„Protz-Prinz“will zur Party nach Ischgl
Justiz Der Prozess gegen Marcus von Anhalt zeigt, was im Rotlichtmilieu als Arbeit gilt
Augsburg Prinz Marcus von Anhalt zeigt sich gerne als reicher Jetsetter. Und doch betont der gelernte Metzger aus Pforzheim, dass er immer hart gearbeitet hat, um Multimillionär zu werden. Auch wenn wohl nicht jeder seine Tätigkeiten als Arbeit bezeichnen würde. Seitdem der „Protz-Prinz“nicht mehr in U-Haft sitzt, arbeitet er an einem Comeback. Offenbar mit Erfolg. Für Freitag hat er eine Einladung zu einer großen Party nach
Ischgl.
Dort steigt von Freitag an die „Cart-Trophy“, ein ProminentenRennen zugunsten herzkranker Kinder. Mit illustren Namen wie Christina „Mausi“Lugner, Ex-Frau des Wiener Baulöwen Richard Lugner. 10000 Euro Gage soll Marcus von Anhalt bekommen. Das Problem: Er darf ohne Genehmigung des Gerichts nicht ins Ausland. Zudem hat ihm das Landgericht Augsburg erst kürzlich eine Reise nach Ibiza gestattet. Und er hat weitere Reisen beantragt: noch einmal nach Ibiza und nach Südfrankreich, wo eine Villa vom Hausmeisterservice in den zwei Jahren seiner Haft stark vernachlässigt wurde. Das Gericht tut sich schwer: Man will nicht den Eindruck erwecken, dass ein Angeklagter, der auf Kaution frei ist, nach Herzenslust reisen kann. Andererseits: Kann man ihm die Chance zum Geldverdienen nehmen? Am Nachmittag entscheidet das Gericht: Ibiza und Südfrankreich genehmigt, Ischgl abgelehnt – weil der Antrag zu spät gestellt worden sei, wie die Verteidiger Olaf Langhanki und Ariande Hepp enttäuscht berichten.
Im Rahmen des Steuerhinterziehungsprozesses interessiert sich das Gericht auch dafür, wie der „ProtzPrinz“in den Jahren vor der Verhaftung zu Geld gekommen ist. Das führt zu skurrilen Einblicken ins Rotlichtmilieu. Jedenfalls mutet es nicht sehr glamourös an, wenn ein Verantwortlicher eines FKK-Klubs des „Prinzen“schildert, wie Marcus von Anhalt persönlich bei einer Party von einem Thron aus einen OralsexWettbewerb moderierte. Der Mann beschreibt den 49-Jährigen als „Aushängeschild“des Klubs in der Nähe von Frankfurt, der auch gezielt in der Bankenmetropole Banker als Kunden gewinnen sollte.
Ein weiteres Betätigungsfeld: Der Adoptivprinz lässt laut dem Zeugen mehrere Leute einschlägige Sex-Foren mit erfundenen Erlebnisberichten aus seinen Bordellen und Klubs bestücken. Und offenbar hat „Prinz Protz“, der schon wegen Zeigens des Hitlergrußes bestraft worden ist, auch gute Kontakte in jüdische Immobilienbesitzer-Kreise. Nicht nur in Deutschland. Der Klub-Macher berichtet, wie einmal vier „jüdische Milliardäre“aus den USA eingeflogen wurden. Denen habe man neben sexuellen Dienstleistungen sogar koscheres Essen geboten.