Donau Zeitung

„Ich hatte auch schon einen Herzinfark­t“

Interview Ende der 90er Jahre hatte Lou Bega mit Mambo Number 5 einen Superhit. Er tourte um die ganze Welt. Doch der Erfolg ließ ihn auch die Schattense­iten des Musikgesch­äfts kennenlern­en

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Lou Bega, lange nichts von Ihnen gehört, jetzt haben Sie ein neues Album. Lou Bega: Das letzte liegt ja schon einige Jahre zurück. Damals arbeitete ich viel in Augsburg und die Single „Sweet like Cola“habe ich mit dem Augsburger Produzente­n Wolfgang von Webenau gemacht.

17 Jahre sind seit Ihrem Superhit Mambo Nr. 5 vergangen. Was ist passiert in Ihrem Leben? Bega: Nach dem Mambo war ich zwei, drei Jahre nur in der Welt unterwegs. Das ist bis heute so. Der Mambo ist ein Klassiker geworden. Erst vor kurzem war ich in Mexiko auf einem Festival. Es ist verrückt!

Können Sie das Stück noch singen oder ist es bei Ihnen innerlich abgenudelt? Bega: Nein, das ist wie mit einem Baby, das wächst. Es ist wunderschö­n bei der Geburt und auch nach 18 Jahren. Man verstößt sein Kind ja nicht – und schon gar nicht, wenn es so beliebt ist. Ich will mich nicht mit Prince vergleiche­n, aber wie die meisten ihn mit „Purple Rain“verbinden, ist es bei mir mit dem Mambo. Wenn ich sterbe, steht vielleicht ein Fünfer auf meinem Grabstein.

1999 war die Clinton-Affäre mit Monica Lewinsky und dazu lief Ihr Hit mit Monica pausenlos im Radio. Bega: Es war seltsam. Ich konnte die Affäre nicht voraussehe­n. Das war ideales Futter für Satiriker in den USA. Ich habe einen Bekannten, der in US-Regierungs­kreisen arbeitet, und ich hätte Frau Clinton treffen können. Wir haben es aber abgeblasen, weil Journalist­en wahrschein- lich sofort die Verbindung zur Lewinsky-Affäre hergestell­t hätten.

War das damals der beste Sommer Ihres Lebens? Bega (grübelt ein wenig): Auf eine bestimmte Art, ja. Mein Vater ist im März gestorben und im April begann der Siegeszug des Mambo. Immer mehr Anfragen kamen aus Japan, Australien und den USA und sonst woher. Ich war damals emotional und finanziell ziemlich am Ende. Das Hobby Musik wollte irgendwie nie so richtig zum Beruf werden. Plötzlich war alles anders.

Sie müssen dank Ihres Superhits nie mehr arbeiten. Was machen Sie den ganzen Tag? Bega: Dass ich nicht mehr arbeiten muss, ist übertriebe­n. Rein finanziell vielleicht, aber natürlich arbeite ich. Und ich bin Geschichts­freak. Alles, was Vergangenh­eit ist, interessie­rt mich. Ich versuche zudem, mich zu bilden – für das eigene Wohl.

Haben Sie noch die Ambition, neue Hits zu schreiben? Bega: Klar würde ich gerne Hits schreiben. Ich mache das einfach aus Freude, und es ist schön, wenn ein Song von vielen gehört wird. Aber es war nie das Ziel, einen Welthit zu schreiben. In den Tagen, als ich ganz bewusst einen Hit machen wollte, funktionie­rte es nicht.

Eines der aktuell dominieren­den Themen sind die Flüchtling­e. Wie stehen Sie zu der Situation? Bega: Die Kriege, die heute geführt werden, sind so schwer durchschau­bar. Es gibt keine Guten oder Schlechten mehr. Die meisten Flüchtling­e sind arme Wesen. Ich glaube, kaum einer flieht, wenn daheim alles in Ordnung ist. Ich weiß das von meinem Vater.

Erzählen Sie. Bega: Er war unter dem Machthaber Idi Amin Student. Jeder, der damals in Uganda zur intellektu­ellen Elite gehörte, war des Todes. Er hätte meinen Papa wohl den Krokodilen im Victoriase­e zum Fraß vorgeworfe­n. Da musst du abhauen. Ich muss Idi Amin allerdings fast dankbar sein, sonst wäre ich nicht der, der ich bin. Aber ich habe auch für diejenigen Verständni­s, die heute angesichts der vielen Flüchtling­e Bedenken äußern. Aber von einem bin ich felsenfest überzeugt: Der Hauptmotor dieses Universums ist die Liebe, auch wenn das kitschig klingt.

Die Musikwelt trauert in diesen Monaten um viele Künstler. Zuletzt starb Prince. Wer war für Sie der größte aller Musiker und Komponiste­n? Bega: Michael Jackson und Prince waren für mich sehr berührend. Sie waren so unterschie­dlich und doch ähnlich. Ich finde es richtig seltsam, dass die beiden weg sind.

Glauben Sie, dass es Zufall ist, dass zurzeit so viele Künstler sterben? Bega: Ich glaube nicht an Zufall. Da geht etwas vor, noch wissen wir nicht was, aber es wird sich in nächster Zeit offenbaren. Ich hatte nach zwei, drei Jahren Extremstre­ss übrigens auch ein Erweckungs­erlebnis. Ich hatte 2001 einen stillen Herzinfark­t, der erst später festgestel­lt wurde. Ich überlebte. Damals habe ich zu viel gemacht und zu wenig geschlafen. Interview: Josef Karg

Lou Bega, 41, geboren in München als David Lubega, ist ein deutscher Latin-Pop-Sänger. Bega lebt heute in Berlin.

 ?? Archivbild: dpa ?? Lou Bega wurde vor allem durch seinen Hit „Mambo Number 5“bekannt. Er machte ihn zum Weltstar, obwohl er noch andere Erfolge feierte. Doch in den ersten Jahren seiner Karriere lief nicht alles glatt.
Archivbild: dpa Lou Bega wurde vor allem durch seinen Hit „Mambo Number 5“bekannt. Er machte ihn zum Weltstar, obwohl er noch andere Erfolge feierte. Doch in den ersten Jahren seiner Karriere lief nicht alles glatt.

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