Wenn der Tod zu früh kommt
Kinderpalliativzentrum in München eröffnet
München Auf einem Tisch türmt sich buntes Spielzeug, auf den kleinen Betten sind Giraffen und andere wilde Tiere abgebildet. Im Kinderpalliativzentrum in MünchenGroßhadern erinnert nur wenig an ein Krankenhaus, hinter den bunten Wänden vermutet niemand das große Leid der kleinen Patienten. Seit Mitte April bietet das neue Zentrum Platz für bis zu acht Kinder und deren Familien, heute wird es offiziell eröffnet.
Es ist das erste Haus dieser Art in Süddeutschland, ein zweites gibt es in Datteln in Nordrhein-Westfalen. Die meisten ihrer Patienten hätten eine angeborene Krankheit, am häufigsten seien Nervenkrankheiten, sagt die Leiterin, Professor Monika Führer. Das höchste Ziel der Ärztin und ihrer 25 Mitarbeiter sei es, den Gesundheitszustand der Kinder so weit zu stabilisieren, dass sie wieder nach Hause können.
Für die jungen Patienten sei die Anwesenheit der Eltern wichtig, sagt Führer. Sie können rund um die Uhr da sein und werden auch psychologisch betreut. Wenn das eigene Kind vor einem selbst gehen müsse, dann sei das „einer der schwersten vorstellbaren Schicksalsschläge“.
Bereits seit 2003 gibt es am Klinikum der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität eine ambulante Versorgung für Kinder mit einer lebensverkürzenden Krankheit. Momentan betreut das Team rund 50 junge Patienten aus der Region. Die Mitarbeiter fahren jeden Tag bis zu 100 Kilometer, um der heimischen Versorgung, „dem größten Wunsch der meisten Kinder und Eltern“, so Führer, nachzukommen.
Neben der medizinischen Versorgung führt ihr Team viele Gespräche. „Jüngere Kinder fragen nicht nach der Zukunft, sie leben im Jetzt“, sagt sie. Häufig hätten sie bildliche Vorstellungen vom Tod. „Ich kann mich an einen kleinen Jungen erinnern, der die Vorstellung hatte, dass ihn ein roter Drache abholen würde.“Dieses tröstliche Bild habe dem Kind sehr geholfen, aber auch seiner Familie. Jugendliche verstünden den Tod hingegen vollständig, sagt die Ärztin. „Sie fragen danach, was sie nicht mehr erleben können.“Oft gehe es darum, noch etwas Bestimmtes zu erreichen – „den 18. Geburtstag, den Führerschein oder einen Freund oder eine Freundin gehabt zu haben“.
Antonia Hofmann, dpa