Die Brexit-Folgen für den britischen Sport
Zukunft Kommen weniger Fußballprofis aus der EU? Einige Sportstars sind verärgert
London Der Brexit stürzt auch den britischen Sport in eine ungewisse Zukunft. Ohne EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs hätten allein rund 100 aktuelle FußballProfis der Premier League keine Arbeitserlaubnis erhalten, darunter auch mehrere Deutsche. Ein Überblick der möglichen Folgen des Votums für einen EU-Austritt Großbritanniens und Reaktionen von britischen Sport-Stars:
Fußball Berufsfußballer mit Pass eines EU-Mitgliedslandes dürfen bislang ohne Einschränkung in die Premier League und weitere britische Fußball-Ligen wechseln. Die Auflösung der Verträge zwischen der EU und Großbritannien wird noch dauern. Sollte es keine neuen Ausnahmeregeln geben, würden aber künftig solche Profis wie Akteure aus einem Nicht-EU-Staat behandelt. Für diese gelten strenge Kriterien des Innenministeriums – so hängt die Erteilung einer Arbeitserlaubnis von der Weltranglistenposition des Herkunftslandes und den Länderspielen des Spielers ab.
Demnach muss ein Profi aus einem Top-10-Land mindestens 30 Prozent der möglichen Länderspiele der vergangenen zwei Jahre bestritten haben. Unter diesen Regeln hätten beispielsweise Cristiano Ronaldo als junger Spieler und Frankreichs aktueller EM-Held Dimitri Payet nicht nach England wechseln können. Auch viele deutsche Profis wie Robert Huth oder Emre Can wären betroffen gewesen. Eine rückwirkende Aberkennung der Arbeitserlaubnis ist aus Expertensicht aber unwahrscheinlich.
Ohne neue Sonderregeln für Europäer wird der Pool der verfügbaren ausländischen Profis für die Premier-League-Klubs kleiner, die Ablösesummen würden noch weiter steigen. Experten erwarten jedoch, dass das Innenministerium der Liga aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung auf irgendeine Weise entgegenkommen würde. Ein Wertverlust des britischen Pfunds könnte ebenfalls einen Nachteil auf dem internationalen Transfermarkt bringen. Schon bei den Arbeitsregeln für Nicht-EU-Spieler hatte der englische Verband FA auf den Schutz einheimischer Profis gedrängt. Sollten nun neue Ausnahmebestimmungen verhandelt werden, dürfte wieder die Diskussion über eine striktere Briten-Quote aufflammen – zumindest für den vom Verband kontrollierten FA-Cup.
Formel 1 Acht der elf Rennställe der Motorsport-Königsklasse haben ihren Sitz in England. Chefvermarkter Bernie Ecclestone war ein Brexit-Befürworter und meint: „Das macht keinen Unterschied für mein Geschäft.“Der 85-Jährige könnte die Rechnung ohne die EU-Wettbewerbshüter gemacht haben, die derzeit ein Verfahren wegen der ungleichen Verteilung von Geld und Macht in der Formel 1 prüfen. Der Brexit beendet diese Untersuchung keineswegs, zumal einige Experten erwarten, dass die EU den Briten den Austritt so schmerzlich wie möglich machen wird.
Reaktionen Mit Ärger und Verunsicherung haben eine Reihe britischer Sportstars auf das Brexit-Votum zum Austritt aus der Europäischen Union reagiert. „Verdammter Mist! Was haben wir getan“, twitterte der ehemalige englische Fußball-Nationalspieler Gary Lineker. „Ich fühle mich, als würde ich in einem fremden Land leben“, schrieb der einstige Weltklasse-Leichtathlet Jonathan Edwards. „Enttäuscht“, meinte Jamie Roberts, Rugby-Star aus Wales. (dpa, AZ)