Pasta mit Sushi
Neuvorstellung Fiat besinnt sich seiner offenen Zweisitzer und bringt wieder einen 124 Spider. Unter dem schicken Blechkleid steckt ein guter Bekannter aus Japan.
In letzter Zeit ist es an der RoadsterFront in Turin ruhig geworden, doch rund fünfzig Jahre nach dem ersten 124 Spider besinnt sich Fiat wieder des offenen Zweisitzers. Zwar ist der neue 124 kein reinrassiger Italiener, sondern wird auf Basis des Mazda MX-5 in Japan gefertigt. Doch wissen die Asiaten schließlich, wie man gute Autos baut.
Und Verwechslungsgefahr besteht zwischen den beiden Modellen ohnehin keine. Italien ist das Land der Mode, und so hat Fiat der Pastaund-Sushi-Liaison kurzerhand einen maßgeschneiderten DesignerAnzug verpasst, der fast noch schicker ist als der japanische Kimono.
Während der 124 Spider von außen auf Bella Figura macht, mussten sich die Turiner Innenraumdesigner allerdings zurückhalten. Sie haben zwar das ein oder andere Bauteil mit neuem Leder überzogen, im Großen und Ganzen aber den Stil des Mazdas beibehalten – inklusive des mittig positionierten Drehzahlmessers und des kurzen, sportlichen Schalthebels.
Auch das Stoffverdeck des italienischen Zweisitzers wird wie beim fernöstlichen Bruder ganz puristisch manuell nach hinten geworfen werden. Dies geschieht, sprichwörtlich, im Handumdrehen, und auch zurück braucht es keine großen Verrenkungen. Gegenüber einer elektrischen Bedienung ist diese Lösung deutlich schneller und günstiger, wobei Letzteres ansonsten für den Fiat nicht gilt: Beim Einstiegspreis übertrifft er den Mazda um rund 1000 Euro und kommt auf mindestens 23 990 Euro. Dass auch Fiat eine lange Liste mit Sonderausstattungs-Schmankerln bereithält, versteht sich von selbst. Die nächsthöhere Ausstattungslinie mit Ledersit- zen und Klimaautomatik kostet bereits 2500 Euro mehr.
Anders als die Japaner, die zwei Sauger im Angebot haben, setzt Fiat auf einen kleinen 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS. Der klingt zwar ob seiner Zwangsbeatmung nicht ganz so kernig wie die MazdaAggregate, dafür spendiert der Turbo ihm satte 250 Newtonmeter Drehmoment. Die entfalten zwar erst bei heutzutage schon recht hohen 2250 Umdrehungen ihre geballte Kraft, doch macht es angesichts der kurzen und präzisen Schaltwege des Sechsganggetriebes jede Menge Spaß, den Motor bei Laune zu halten. Eine Alternative zum Handschalter hat Fiat für den 124 Spider nicht vorgesehen. Die sechsstufige Automatik gibt es nur für die auf 170 PS erstarkte Version vom Haustuner Abarth. Dafür werden aber mindestens 40 000 Euro aufgerufen.
Für den Open-Air-Spaß reicht der „Normale“vollkommen aus: Gibt man dem Halbblut-Italiener die Sporen, ist er in 7,5 Sekunden auf Landstraßentempo und marschiert bis auf 217 km/h. Das Fahrwerk ist Sportwagen-typisch straff, aber nicht übermäßig rückenschädigend, und die Lenkung befolgt artig und ohne Umwege alle Befehle.
Voller Freude eilt der 124 Spider die Berge seiner norditalienischen Heimat hinauf, stürzt sich mit Verve in die Kurve und durchdringt sie wie das Messer die weiche Butter. Dank des Heckantriebs kann der schnittige Zweisitzer sogar zu leichten Drifts überredet werden, ehe das ESP zur Rettung einspringt.
Einzige Spaßbremse: Die Tankuhr. Schon im EU-Zyklus nimmt sich der Fiat knapp sechseinhalb Liter. Bewegt man ihn jedoch standesgemäß, rauscht nochmals deutlich mehr Treibstoff durch die Benzinleitung.