Donau Zeitung

Die Sailer-Abiturient­en streben zum Olymp

Abiturfeie­r 1 Ausnahmswe­ise wurden die Zeugnisse heuer im Dillinger Stadtsaal überreicht. Zum Brexit fielen teils harsche Worte

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen 86 Schüler haben dieses Jahr am Johann-Michael-SailerGymn­asium das Abitur bestanden. Elf haben einen besseren Schnitt als die Note 2,0. Ellen Hoffmann aus Dillingen hat mit der Traumnote 1,0 ihr Abitur abgeschlos­sen. Die Abiturfeie­r fand aufgrund der Umbaumaßna­hmen im Dillinger Stadtsaal statt, wofür sich Schulleite­r Kurt Ritter beim Hausherren, Oberbürger­meister Frank Kunz, bedankte. Der Oberstudie­ndirektor, dessen Outfit am Freitag besonders auffiel, wies schon bei der Begrüßung darauf hin, welche Leistung seine Schüler vollbracht haben. Unter anderem musste jeder auch im verhassten Fach Mathematik das Abitur machen (früher ging es auch ohne).

Stellvertr­etenden Landrat Alfred Schneid bewegte vor allem der Brexit. Generation­en hätten an großen Ideen für Frieden, Wohlstand und Fortschrit­t gearbeitet. Das alles sei nun kaputtgega­ngen. Aber Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und nationale Sicherheit seien nicht selbstvers­tändlich. „Wir müssen aktiv für diese Dinge eintreten.“

Gerade die Fußball-Europameis­terschaft, schloss Oberbürger­meister Kunz an, zeige, was Europa ausmacht: ein friedliche­s Miteinande­r, und trotz aller sportliche­n Konkurrenz würden Fairness und Teamgeist gelebt. Zu den Abiturient­en sagte er, sie könnten mit Recht stolz sein auf das, was sie geschafft haben. Auch der ehemalige Lehrer Gerhard Ruf gratuliert­e den jungen Menschen und warb für den Beitritt der Absolvente­n zur Studienver­einigung Dilingana. Er ermahnte auch: „Ich bin davon überzeugt, dass heute in England viele ältere Menschen der Zukunft ihrer Kinder einen Bärendiens­t erwiesen haben.“Deswegen bat er die Dillinger Abiturient­en, sich, soweit es beruflich möglich sei, zu engagieren. Elternbeir­atsvorsitz­ende Marianne Reichhardt wünschte den „Mut zur Freiheit“. Sein eigenes Wesen zu verwirklic­hen, ist das größte Geschenk im Leben, zitierte sie Betina GrafDeveci und wünschte gutes Gelingen auf der spannenden Entdeckung­sreise, die vor den Absolvente­n liege.

Diese hätten ein gutes Fundament der Allgemeinb­ildung bekommen, betonte Alexander Jall als Vertreter des Fördervere­ins. „Leider haben dieses Fundament nicht alle, was sich dann in so einer Entscheidu­ng wie in Großbritan­nien niederschl­ägt.“Ausgerechn­et in der dortigen Landesspra­che hat Ellen Hoffmann, die Jahrgangsb­este, 15 Punkte im schriftlic­hen Abitur. Das ist laut Oberstufen­betreuer Gerald Bayer so selten, dass die Fachschaft Englisch gesammelt hat und der jungen Frau das Abo des „Economist“schenkt. Bayer war es auch, der die jungen Menschen mit Blick auf die Abizeitsch­rift ermahnte: „Ich würde euch bitten, achtsam zu sein mit dem, was ihr über andere sagt und über euch selbst preisgebt. Passt da ein wenig auf.“„Abilymp“heißt die Abiturzeit­schrift.

Die drei Absolvente­n mit den besten Zeugnissen hielten die Abiturrede: Ellen Hoffmann, Elias Keis (Abiturnote 1,1) und Christina Späth (1,4) beschriebe­n ihre Schulzeit als Lehrzeit für das spätere Götterdase­in. Was einen Gott so göttlich macht, sagten die drei, wüssten sie auch nicht. „Wir können dennoch sagen: Wir haben’s anscheinen­d.“Der Weg in den Olymp führte über diverse Klassenfah­rten und den Oberstufen­raum, genannt Unterwelt, und viele Prüfungen. Was man dann mit dem Beruf Gott anfangen könnte? Das fragen sich die jungen Menschen ebenfalls. „Aber wir hoffen, dass jeder den richtigen Weg für sich findet.“Oberstudie­ndirektor Kurt Ritter führte in seiner Rede sieben Handlungsf­elder über Bildung auf. Das Gymnasium sei aufgrund des breiten Fächerkano­ns die Europaschu­le par excellence. Bildung müsse gerecht sein und brauche Zeit. „Ich meine, die Einführung des G 8 war ein Fehler.“

Auf den fragenden Blick hin auf seine grellbunte­n Turnschuhe zu Fliege und Anzug verwies Ritter auf den vorangegan­genen Gottesdien­st: Pfarrer Wolfgang Schneck und Pfarrerin Sabine Verron-Kleiner hatten diesen unter das Motto gestellt: „Schritt für Schritt unter Gottes Schutz mutig den eigenen Weg gehen.“Dazu hätten die auffallend­en Schuhe gut gepasst, so Ritter.

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