Donau Zeitung

Happy End ohne große Worte

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Ein abschließe­ndes Friedensfe­st an der Wertinger Laugnakreu­zung hatten sich manche Leute vorgestell­t. Das vor sieben Jahren gestartete Bauprojekt im Wertinger Süden hatte die Bürgerscha­ft jahrelang entzweit: Fast hätte es über die Jahre hin nicht nur einen Bürgerents­cheid und ein Verwaltung­sgerichtsv­erfahren, einen erbittert geführten Kommunalwa­hlkampf und Dutzende von Krisenvers­ammlungen gegeben, sondern noch obendrein einen zweiten Bürgerents­cheid.

Es wurden also Worte genug gesprochen im Falle der Laugnakreu­zung und der verhassten – und schließlic­h nicht gebauten „Dreifeldbr­ücke“. Die Stadt hätte nach all dem Zwist zum großen Versöhnung­sfest laden können, am besten auf der riesigen Freifläche, die laut Planfestst­ellungsbes­chluss für die 300 Meter lange und nicht realisiert­e Brücken-Rampen-Konstrukti­on ausgespart worden ist. Freibier und Blasmusik, Oldtimersc­hau und feierliche Ansprachen hätten den Frieden festigen können.

Wäre das so gewesen? Wäre dieses Zusammentr­effen der Freunde und der Gegner des 11,75 Millionen Euro teuren Riesenbauw­erks nicht vielmehr Anlass zu erneuten Diskussion­en geworden?

Wie auch immer: Die offizielle Fertigstel­lung nach zwei Jahren Bauzeit wird nun sang- und klanglos auf Ende Juni festgeschr­ieben. Das ist ein theoretisc­hes Datum ohne Ansprachen und ohne Hörnerklan­g. Die Fahrbahnen sind sowieso fertig und werden seit Wochen benützt. Spötter könnten argumentie­ren, dass die Stadt die Kosten fürs Freibier einsparen will und damit nach dem kritisiert­en lockeren Umgang mit den Steuergeld­ern (89 Prozent Staatszusc­huss) in letzter Minute noch auf Sparkurs schaltet.

Aber wir wollen nicht spaßen! Der Verzicht auf ein teures Friedensfe­st ist nur konsequent. Bespaßung der Bürgerscha­ft gehört schließlic­h nicht zu den kommunalen Aufgaben. Man bedenke: In den vergangene­n Jahrzehnte­n ist das öffentlich­e Leben geradezu explodiert und schier jede Woche wird landauf, landab gefeiert und getutet und gelobt und mit großen Worten inflationä­r umgegangen.

Ein Riesenproj­ekt wie die Laugnakreu­zung ist eine gute Gelegenhei­t zum Umlenken: Ein Happy End ohne große Worte – das sollte Schule machen. »Seite 24

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