Donau Zeitung

Fliegende Reporter

TV Warum ARD und ZDF bei deutschen Spielen auf Privatjets umsteigen

- VON BASTIAN HÖRMANN

Augsburg Die Fußball-EM hat ihren nächsten Skandal. Es geht nicht um gute Nachbarn, nicht um korrigiere­nde Griffe in die Hose. Nein, diesmal ist es ernst: Das Team von ARD und ZDF fliegt per Privatjet zu den Deutschlan­dspielen! So ein Luxus!?

Darüber berichtete zuerst die renommiert­e FAZ, andere sprangen bald auf den Zug – respektive Flieger – auf. Die Sender reagierten prompt: „Wir haben uns für diese Lösung entschiede­n, weil sie mit Abstand die wirtschaft­lichste ist.“Der Rückflug vom Nordirland-Spiel in Paris kostete 14000 Euro Gebührenza­hlergeld, pro Mitarbeite­r also 450 Euro. Allein eine Übernachtu­ng in Paris hätte fast genauso viel gekostet. Außerdem müsse das Team morgens wieder aus dem deutschen Quartier in Évian am Genfer See berichten – das liegt 500 Kilometer von Paris entfernt. Es bleibt also wohl oder übel nur das Flugzeug.

Warum dann aber gleich ein Privatjet? Ganz einfach. Die nächsten Flughäfen sind entweder nachts geschlosse­n (Genf) oder so klein, dass gar keine Linienflie­ger landen (Annecy). Man stelle sich ohnehin nur mal vor: „Hallo Air France, wir bräuchten bitte 31 Tickets für den Flug XY. Ach, an diesem Abend ist in der Stadt ein Fußballspi­el? Sie haben keine Plätze frei?“Dann muss der Kameramann wohl in Paris zurückblei­ben.

Wenn sich die Sender wirklich unangreifb­ar machen wollten, müssten ihre Teams vom Stadion aus per Linienbus und S-Bahn zum Flughafen reisen und am Zielflugha­fen in den Regionalbu­s umsteigen. Skurril die Vorstellun­g, wie 31 Reporter, Experten, Kabelträge­r und Kameraleut­e nachts an einer französisc­hen Bushaltest­elle auf den nächsten Bus warten.

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