Thelma und Luise sind noch schüchtern
Augsburger Zoo Zum ersten Mal leben in einer Anlage zwei Fischotter-Weibchen. Die Tiere haben sich noch nicht an alles gewöhnt. Obwohl ihr Name es vermuten lässt, fressen die Otter nicht nur Fische
Augsburg Flink schwimmt der Fischotter in dem kleinen Teich von links nach rechts. Als es einen Pfleger des Augsburger Zoos mit einem Fisch in der Hand entdeckt, hüpft das Tier auf einen Stein. Sekunden später taucht es wieder ab, gleitet von links nach rechts, springt wieder auf einen Stein und nähert sich vorsichtig dem Pfleger, der dem Fischotter sein Fressen direkt vor die Nase hält. Gleich darauf verschwindet das Tier wieder im Wasser – allerdings ohne Futter.
Einige Male geht das Spiel so hin und her, bis es der Fischotter doch wagt und sich den Fisch schnappt. Er taucht ab und lässt sich auf den Steinen direkt vor den Augen und Kameras der ZooBesucher nieder. Dort verputzt das Tier den ganzen Fisch. „Ach, der ist so süß. Den würde ich am liebsten mal knuddeln“, schwärmt eine Frau und zückt ihre Kamera.
Seit sechs Wochen ist die neue Biberund Fischotteranlage im Augsburger Zoo eröffnet. Rund acht Monate haben die Bauarbeiten gedauert. Der Freundeskreis für den Zoo finanzierte die Anlage, die 550000 Euro gekostet hat. Mit Thelma und Luise beheimatet der Augsburger Zoo zum ersten Mal Fischotter. 2015 sind die beiden Schwestern im Zoo Zürich (Schweiz) zur Welt gekommen. Seit wenigen Wochen leben die Fischotter in Augsburg. Auf 160 Quadratmetern Wasser und 200 Quadratmetern Land haben die Tiere Platz zum Tauchen und um sich zurückzuziehen.
Die ganze Anlage besteht aus zwei Teichen, in denen sich jeweils zwei Biber und zwei Fischotter getrennt voneinander in ihrem natürlichen Lebensraum aufhalten. Die Teiche sind umgeben von Sträuchern, Wurzeln und großen Steinen. Über einen Steg gelangen die Besucher zum sogenannten Lech-Haus, in dem drei Aquarien mit heimischen Tieren aus Lech und Wertach untergebracht sind, sowie die einsehbaren Schlafplätze der Biber und Fischotter.
Heimische Tiere sollen im Zoo zu sehen sein
Damit sich die Fischotter trocknen und wärmen können, wird ihr Schlafplatz zum Teil mit Rotlicht bestrahlt. So recht nutzten die Tiere das aber nicht, bemerkt Zoodirektorin Barbara Jantschke. Vielleicht im Winter dann, wenn es draußen kalt ist, könnte sie sich vorstellen.
In Mecklenburg-Vorpommern seien viele Fischotter beheimatet, erzählt sie. Bei uns kämen die Tiere eher selten vor. Für Jantschke ist es deshalb wichtig, dass auch heimische Tiere im Zoo gezeigt werden. Dieses Konzept ging bei den Reptilien bereits auf. Unter anderem können Besucher Schlingnattern und Kreuzottern anschauen.
Jantschke ist mit der neuen Anla- zufrieden: „Wir haben ein Komplett-Paket mit heimischen, im Wasser lebenden Tieren geschaffen.“Tiere, deren Lebensraum das Wasser ist: Das sei einer der Schwerpunkte im Augsburger Zoo. Daher habe es sich angeboten, wieder ein Projekt mit Wasser umzusetzen, erklärt Jantschke.
Eigentlich sind Fischotter eher dämmerungsaktiv. Doch an diesem Tag zeigen sie sich mittags, wohl weil sie ein Pfleger mit Fressen anlockt. Derzeit vertilgen die Tiere jeweils vier bis fünf Fische am Tag. Hinzu kommen – anders als der Name der Tiere vermuten lässt – auch noch vier Küken verteilt auf zwei Mahlzeiten. Die Zoodirektorin berichtet, dass das Füttern in der Anfangszeit etwas länger daure. Die Tiere tasteten sich erst langsam an das Fressen heran.
Mit Bällen und Plexiglaswürfeln spielen
Jantschke sagt: „Die Fischotter müssen sich erst einleben.“Nicht nur das Futter, auch die Umgebung, die Pfleger und der Tagesablauf seige en neu. Für die Pfleger sei die Arbeit anfangs etwas aufwendiger, berichtet die Zoodirektorin. Bis sich die Tiere angepasst hätten und sich eine Routine eingespielt habe, brauche es Zeit.
Später einmal sollen die Tiere dreimal täglich bei einer sogenannten kommentierten Fütterung zu sehen sein und mit Spielzeug beschäftigt werden, plant Jantschke. „Das können Bälle oder Plexiglaswürfel mit Futterstücken sein“, gibt sie ein Beispiel. Aber erst, wenn sich etwas Routine eingespielt hat.