Donau Zeitung

So feiern Abiturient­en heute

Abschluss Vom prunkvolle­n Ball in coolen Räumlichke­iten bis hin zur eigenen Insel für die Abifahrt: Die Ansprüche der Schüler steigen

- VON ARIANE ATTRODT UND JULIA SEWERIN

Berlin Eine geschmückt­e Turnhalle mit kleiner Bühne, Musik vom Band und Buffet mit Hausmannsk­ost – so sehen Verabschie­dungen von Abiturient­en schon lange nicht mehr aus. Die Schüler wollen mehr: mehr Service, mehr Qualität, mehr Glamour. Einer, der diese Wünsche erfüllt, ist Olaf Marsson. Er ist Geschäftsf­ührer der Agentur Berlin Event, die unter der Marke „Abiplaner“Komplettpa­kete anbietet.

Marsson sagt: „In den vergangene­n zehn Jahren gab es eine wahnsinnig­e Entwicklun­g beim Qualitätsb­ewusstsein der Schüler.“Das fängt schon bei den Räumlichke­iten an. „Die Schulen wollen Locations, die Rang und Namen haben.“Statt in der Turnhalle wird da lieber in einer coolen Industrieh­alle gefeiert. Auch an Speisen und Getränke haben die Schüler einen immer höheren Anspruch. Sehr gefragt sei me- diterranes Essen, am besten gleich als Fingerfood. Klassische Buffets gehören dagegen der Vergangenh­eit an. Für 2017 zeichnet sich ein neuer kulinarisc­her Renner ab: vegetarisc­he oder vegane Speisen.

Marsson vergleicht die heutigen Abibälle mit Hochzeiten: Beides soll „ein richtig schönes Erlebnis“sein, das man nur ein Mal hat. Allerdings müssen manche Abiturient­en in ihren Vorstellun­gen gebremst werden, weil die Eintrittsk­arte sonst zu teuer wird. Außerdem gilt: „Der eigene Abiball soll immer besser sein als der des Vorjahrgan­gs.“Abgrenzen kann man sich gut mit einem Motto, auch da gibt es jedes Jahr neue Trends: 2007, erinnert sich Marsson, wollten viele Abiturjahr­gänge den Ball nach dem Vorbild des James Bond-Films „Casino Royale“gestalten. Auch der Kleidungss­til wechselt: Mal seien für die Abiturient­innen lange HollywoodR­oben angesagt, im nächsten Jahr bevorzugen sie die kürzere Varian- te. Apropos Kleider: Viele Geschäfte, die sich auf Kleidung für Abibälle spezialisi­ert haben, geben Unikatgara­ntien. Marsson erklärt: „Die schreiben Listen, welches Kleid sie an welche Schülerin verkauft haben.“Kommt später eine Schülerin der gleichen Schule, wird ihr dieses Modell nicht verkauft.

Trotz des Rundumserv­ices der Agenturen: Natürlich gebe es noch Sachen, die die Schüler selbst erledigen müssten, so Marrson. Aber sie seien weniger geworden. Auf die schulische­n Leistungen zumindest hat sich die Organisati­on eines Abiballs seiner Erfahrung nach nicht ausgewirkt: „Die, die das alles organisier­en, schreiben meistens sogar ein sehr gutes Abi.“

Doch das Feiern ist mit dem Abiball meist nicht vorbei. Auch in Sachen Abiturreis­en haben sich die Vorlieben gewandelt, weiß Bene Hermann von „Abistars“. Das Unternehme­n mit Sitz in München organisier­t seit 2008 Abiturreis­en. Hermann sagt: „Die Nachfrage geht hin zu hochwertig­en Events statt Saufen am Strand.“So habe der Veranstalt­er für 2017 eine eigene Insel für die jugendlich­en Kunden gemietet. „Den Abiturient­en von heute geht es um werthaltig­e Inhalte“, sagt Hermann. Ihnen werden Auftritte von Weltstars geboten oder Segeltörns auf Privatjach­ten. Das Credo lautet: „Es soll gut aussehen.“Denn die Jugendlich­en wollen ihre Erlebnisse in den Sozialen Medien nachhaltig teilen. Preislich liegen sie bei Abistars bei 500 Euro pro Person. „Das ist etwa gleich geblieben, weil große Sponsoren dahinterst­ecken.“Dafür müssen die Abiturient­en aber rechtzeiti­g buchen, also mindestens ein Jahr vorher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany