Luxus, der die Stars träumen lässt
Tourismus Das Ritz Paris ist ein Ort der Reichen und Schönen. Die Designerin Coco Chanel war dort ein Dauergast. Nun ist das Haus renoviert. Ein Spagat zwischen Tradition und Moderne
Paris Dieser Raum würde Marcel Proust, wäre er noch am Leben, wohl gefallen – und das nicht nur, weil er nach ihm benannt ist. Im „Salon Proust“lässt sich der Besucher in einen der mit tiefrotem Samt bezogenen Sessel vor der Bibliothek sinken, während ihm französische Gebäckspezialitäten, von Madeleines bis Katzenzungen, serviert werden. Zu einer Seite hin offen, ermöglicht er einen ständigen Blick auf das Hoteltreiben, dieses Kommen und Gehen, das den französischen Schriftsteller für seine Romane inspiriert hat.
Wie schon zu Prousts Zeiten steigt im Pariser Ritz nicht jeder ab, sondern die internationale Crème de la Crème. Es kommen die Schönen, Mächtigen und vor allem die Reichen – wie sollte es anders sein bei Zimmerpreisen, die bei 1000 Euro anfangen und bis 28000 Euro gehen? So viel kostet eine Nacht in der üppigen „Kaiser-Suite“. Sie reicht auf den prestigeträchtigen Platz Vendôme, hat bis zu drei Zimmer und misst 335 Quadratmeter.
Bei der Eröffnung 1898 galt der Schweizer Hotelier César Ritz als Vorreiter. Sein Haus bot in jedem Zimmer Telefon, Strom und ein Bad mit Wanne an. Kritikern wie Oscar Wilde ging diese Modernität zu weit: „Wer will schon mit einer unbewegbaren Kloschüssel in einem Zimmer leben?“, fragte er verächtlich. Trotzdem wurde das Ritz schnell zum Grand Hotel: Dauergast Coco Chanel nannte es „mein Haus“, Charlie Chaplin reiste mit Familie an, Lady Diana verbrachte hier ihre letzte Nacht, bevor sie am 31. August 1997 bei einem Autounfall starb. Mit ihr kam Dodi Al-Fayed, der Sohn des ägyptischen Geschäftsmannes Mohamed Al-Fayed, um. Ihm gehört das Ritz seit 1979.
Seit er das Haus kaufte, ließ er keine größeren Arbeiten machen. Also beschloss er 2012 eine Rund- umrenovierung. Sie dauert fast vier Jahre. Anfang Juni öffnete das Ritz nun wieder – mit neuem Antlitz, das doch dem alten gleicht. Der New Yorker Architekt Thierry W. Despont ließ die prunkvollen Kronleuchter, die Goldverkleidungen und das klassisch-antike Mobiliar im Haus. César Ritz kaufte sie seinerzeit Schlössern ab. Auch historische Details wie die goldenen Wasserhähne in Schwanenform und Bademäntel in Pfirsichfarben für Frauen, die „dem Teint schmeicheln“, wie Hotelgründer Ritz wusste, blieben. Und doch ist etwas anders.
„Viele Stammgäste bedanken sich dafür, dass sie den gewohnten Geist wiederfinden“, sagt Anaïs Maës, die für im Ritz für die Kommunikation zuständig ist. „Zugleich ist alles heller, luftiger und offener, sodass sie uns fragen: Wo habt ihr nur den ganzen Platz gefunden?“Die Zahl der Zimmer und Suiten sank von 159 auf 142. Zugleich wuchs jene der Mitarbeiter auf mehr als 600.
In Zeiten nach den Terroranschlägen vom November, in denen die Pariser Hotellerie Umsatzrückgänge von bis zu 40 Prozent verzeichnen muss, investierte Al-Fayed 400 Millionen Euro in das Ritz. So entstand ein romantischer Garten mit weißen Rosen, wo Gäste und Besucher in Nischen Kaffee trinken können. Außerdem lockt ein weiterer Eingang, der von hinten in das Haus führt, Pariser und Touristen in eine elegante, neu entstandene Galerie. In 95 Vitrinen sind luxuriöse Mode-Accessoires ausgestellt.
Und das Ritz hat nun einen „Concept Store“. Dort gibt es hauseigene Produkte – vom „Ritz-Monopoly“bis zum Gourmet-Koffer. Denn das Ritz Paris ist längst eine Marke – nicht zuletzt dank der berühmten Gäste von „Mademoiselle Chanel“bis Ernest Hemingway, der jenen berühmten Satz äußerte: „Wenn ich von einem Leben nach dem Tod träume, dann findet es immer im Ritz in Paris statt.“