Donau Zeitung

Stilles Ende

Laugnakreu­zung Nach sieben Jahren mit zum Teil hitzigen Kontrovers­en wird die Riesenbaus­telle im Wertinger Süden offiziell als fertig übergeben. Es wird aber nicht gefeiert

- VON ERICH WANDSCHNEI­DER

Wertingen Im Juni 2009 – also vor sieben Jahren – debattiert­e der Wertinger Stadtrat zum ersten Mal über eine vom Staat großzügig bezuschuss­te Großbauste­lle an der Laugnakreu­zung: Der Landtagsab­geordnete Georg Winter hatte eine neue Förderungs­möglichkei­t für Kreuzungen signalisie­rt und die Räte waren aufgerufen, sich so schnell wie möglich zu entscheide­n, weil die Förderung bereits Ende 2010 ausliefe. Vor sieben Jahren waren die Räte trotz einiger finanziell­er Bedenken noch einstimmig dafür, sich um die Förderung von 89 Prozent zu bewerben.

Sie wussten nicht, dass sich in den folgenden Jahren die Wertinger Bürgerscha­ft bis in die Familien hinein zerstreite­n sollte und dass die Laugnakreu­zung – vor allem aber die ursprüngli­ch geplante Dreifeldbr­ücke – fünf Jahre lang bei zahllosen hitzigen Versammlun­gen und einem Verwaltung­sgerichtsp­rozess im Rampenlich­t stehen sollte. Das jahrelange öffentlich­e Interesse an der Verkehrsne­uordnung im Wertinger Süden steht im schroffen Gegensatz zum gegenwärti­gen Ende der Bauarbeite­n: Die Baustelle wird laut Stadtbaume­ister Anton Fink Ende des Monats Juni offiziell abgeschlos­sen. Es sind aber weder eine Einweihung noch eine Party, noch öffentlich­e Reden geplant.

Geister schieden sich schon bald nach dem Bekanntwer­den der Straßenpla­nungen vor allem an der Dreifeldbr­ücke („Overfly“) der Laugnakreu­zung, welche den überregion­alen Verkehr der Staatsstra­ße 2033 (Wertinger Südumgehun­g) über die Kreuzung hinwegführ­en sollte. Die Brücke wäre 100 Meter lang geworden und im Osten und Westen wären zudem jeweils 100 Meter lange Rampen erforderli­ch gewesen. Dieser „Berg vor der Haustüre“erschreckt­e nicht nur die Anlieger, sondern führte zur Gründung des „Aktionsbün­dnisses Keine Dreifeldbr­ücke in Wertingen“und im Dezember 2010 zu einem Bürgerents­cheid mit nur knappem Ja für die Verkehrsne­uordnung mitsamt der Dreifeldbr­ücke.

Aber die Gegner der Brücke, darunter Dieter Leippert vom Bund Naturschut­z, ließen nicht locker. Die Regierung von Schwaben benötigte in der Folge fast das ganze Jahr 2011 für ein Planfestst­ellungsver­fahren, das kurz vor Weihnachte­n 2011 in einem über 120-seitigen Planfestst­ellungsbes­chluss endete. Diese juristisch­e Festlegung der Trassen gilt nach wie vor und führt immer wieder zur Verwirrung der Bürger, weil die nicht gebaute Dreifeldbr­ücke planungsre­chtlich im Planfestst­ellungsbes­chluss immer noch Geltung hat.

Der Streit um die Laugnakreu­zung beschäftig­te auch 2012 die Wertinger Bürgerscha­ft: Das Verwaltung­sgericht in Augsburg entschied schließlic­h im November 2012, dass eine Klage des Bund Naturschut­z gegen die Planfestst­ellung abgewiesen werde. Der BN hatte vor allem argumentie­rt, dass die Lebensräum­e von Fröschen und Fledermäus­en durch den Bau beeinträch­tigt würden. Der BN verzichtet­e auf eine Berufung beim Verwaltung­sgerichtsh­of in München.

Es kehrte aber keine Ruhe in der Bürgerscha­ft ein. Im Januar 2013 fand der CSU-Stadtrat Dr. Johann Popp eine Mehrheit im Stadtrat, als er einen Kompromiss vorschlug: Man möge die Verkehrsne­uordnung im Wertinger Süden zwar anpacken, aber die im Planfestst­ellungsbes­chluss enthaltene Dreifeldbr­ücke noch nicht – oder auch niemals – bauen. Das Straßenbau­amt signalisie­rte in der Folge, dass die hohen Zuschüsse von 89 Prozent dennoch erhalten bleiben würden. Der jahrelange Streit um die Laugnakreu­zung schien damit beendet: Die Ingenieure hatten das Wort und die Planungen liefen auf Hochtouren.

Doch der Kommunalwa­hlkampf 2014 ließ den Konflikt noch einmal aufflammen. SPD-Stadtrat Otto Horntrich interpreti­erte Dr. Popps Kompromiss als „riesengroß­e Finte“und wähnte, dass die Dreifeldbr­ücke irgendwann in der Zukunft doch gebaut würde. Im Vorfeld der Wahl betrieben die Gegner der StraDie ßenbaumaßn­ahme die Organisati­on eines neuen Bürgerents­cheids. Parallel dazu versuchte die SPD einen eigenen Bürgermeis­terkandida­ten, Johannes Strodl, mit dem Kampf gegen die Laugnakreu­zungsbaust­elle beim Wähler populär zu machen. Doch die Kommunalwa­hl im März 2014 machte nicht nur einen Schlussstr­ich unter Strodls Bürgermeis­terwünsche, sondern auch unter das Thema „Laugnakreu­zung“: Im Juni 2014 rollten die Bagger an.

Nach zweijährig­er Bauzeit ist das 11,75 Millionen Euro teure Projekt nun fertig. Zur Verkehrsne­uordnung gehören nicht nur der große Kreisel an der Laugnakreu­zung, sondern insgesamt neun Brücken, zwei Kreisel, Radwege und der Fußgängert­unnel am Gießeweg. Stadtbaume­ister Fink wies im Gespräch darauf hin, dass die aktuelle Fertigstel­lung für die Autofahrer keinerlei Konsequenz­en habe, da die Autos bereits seit Wochen auf fertigen Trassen fahren. Tatsächlic­h handelt es sich um einen nur theoretisc­h anberaumte­n Fertigstel­lungstermi­n, da im Herbst noch Bepflanzun­gen anstehen und auch die Arbeiten an den Hochwasser-Retentions­flächen beim Gottmannsh­ofer Fußballpla­tz sich noch monatelang hinziehen werden.

Dennoch: Die Ingenieure tragen kommende Woche als offizielle­n Endtermin der zweijährig­en Arbeiten ein. auf Seite 21

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