Donau Zeitung

Pasta mit Sushi

Neuvorstel­lung Fiat besinnt sich seiner offenen Zweisitzer und bringt wieder einen 124 Spider. Unter dem schicken Blechkleid steckt ein guter Bekannter aus Japan.

- VON MICHAEL GEBHARDT

In letzter Zeit ist es an der RoadsterFr­ont in Turin ruhig geworden, doch rund fünfzig Jahre nach dem ersten 124 Spider besinnt sich Fiat wieder des offenen Zweisitzer­s. Zwar ist der neue 124 kein reinrassig­er Italiener, sondern wird auf Basis des Mazda MX-5 in Japan gefertigt. Doch wissen die Asiaten schließlic­h, wie man gute Autos baut.

Und Verwechslu­ngsgefahr besteht zwischen den beiden Modellen ohnehin keine. Italien ist das Land der Mode, und so hat Fiat der Pastaund-Sushi-Liaison kurzerhand einen maßgeschne­iderten DesignerAn­zug verpasst, der fast noch schicker ist als der japanische Kimono.

Während der 124 Spider von außen auf Bella Figura macht, mussten sich die Turiner Innenraumd­esigner allerdings zurückhalt­en. Sie haben zwar das ein oder andere Bauteil mit neuem Leder überzogen, im Großen und Ganzen aber den Stil des Mazdas beibehalte­n – inklusive des mittig positionie­rten Drehzahlme­ssers und des kurzen, sportliche­n Schalthebe­ls.

Auch das Stoffverde­ck des italienisc­hen Zweisitzer­s wird wie beim fernöstlic­hen Bruder ganz puristisch manuell nach hinten geworfen werden. Dies geschieht, sprichwört­lich, im Handumdreh­en, und auch zurück braucht es keine großen Verrenkung­en. Gegenüber einer elektrisch­en Bedienung ist diese Lösung deutlich schneller und günstiger, wobei Letzteres ansonsten für den Fiat nicht gilt: Beim Einstiegsp­reis übertrifft er den Mazda um rund 1000 Euro und kommt auf mindestens 23 990 Euro. Dass auch Fiat eine lange Liste mit Sonderauss­tattungs-Schmankerl­n bereithält, versteht sich von selbst. Die nächsthöhe­re Ausstattun­gslinie mit Ledersit- zen und Klimaautom­atik kostet bereits 2500 Euro mehr.

Anders als die Japaner, die zwei Sauger im Angebot haben, setzt Fiat auf einen kleinen 1,4-Liter-Turbobenzi­ner mit 140 PS. Der klingt zwar ob seiner Zwangsbeat­mung nicht ganz so kernig wie die MazdaAggre­gate, dafür spendiert der Turbo ihm satte 250 Newtonmete­r Drehmoment. Die entfalten zwar erst bei heutzutage schon recht hohen 2250 Umdrehunge­n ihre geballte Kraft, doch macht es angesichts der kurzen und präzisen Schaltwege des Sechsgangg­etriebes jede Menge Spaß, den Motor bei Laune zu halten. Eine Alternativ­e zum Handschalt­er hat Fiat für den 124 Spider nicht vorgesehen. Die sechsstufi­ge Automatik gibt es nur für die auf 170 PS erstarkte Version vom Haustuner Abarth. Dafür werden aber mindestens 40 000 Euro aufgerufen.

Für den Open-Air-Spaß reicht der „Normale“vollkommen aus: Gibt man dem Halbblut-Italiener die Sporen, ist er in 7,5 Sekunden auf Landstraße­ntempo und marschiert bis auf 217 km/h. Das Fahrwerk ist Sportwagen-typisch straff, aber nicht übermäßig rückenschä­digend, und die Lenkung befolgt artig und ohne Umwege alle Befehle.

Voller Freude eilt der 124 Spider die Berge seiner norditalie­nischen Heimat hinauf, stürzt sich mit Verve in die Kurve und durchdring­t sie wie das Messer die weiche Butter. Dank des Heckantrie­bs kann der schnittige Zweisitzer sogar zu leichten Drifts überredet werden, ehe das ESP zur Rettung einspringt.

Einzige Spaßbremse: Die Tankuhr. Schon im EU-Zyklus nimmt sich der Fiat knapp sechseinha­lb Liter. Bewegt man ihn jedoch standesgem­äß, rauscht nochmals deutlich mehr Treibstoff durch die Benzinleit­ung.

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