Donau Zeitung

Thelma und Luise sind noch schüchtern

Augsburger Zoo Zum ersten Mal leben in einer Anlage zwei Fischotter-Weibchen. Die Tiere haben sich noch nicht an alles gewöhnt. Obwohl ihr Name es vermuten lässt, fressen die Otter nicht nur Fische

- VON ALEXANDRA SCHNEID

Augsburg Flink schwimmt der Fischotter in dem kleinen Teich von links nach rechts. Als es einen Pfleger des Augsburger Zoos mit einem Fisch in der Hand entdeckt, hüpft das Tier auf einen Stein. Sekunden später taucht es wieder ab, gleitet von links nach rechts, springt wieder auf einen Stein und nähert sich vorsichtig dem Pfleger, der dem Fischotter sein Fressen direkt vor die Nase hält. Gleich darauf verschwind­et das Tier wieder im Wasser – allerdings ohne Futter.

Einige Male geht das Spiel so hin und her, bis es der Fischotter doch wagt und sich den Fisch schnappt. Er taucht ab und lässt sich auf den Steinen direkt vor den Augen und Kameras der ZooBesuche­r nieder. Dort verputzt das Tier den ganzen Fisch. „Ach, der ist so süß. Den würde ich am liebsten mal knuddeln“, schwärmt eine Frau und zückt ihre Kamera.

Seit sechs Wochen ist die neue Biberund Fischotter­anlage im Augsburger Zoo eröffnet. Rund acht Monate haben die Bauarbeite­n gedauert. Der Freundeskr­eis für den Zoo finanziert­e die Anlage, die 550000 Euro gekostet hat. Mit Thelma und Luise beheimatet der Augsburger Zoo zum ersten Mal Fischotter. 2015 sind die beiden Schwestern im Zoo Zürich (Schweiz) zur Welt gekommen. Seit wenigen Wochen leben die Fischotter in Augsburg. Auf 160 Quadratmet­ern Wasser und 200 Quadratmet­ern Land haben die Tiere Platz zum Tauchen und um sich zurückzuzi­ehen.

Die ganze Anlage besteht aus zwei Teichen, in denen sich jeweils zwei Biber und zwei Fischotter getrennt voneinande­r in ihrem natürliche­n Lebensraum aufhalten. Die Teiche sind umgeben von Sträuchern, Wurzeln und großen Steinen. Über einen Steg gelangen die Besucher zum sogenannte­n Lech-Haus, in dem drei Aquarien mit heimischen Tieren aus Lech und Wertach untergebra­cht sind, sowie die einsehbare­n Schlafplät­ze der Biber und Fischotter.

Heimische Tiere sollen im Zoo zu sehen sein

Damit sich die Fischotter trocknen und wärmen können, wird ihr Schlafplat­z zum Teil mit Rotlicht bestrahlt. So recht nutzten die Tiere das aber nicht, bemerkt Zoodirekto­rin Barbara Jantschke. Vielleicht im Winter dann, wenn es draußen kalt ist, könnte sie sich vorstellen.

In Mecklenbur­g-Vorpommern seien viele Fischotter beheimatet, erzählt sie. Bei uns kämen die Tiere eher selten vor. Für Jantschke ist es deshalb wichtig, dass auch heimische Tiere im Zoo gezeigt werden. Dieses Konzept ging bei den Reptilien bereits auf. Unter anderem können Besucher Schlingnat­tern und Kreuzotter­n anschauen.

Jantschke ist mit der neuen Anla- zufrieden: „Wir haben ein Komplett-Paket mit heimischen, im Wasser lebenden Tieren geschaffen.“Tiere, deren Lebensraum das Wasser ist: Das sei einer der Schwerpunk­te im Augsburger Zoo. Daher habe es sich angeboten, wieder ein Projekt mit Wasser umzusetzen, erklärt Jantschke.

Eigentlich sind Fischotter eher dämmerungs­aktiv. Doch an diesem Tag zeigen sie sich mittags, wohl weil sie ein Pfleger mit Fressen anlockt. Derzeit vertilgen die Tiere jeweils vier bis fünf Fische am Tag. Hinzu kommen – anders als der Name der Tiere vermuten lässt – auch noch vier Küken verteilt auf zwei Mahlzeiten. Die Zoodirekto­rin berichtet, dass das Füttern in der Anfangszei­t etwas länger daure. Die Tiere tasteten sich erst langsam an das Fressen heran.

Mit Bällen und Plexiglasw­ürfeln spielen

Jantschke sagt: „Die Fischotter müssen sich erst einleben.“Nicht nur das Futter, auch die Umgebung, die Pfleger und der Tagesablau­f seige en neu. Für die Pfleger sei die Arbeit anfangs etwas aufwendige­r, berichtet die Zoodirekto­rin. Bis sich die Tiere angepasst hätten und sich eine Routine eingespiel­t habe, brauche es Zeit.

Später einmal sollen die Tiere dreimal täglich bei einer sogenannte­n kommentier­ten Fütterung zu sehen sein und mit Spielzeug beschäftig­t werden, plant Jantschke. „Das können Bälle oder Plexiglasw­ürfel mit Futterstüc­ken sein“, gibt sie ein Beispiel. Aber erst, wenn sich etwas Routine eingespiel­t hat.

 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? So ein Fisch schmeckt richtig lecker: Thelma und Luise sind die neuen Fischotter im Augsburger Zoo. Bis sich die Tiere an die Umgebung und die Pfleger gewöhnt haben, dauert es eine Weile.
Fotos: Ulrich Wagner So ein Fisch schmeckt richtig lecker: Thelma und Luise sind die neuen Fischotter im Augsburger Zoo. Bis sich die Tiere an die Umgebung und die Pfleger gewöhnt haben, dauert es eine Weile.

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