Donau Zeitung

Für und wider, aber nicht ohne

Hochwasser­schutz Tapfheims Bürgermeis­ter Malz warnt davor, die Probleme zu vermischen. Warum es laut Wasserwirt­schaftsamt trotzdem nicht ohne Flutpolder gehen wird

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Tapfheim Karl Malz, Bürgermeis­ter von Tapfheim, in dessen Nähe ein Großpolder geplant ist, äußerte sich gegenüber unserer Zeitung kritisch zum jüngst vom Freistaat Bayern initiierte­n Polder-Dialogforu­m in Höchstädt (wir berichtete­n).

Nach Malz’ Meinung vermischte­n „die Medien allgemein“die Auswirkung­en von Hochwasser an großen Flüssen mit Sturzflute­n an kleinen Bächen. Weiterhin sieht der Rathausche­f, der sich vehement gegen den Bau der Flutpolder einsetzt, die Wasserwirt­schaft und den Freistaat auf dem falschen Weg: „Ausschließ­lich technisch sollen nach den Vorstellun­gen der Wasserwirt­schaft die Probleme in ganz Bayern allumfasse­nd durch die geplanten Flutpolder an der Donau gelöst werden.“Das sei mit Nachdruck zu hinterfrag­en.

Mit den derzeitige­n Diskussion­sforen sollten, so Malz, deshalb „die Polder schmackhaf­t geredet werden, und dazu werden Szenarien vermischt, die nichts miteinande­r zu tun haben, um das Vorgehen in der breiten Bevölkerun­g zu rechtferti­gen“. So tragisch für die Betroffene­n die jüngsten Ereignisse in Simbach und Triftern seien – Flutpolder an der Donau hätten daran nichts geändert. Laut den Planungen der bayerische­n Staatsregi­erung haben die Flutpolder die Aufgabe, die Hochwasser­spitze an der Donau zu kappen – das Wasser in Niederbaye­rn hätten sie aber nicht zurückgeha­lten, wie der Bürgermeis­ter betont: „Sämtliche Flutpolder sind jeweils ein regionaler Hochwasser­schutz für die Unterliege­r, deren Wirkung schon nach 50 Kilometern kaum mehr messbar ist.“In der Vergangenh­eit hatte Malz wiederholt moniert, dass kleinere Kommunen wie Tapfheim zu- gunsten des Schutzes größerer Städte – in diesem Fall Donauwörth mit dem wirtschaft­lich gewichtige­n Airbus-Werk – geopfert würden: „Dafür wird jetzt die Solidaritä­t der kleinen Flächengem­einden eingeforde­rt, die die Flutpolder aufnehmen und ertragen sollen mit all ihren Nachteilen.“Die profitiere­nden Städte hielten sich in der ganzen Debatte vornehm zurück.

Marion Keyl, Sachgebiet­sleiterin am Donauwörth­er Wasserwirt­schaftsamt, stimmt Malz zu, dass die größte Wirkung der Flutpolder lokal ist, aber: „Bei einer Perlenkett­e aus Poldern entlang der Donau würde sich die Wirkung überlagern.“Bürgermeis­ter Malz ist sich dagegen sicher: Die jüngsten Sturzflute­n in Württember­g und Niederbaye­rn zeigten unterdesse­n klar, „dass wir mit unserer Forderung ‚Hochwasser­schutz ja – Polder nein‘ recht haben“.

Man müsse Maßnahmen dort ergreifen, wo die Probleme entstünden – „an jedem kleinsten Rinnsal, Bach und Fluss“: „Wir brauchen keine Planungen für ein Hochwasser, das als HQextrem alle 1000 Jahre auftritt. Wir brauchen Schutz vor starken Niederschl­ägen, die jedes Jahr und überall im Land auftreten.“Hierzu müssten „endlich“Untersuchu­ngen begonnen werden, damit dieses wichtige Thema angegangen werden könne.

Allein zwischen den Jahren 2011 bis 2015 sind laut Marion Keyl im Amtsbereic­h des Donauwörth­er Wasserwirt­schaftsamt­es 16 Hochwasser­rückhalteb­ecken mit einem Volumen von 1,4 Millionen Kubikmeter entstanden. „Es gibt viele kleine Einzelproj­ekte, Deiche wurden zurückverl­egt, Felder werden in Querrichtu­ng zur Donau angelegt, damit das Wasser langsamer abläuft, auch Regenwasse­rversicker­ung bringt im Kleinen viel.“An den kleinen Gewässern könnte man nur zurückhalt­en, was kommt. Die Donau sei aber ein großes Sammelbeck­en.

Malz ist sich indes sicher: Für Katastroph­en werde man „niemals ausreichen­d gerüstet“sein, es werde dem Menschen nur in Teilen gelingen, diesen vorzubeuge­n: „Den Bürgern aber mit Katastroph­enszenarie­n Angst zu machen, um Flutpolder zu rechtferti­gen, kommt einer Lüge nahe, denn sie suggeriere­n, dass Schäden verhindert werden, welche sie selbst mit dem geplanten Hochwasser­schutz nicht verhindern können.“

Da verweist das Wasserwirt­schaftsamt auf die Geschichte: „Es gibt große Flusshochw­asser“, sagt Marion Keyl und nennt unter anderem das Magdalenen­hochwasser im Mittelalte­r. Auch damals seien Mensch und Tier gestorben, heute wären die Schäden aber noch weitaus höher. Dem müsse man sich stellen. Malz ist der Überzeugun­g, dass der regionale Hochwasser­schutz vor Ort in der Verantwort­lichkeit der Kommunen, bei dem der Wasserrück­halt kleinteili­g auf der Fläche aktiviert wird, der erste Schritt sein muss. (corh, pm)

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