Frieden für Kolumbien
Analyse Wie der längste Bürgerkrieg Lateinamerikas beendet wurde
Bogotá Einer der ältesten bewaffneten Konflikte der Welt wird beendet. Dabei hätten die Gegensätze eigentlich nicht viel größer sein können, als vor knapp vier Jahren die Friedensgespräche der linksgerichteten Guerilla-Organisation Farc mit der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos starteten. Auf der einen Seite steinreiche Vertreter der kolumbianischen Oligarchie, auf der anderen die verbohrten Betonköpfe brutaler Linksextremisten. Und doch fanden beide Seiten einen Gesprächsfaden, eine gemeinsame Linie. Das hat nur deshalb geklappt, weil sowohl Santos als auch FarcChef Rodrigo Londoño alias „Timochenko“das Land über ihre eigene Karriere stellten.
Santos ist wegen der Gespräche mit den als Terroristen verschrienen Guerilleros im eigenen bürgerlichen Lager scharf kritisiert worden. Und auch aus den Reihen der Farc war zu vernehmen, dass einige Kameraden fragten, warum so viele „Compañeros“ihr Leben gelassen hätten, wenn nun doch nicht mehr der marxistische Staat das Ziel sein soll.
Der Dialog als Mittel zur Lösung politischer Konflikte, so groß die Unterschiede auch sein mögen, hat ein Comeback gefeiert. Kolumbien hat es vorgemacht. Die Erfahrung, die Santos in diesen Friedensgesprächen sammelte, werden ihn zu einem wichtigen Ratgeber bei anderen internationalen und nationalen Konflikten machen.
Schon in zwei Jahren endet seine Amtszeit. Danach braucht das Land einen anderen Typus Politiker: einen Manager, der Kolumbien modernisiert, die Wirtschaft an ihre Verpflichtungen in puncto sozialer Gerechtigkeit erinnert und der unbelastet von den blutigen Auseinandersetzungen der letzten Jahre ist.
Juan Manuel Santos erhält vielleicht bis dahin den Friedensnobelpreis. Auf jeden Fall steigt der kolumbianische Präsident in eine Liga auf, in der die großen Versöhner und Gestalter dieser Welt zu Hause sind.