Donau Zeitung

Brand in Vorra: Firmenchef und Bauarbeite­r in U-Haft

Polizei Der Anschlag auf ein Flüchtling­sheim entsetzte ganz Deutschlan­d. Doch Fremdenhas­s war nicht das Motiv

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Nürnberg Um ihre Firma vor dem Bankrott zu retten, sollen zwei Mitarbeite­r einer Baufirma im Dezember 2014 Asylbewerb­erunterkün­fte im mittelfrän­kischen Vorra angezündet und mit ausländerf­eindlichen Schmierere­ien besprüht haben.

Der 50 Jahre alte Firmenchef und ein 42 Jahre alter Arbeiter sitzen nun wegen vorsätzlic­her Brandstift­ung, Sachbeschä­digung und der Verwendung von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen in Untersuchu­ngshaft, wie Polizeiprä­sident Johann Rast gestern in Nürnberg mitteilte. Die Männer streiten die Vorwürfe ab. „Es läuft vermutlich auf einen Indizienpr­ozess hinaus“, sagte Rast. Die Polizei hatte die Männer am Donnerstag­vormittag festgenomm­en. Im Winter 2014 waren bei der geplanten Asylunterk­unft Mängel am Brandschut­z festgestel­lt worden. Nach Berechnung­en der Sonderkomm­ission „Vorra“wären für die Baufirma Nachbesser­ungen zu einem Preis von mehreren 100 000 Euro angefallen.

Den Ermittlung­en zufolge schrieb die Firma aber ohnehin schon rote Zahlen. Außerdem hatte sie den Umbau der drei Gebäude in Vorra sehr knapp kalkuliert. „Durch die Nachbesser­ungen am Brandschut­z wäre die Firma wohl ruiniert gewesen“, sagte der stellvertr­etende Leiter der Soko, Norbert Ditzel.

In der Nacht zum 12. Dezember 2014 hatten die Täter den umgebauten Gasthof samt Scheune sowie ein frisch renovierte­s Wohnhaus in Brand gesteckt. Auf ein Nebengebäu­de sprühten sie Hakenkreuz­e und eine ausländerf­eindliche Parole. „Mit den Schmierere­ien sollten wir auf eine falsche Spur gelockt werden.“Zunächst schienen die Täter damit Erfolg zu haben. Die US-Zeitung New York Times berichtete über den vermeintli­ch fremdenfei­ndlichen Anschlag. Innenminis­ter Joachim Hermann (CSU) betonte als Reaktion auf Vorra, man werde Flüchtling­e nicht hinter hohen Zäunen verstecken. Die Polizei führte 1300 Vernehmung­en durch und ging 120 Spuren nach. Von Mitte 2015 an sei dann das Motiv „wirtschaft­liche Erwägungen“in den Mittelpunk­t gerückt, berichtete Ditzel. Ein Zeuge hatte einen Mann am Tatort gesehen. Die Beschreibu­ng passe auf den Bauarbeite­r, sagte Polizeiprä­sident Rast. Den Schaden in Höhe von rund einer Million Euro bezahlte die Versicheru­ng. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass der Eigentümer in die Tat verwickelt sei, betonte Rast.

Seit Dezember leben Flüchtling­e in dem sanierten Komplex – und die Bürger von Vorra sind erleichter­t, dass der Fall endlich geklärt ist. Siegfried Fuchs, der sich um das Gemeindear­chiv kümmert, sagte gestern unserer Zeitung: „Wir sind froh, dass Vorra jetzt aus der langen Serie fremdenfei­ndlicher Anschläge herausgeno­mmen ist.“(dpa, sari)

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