Den Himmel öffnen
Wozu sind die Petrusschlüssel gut? Für die Regulierung von Regen und Sonnenschein? Eine lustige Mär. Man muss Jesu Wort schon genauer hören (Mt 16,19): „Ich werde dir die Schlüssel zum Königtum der Himmel geben. Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
Mit Schlüsseln kann man auf- oder zuschließen. Jesus hat sie ganz sicher zum Aufschließen gegeben. Nur das macht Sinn. Er will doch, dass alle Zugang zum „Leben in Fülle“erlangen. Also aufschließen! Das ist der Auftrag. Leider schließen Menschen immer wieder zu. So wird das Leben zur Hölle. Diese Macht haben wir. Manche meinen, sie aus Gründen der Erziehung und der Disziplin einsetzen zu müssen. „Um der Ordnung willen!“, wie sie sagen. Andere haben die Angst, allzu großzügige Nachsicht könnte zu Leichtsinn und Oberflächlichkeit führen. Auszuschließen ist das nicht. Doch wirkliche Liebe drängt dazu, alle verfügbaren Schlüssel zu nutzen, damit Menschen ihres Lebens wieder froh werden können. Wem Strafe wichtiger ist als Barmherzigkeit, hat die Gebrauchsanweisung Jesu für die Schlüssel nicht verstanden. Diese Schlüssel sind nicht nur dem Petrus, sondern auch uns anvertraut. Allen seinen Freunden schärft Jesus ein: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“(Joh 20,23). Also: Wer nicht verzeiht, wird zum Handlanger der Hölle und macht manchen zu einem armen Teufel.
Freilich ist Vergebung nicht immer einfach. Manches ist verklemmt und verrostet. Trotzdem, wer sich wirklich zu Jesus bekennen will, dem sollte eigentlich klar sein: Wir haben die Schlüssel nicht bekommen, um das „Königtum der Himmel“zuzuschließen, sondern um es zu öffnen. Für das Wetter sind sie ohne Bedeutung, aber mit ihnen lassen sich Herzen aufschließen und damit der Himmel öffnen. Versöhnte Menschen sind dem Himmel immer näher als unversöhnte.