(Fast) baden gegangen
Dienstagabend, 18.40 Uhr. Wie jeden Tag betritt Maxwell das Dillinger Eichwaldbad, um nach den morgendlichen auch seine abendlichen Aqua-Jogging-Bahnen zu ziehen. Etwas erstaunt registriert er, dass außer den HardcoreDauerschwimmern nicht mal ein Dutzend Männer sich im Wasser tummeln. Die Damen sind in der Überzahl. Nach etwa sechs seiner zwölf Bahnen frägt ihn eine Mitschwimmerin: „Na, auch ein Fußballverweigerer?“Maxwell dachte sich zunächst nichts dabei, bis er vom freundlichen Schwimmmeister Kummer ohne große Fragerei erfuhr: „BR 5 sagt 1:0“. Maxwell: Was denn, wer denn? Unsere spielen doch erst um 21 Uhr!
Auch hier, Maxwell hätte es wissen müssen, hätte sich ein Blick in die Heimatzeitung gelohnt. Nur, wegen der vielen „Nebenjobs“(Schwimmen, Clematis schneiden, Rasengittersteine säubern, Essen, Mittagsschlaf, Schwimmen), wollte er sich die Lektüre für den Abend (vor dem Spiel) aufheben. Pech gehabt. Man muss unsere Heimatzeitung gleich am Morgen von hint’ bis vorn’ lesen – dann hätte Maxwell gewusst, dass er seine Schwimmrunde vorverlegen sollte …
Der Rest des Abends ist (mehr oder weniger) schnell erzählt: Im Kaufland (zwecks schneller Brotzeit aufgesucht) herrschte gähnende Leere (nur zwei Kassen besetzt), doch am türkisch-griechischen Spezialitätenstand, dessen Inhaber streng den Ramadan einhält und in Verkaufspausen brav den Koran liest, nölt ein Tablet vor sich her. Immer noch 1:0, die Polen aber auch. Jetzt heim und den Rest am „Tivi“anschauen? Nein, schon egal. Ab in die Sportparadies-Sauna. Schon an der Getränke-Theke der erste Monitor. Immer noch kein zweites Tor, trotz drückender Überlegenheit. Aber „Schweini“, Maxwells Lieblingsspieler (seit Uwe Seeler), ist drin. An den ErgoFahrrädern der Riesen-Flachbildschirm, aber nur dasselbe Bild. Geduscht, geschwitzt, geduscht, geseift, geduscht, abgetrocknet, kurz geruht und zurück an die Theke: Alles schon vorbei. Trainer Jo freundlich wie knapp: „1:0, 1:0“.
Das Fazit aus der „verpennten“EM-Begegnung? Viel gehört, wenig gesehen, viel Platz zum Schwimmen und Einkaufen gehabt, sogar die Sauna hatte er allein für sich – plus den gesamten Ruheraum. Versäumt? (Fast) nichts. Die Lehre daraus? Maxwell wird die Zeitung nur noch morgens lesen, um sich nicht zu „verschwimmen“.