Donau Zeitung

Tod dem Ikea-Boss!

Kill Billy Skurriler Rachefilm voller Humor

- VON FRED DURAN

In jungen Jahren hat Harold (Bjørn Sundquist) ein Möbelhaus in einer norwegisch­en Kleinstadt aufgebaut, das seiner Familie ein Einkommen sicherte. Aber damit ist Schluss, als gegenüber eine riesige Ikea-Filiale eröffnet. Innerhalb von sechs Monaten ist sein Geschäft pleite. Seiner dementen Frau hat Harold versproche­n, sie nicht ins Pflegeheim zu bringen. Als er sein Verspreche­n brechen muss, stirbt sie mit einem „Du Wichser“auf den Lippen. Der zornige Witwer setzt sich in seinen alten Saab und fährt nach Schweden mit dem festen Entschluss, den Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Björn Granath) zu entführen und zur Rechenscha­ft zu ziehen.

„Kill Billy“ist ein Rachefilm, der die Vergeltung­sgelüste seines gealterten Helden mit Geschick und Unterhaltu­ngsvermöge­n ins Leere laufen lässt. Der Ikea-Boss erweist sich nämlich als ein seelenverw­andter Grantler, der die unprofessi­onellen Methoden seines Entführers rügt und mit Lebensweis­heiten wie „Nicht der Stuhl ist entscheide­nd, sondern der Mensch, der darauf sitzt“um sich wirft. Als Komplizin bietet Harold sich die 16-jährige Anhalterin Ebba (Fanny Ketter) an, die lieber einen Multimilli­onär entführt, als sich mit der trunksücht­igen Mutter herumzuärg­ern. Zwischen dem alten Mann und der Jugendlich­en entsteht eine vorsichtig­e Freundscha­ft, die zunehmend mehr in den Fokus der Geschichte gerät.

„Kill Billy“steht in der von Aki Kaurismäki geprägten Tradition des nordischen Kinos, das seine wortkargen Helden ohne Erfolgsver­sprechung gegen die Macht der gesellscha­ftlichen Verhältnis­se anrennen lässt. Bjørn Sundquist spielt die skandinavi­sche Version von Charles Bronson mit bierernste­r Miene und pointierte­r Selbstiron­ie. Anders als in amerikanis­chen Rachefilme­n weicht jedoch die Rage einem neuen, ganz anderen Gefühl. Über einige Längen tragen trockener Humor, skurrile Details und ein fabelhafte­r Hauptdarst­eller lässig hinweg. **** O

Filmstart in Augsburg

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