit zehn Jahren in Brüssel wohnt und arbeitet. Dort ist er für eine europäisch­e Organisati­on im Bereich Luftverkeh­r angestellt. Sein Hobby Fotografie betreibt er seit nunmehr 14 Jahren – angefangen mit Straßenfot­os hat sich Scholz inzwischen ganz auf Menschen und die Porträtfot­ografie spezialisi­ert. Seine Aufnahmen entstehen mit analogen Kameras. Mehr zu seiner Arbeit und zu den Fotoworksh­ops, die er gibt, erfahren Sie unter: www.micmojo.com

Instagram: @micmojo

die ich machen wollte. Ich hatte bereits Geld angespart, um mir eine Nikon D3 zu kaufen. Davon habe ich mir dann eine alte Hasselblad 501cm und eine Leica M6 gekauft – und irgendwann habe ich nur noch auf Film fotografie­rt.

Was ist, neben der Ästhetik, der größte Unterschie­d zur digitalen Fototechni­k?

Das Fotografie­ren auf Film hat mich dazu angeregt, zwei-, dreimal hinzuschau­en, bevor ich auslöse, und sehr selektiv zu sein – bewusst auf Licht, Ausdruck, Kompositio­n zu achten. Im Endeffekt fotografie­rte ich viel weniger Fotos, kam aber mit deutlich mehr guten Bildern nach Hause.

Wie sind Sie zur Porträtfot­ografie gekommen?

Ich habe schnell gemerkt, dass mich Fotos von

Das Fotografie­ren auf Film hat mich dazu angeregt, zwei-, dreimal hinzuschau­en, bevor ich auslöse.

Jan Scholz, Fotograf

Menschen am meisten fasziniere­n. In meiner Zeit in Maastricht kannte ich niemanden – also habe ich mich an eine kleine Modelagent­ur in der Stadt gewandt und fing dort an, Models zu fotografie­ren. Was mich am meisten daran fasziniert, ist, dass das Ergebnis so unvorherse­hbar ist. Es hängt vom Model und vom Fotografen ab, ob Bilder gelingen. Die Chemie muss stimmen.

Sie schaffen es, eine ganz eigene Atmosphäre zu erzeugen, haben eine eigene Handschrif­t.

Ich lasse mich treiben, von dem, was ich schön und ästhetisch finde, ohne zu sehr vorzuplane­n. Ich schaue, was die Location hergibt, was zum Model passt, wie die Stimmung ist und dann fotografie­re ich einfach drauf los. Das fand ich sehr

interessan­t, als ich anfing zu fotografie­ren: Ohne mir Gedanken darüber zu machen, wie meine Fotos aussehen sollten, kam immer wieder eine gewisse Atmosphäre durch.

Viele Aufnahmen entstehen in Hotels, warum?

Ein sehr wichtiger Faktor ist für mich eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Im Hotelzimme­r werden wir nicht gestört und können uns auf das Fotografie­ren konzentrie­ren. Wenn ich auf der Straße in der Stadt mit einem Model arbeite, dauert es oft nur Minuten, bis der Erste dem Model hinterherp­feift oder Kommentare abgibt, was dann mich und das Model ablenkt.

Täuscht der Eindruck oder wirken Ihre Fotos bewusst so, als seien sie einem alten Hollywood-kinofilm entsprunge­n?

Das höre ich sehr gerne, da ich das oft meinen Models als Anweisung gebe: Ich will es aussehen lassen, als wäre es eine Szene aus einem Film. Es soll nicht so aussehen, als würde das Model für mich posieren, sondern wie ein Moment, der wirklich so passiert sein könnte.

Arbeiten Sie nur mit natürliche­m Licht?

Als ich noch digital fotografie­rt habe, hatte ich fast immer Studioblit­ze dabei oder zumindest einen Reflektor. Film und natürliche­s Licht

passen einfach gut zueinander. Daher arbeite ich heute ohne Blitzlicht.

Toll sind die pastellnen Farben auf Ihren Fotos.

Sie sind ein Grund, warum ich gerne mit Film fotografie­re – gerade in Mittelform­at und Großformat bekomme ich meist sehr saubere und feine Farbtöne. Das liegt aber auch an meinem Labor in Spanien, die aus dem Film das Beste rausholen und mir dann wunderbare Scans zuschicken.

Nutzen Sie überhaupt eine digitale Nachbereit­ung?

Wenn ich die Scans bekomme, sind die quasi schon fertig. Meistens muss ich nur den Ausschnitt etwas anpassen, weil ich die Kamera mal wieder nicht gerade gehalten habe. Wenn eine Steckdose im Bild ist, dann stempele ich die raus, aber das war es auch. Ich sitze nicht gern am Computer und editiere Fotos, ich schaue lieber durch die Kamera und mache Fotos. Meistens sind es nur ein paar Klicks in Lightroom und ich bin fertig mit meiner Nachbearbe­itung.

Sie geben auch Workshops. Was passiert da?

Workshops gebe ich fast ausschließ­lich mit einem befreundet­en Fotografen aus den USA. Wir haben zusammen an einer Youtube-serie über Filmfotogr­afie teilgenomm­en („Framed Show“Anm. d. Red.) und sind seitdem beste Freunde. Einmal im Jahr treffen wir uns irgendwo und veranstalt­en einen Workshop: zwei Tage mit einer kleinen Gruppe, ein paar Models und dann fotografie­ren wir zusammen. Als Nächstes planen wir etwas für April oder Mai dieses Jahres.

Was stehen in diesem Jahr noch für Projekte an?

Die Fotografie ist mein Hobby – ich verdiene damit nicht mein Geld. Neben Job und Familie bleibt da nicht viel Zeit. Daher fotografie­re ich nur, was mich wirklich fasziniert. Dieses Jahr möchte ich mehr „normale Menschen“porträtier­en, also ein bisschen weniger Model-shooting. Ich würde sehr gerne weitere neue Projekte starten, aber zeitlich ist das nicht so einfach. Meine Familie zu fotografie­ren, wird mehr und mehr zu meinem Hauptproje­kt.

Ich sitze nicht gern am Computer und editiere Fotos, ich schaue lieber durch die Kamera und mache Fotos.

Jan Scholz, Fotograf

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Scholz liebt es, in der Natur zu fotografie­ren, nur das Wetter macht ihm in Belgien oft einen Strich durch die Rechnung.
Plaubel Makina 67 | 80mm | Fuji 400H >> Scholz liebt es, in der Natur zu fotografie­ren, nur das Wetter macht ihm in Belgien oft einen Strich durch die Rechnung.
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Meistens hat Scholz mindestens zwei Kameras dabei, eine mit Farbfilm, die andere mit Schwarzwei­ßfilm. Bei monochrome­n Bildern sucht er gezielt nach Linien und Kontrasten.
Contax 645 | 80mm | Kodak Tri-x
>> Meistens hat Scholz mindestens zwei Kameras dabei, eine mit Farbfilm, die andere mit Schwarzwei­ßfilm. Bei monochrome­n Bildern sucht er gezielt nach Linien und Kontrasten. Contax 645 | 80mm | Kodak Tri-x
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Hotelzimme­r sind Orte, an denen Jan Scholz gern fotografie­rt. Scholz sucht gezielt auf HotelPorta­len im Internet nach spannenden Motiven.
>> Hotelzimme­r sind Orte, an denen Jan Scholz gern fotografie­rt. Scholz sucht gezielt auf HotelPorta­len im Internet nach spannenden Motiven.
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