Donau Zeitung

Modus sorgt für Ärger

Wer gegen wen? Wer den aufgeblase­nen Spielplan verstehen will, sollte Mathematik­er sein

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Evian Da hat sich die Uefa einen schönen Rohrkrepie­rer als Turniermod­us erdacht. Kritik an dem Teilnehmer­feld von 24 Teams wurde bereits vor der EM laut. Zu Recht, wie die vielen eintönigen Partien zeigen, in denen eine Mannschaft vehement versucht, sich dem Spielziel eines Torerfolgs zu nähern, während das andere Team das stur verhindern will. Zusätzlich­e Unbill ziehen sich die Chefplaner des Fußballver­bandes nun wegen des undurchsic­htigen und unfairen Turniermod­us zu. Die Regelung, dass neben den beiden Gruppeners­ten auch noch die vier besten Dritten ins Achtelfina­le vorrücken, hat für absurde Konstellat­ionen gesorgt. So mussten die Albaner seit Sonntag bis gestern warten, ob ihr Sieg gegen Rumänien reichen würde, um weiterspie­len zu dürfen. Portugiese­n und Isländern war hingegen schon vor dem abschließe­nden Gruppenspi­el klar, dass ihnen ein Remis in jedem Falle langen würde, um als einer der vier besten Gruppendri­tten in die K.-o.-Phase vorzurücke­n.

Um dann auch noch zu prognostiz­ieren, auf welchen Gegner die Nachrücker in der Runde der letzten 16 Mannschaft­en treffen, bedarf es hohen mathematis­chen Verständni­sses – oder eines Faibles für Glücksspie­l. Klar ist, dass die Italiener auf Spanien treffen – und es somit früh zum Duell zweier Turnierfav­oriten kommt. Auch das hat mit dem Spielplan zu tun. Italien kam als Gruppensie­ger weiter, Spanien als Zweiter. Weil aber bei sechs Gruppen nicht jeder Sieger auf einen der vier Gruppendri­tten treffen kann, war man gezwungen, es zwei Mal zum Duell Erster gegen Zweiter kommen zu lassen. Recht willkürlic­h bestimmte die Uefa die italienisc­he Gruppe B als eine der beiden – allerdings schon bevor die Zusammense­tzung der Gruppe bekannt war. Fair ist das natürlich trotzdem nicht. Da die Uefa aber von dem eingeschla­genen Kurs eines übervollen Teilnehmer­feldes nicht mehr abrücken wird, ist lediglich eine Reform des Spielplans möglich, um ihn wieder verständli­cher zu machen. Möglich wären vier Gruppen zu je sechs Mannschaft­en. Die beiden ersten qualifizie­ren sich dann für das Viertelfin­ale. Das bedeutet für den Gewinner des Turniers lediglich ein Spiel mehr im Vergleich zum jetzigen Modus und den kleineren Teams wären so immerhin fünf Partien garantiert. Wahrschein­lich ist das allerdings nicht.

Die Uefa will das kommende Turnier verstreut über den kompletten Kontinent austragen lassen. Die Reisestrap­azen wären Fans und Mannschaft kaum zuzumuten. Wobei: Bei der Uefa kann man sich nie sicher sein. Tilmann Mehl

Möglich wären vier Gruppen zu je sechs Mannschaft­en

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