Bande schickt junge Diebe quer durch Europa
Prozess Rumänische Eltern sollen ihre Kinder beauftragt haben zu stehlen. Es wäre die bislang größte bekannte Serie
Berlin Nach jahrelangen Ermittlungen wegen organisiertem Taschendiebstahl stehen in Berlin Eltern als mutmaßliche Drahtzieher einer riesigen Serie vor Gericht. Ein 45-Jähriger und seine 46 Jahre alte Frau sollen von Rumänien aus zwei eigene Kinder und weitere junge Diebe zu Teams zusammengestellt und zum Stehlen nach Berlin geschickt haben. Die Verteidiger sagten zu Prozessbeginn im Landgericht, die Angeklagten würden sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern.
Die Eltern, die aus der ostrumänischen Stadt Iasi stammen, müssen sich wegen banden- und gewerbsmäßigen Diebstahls verantworten. Sie hätten ihre damals 14- und 16-jährigen Kinder „fortdauernd direkt oder telefonisch durch Drohungen und ständiges Auffordern zur Begehung der Taschendiebe angehalten“, heißt es in der Anklage. Vater oder Mutter hätten die erbeuteten Gelder täglich kontrolliert und dafür gesorgt, dass sie nach Rumänien kommen.
Insgesamt geht es um 29 Diebstähle in der Zeit von Oktober 2013 bis März 2014. Ein starker Anstieg von Taschendiebstählen in Berlin war im Jahr 2013 Auslöser des laut Staatsanwaltschaft bislang europaweit größten Verfahrens. 79 Verdächtige, die zu drei Großfamilien gehören sollen, wurden ermittelt – darunter sieben mutmaßliche Drahtzieher und 54 zumeist minderjährige Diebe, die in Berlin aktiv gewesen sein sollen.
Vor vier Wochen gab es schon einen Pilotprozess gegen Hintermänner. Er hatte zur Verurteilung von drei Angeklagten – ein Paar und sein Sohn aus Iasi – geführt. Sie gestanden und erhielten Strafen bis zu dreieinhalb Jahren Haft. Im zweiten Prozess forderten die Verteidiger zunächst die Aussetzung des Verfahrens. Die Akten seien nicht vollständig. Ob sich die beiden Angeklagten zu einem späteren Zeitpunkt äußern werden, blieb zunächst offen. Der Prozess wird am 29. Juni fortgesetzt. (dpa)