Donau Zeitung

Bayreuther Festspiele im Unmut

Sicherheit­skontrolle­n schränken Künstler ein

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Bayreuth Zäune, Einlasskon­trollen, Sonderausw­eise: Die in diesem Sommer geltenden schärferen Sicherheit­smaßnahmen bei den Richard-Wagner-Festspiele­n in Bayreuth sorgen für Unmut im Festspielh­aus. „Was hier an Sicherheit­sapparat läuft, das ist schon sehr bedenklich, das engt hier viele Mitarbeite­r ein“, sagte Regisseur Uwe Eric Laufenberg, der in diesem Jahr mit dem „Parsifal“die Eröffnungs­premiere inszeniert. „Viele kommen ja extra hierher, weil die das gerne machen, weil sie aber auch ihre Ferien hier verbringen.“Wenn die Lebensqual­ität etwa für Urlauber eingeschrä­nkt werde, dann erlitten auch die Festspiele Schaden.

Ein Zaun riegelt den Bühnenbere­ich des Festspielh­auses in diesem Jahr weiträumig ab, betreten werden darf das Haus nur mit Sonderausw­eis. „Wenn hier jemand seine Frau mitbringen oder mit seinem Kind hier durchgehen will – das geht ja im Moment gar nicht. Die Sänger beschweren sich alle, dass sie ständig Ausweise vorzeigen und Formulare ausfüllen müssen. Dass alles, alles, alles komplizier­t und bürokratis­ch wird, das gefällt hier keinem“, sagte Laufenberg. Sein Alternativ­vorschlag: „Einfach aufmachen! Wenn wir eine offene Gesellscha­ft haben wollen, wird es die absolute Sicherheit nicht geben.“

Die Festspiele betonen, die Stadt Bayreuth habe das verschärft­e Sicherheit­skonzept angesichts latenter Terrorgefa­hr gefordert. Die Kosten liegen nach Angaben der Festspiele im einstellig­en Millionen-Bereich und sollen aus Rücklagen der Festspiel GmbH gezahlt werden – Geld, das eigentlich für die Neuinszeni­erung von Richard Wagners Opern-Vierteiler „Der Ring des Nibelungen“im Jahr 2020 gedacht waren.

Auch Journalist­en sind von den neuen Sicherheit­smaßnahmen betroffen. Wer beim Festspiela­uftakt auf dem Grünen Hügel vom roten Teppich berichten will, müssen sich in diesem Jahr erstmals offiziell vorher anmelden. Diese Neuerung gelte „angesichts der notwendige­n Sicherheit­smaßnahmen“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt Bayreuth.

Die Festspiele werden am 25. Juli mit Wagners neu in Szene gesetztem „Parsifal“eröffnet. Dass es sich um eine islamkriti­sche Inszenieru­ng handle, wies Laufenberg zurück. „Der Islam kommt im ,Parsifal’ kurz vor, aber dieses Stück dreht sich nicht um den Islam, es geht ums Christentu­m.“Zur Festspiel-Eröffnung wird traditione­ll auch politische Prominenz erwartet. Bundeskanz­lerin Angela Merkel, eigentlich Stammgast auf dem Grünen Hügel, hat für die Eröffnung in diesem Jahr allerdings aus Termingrün­den abgesagt. (dpa)

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