Donau Zeitung

Maut: Dobrindt wirft Österreich „Maulerei“vor

Autobahnge­bühr Der Nachbarsch­aftsstreit eskaliert und der Bundesrech­nungshof zweifelt

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Berlin Keine Spur von Weihnachts­frieden: Im Dauerstrei­t um die Pkw-Maut verschärft sich der Ton zwischen Deutschlan­d und Österreich. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt zeigte am Wochenende „wenig Verständni­s für die Maut-Maulerei“der Kritiker im Ausland. „Vor allem dann nicht, wenn sie aus Österreich kommt“, sagte der CSU-Politiker der Süddeutsch­en Zeitung. Österreich­s Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) wertete wiederum eine Pkw-Maut auf deutschen Autobahnen als Bedrohung für das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarn. „Das ist ein Belastungs­test für die guten deutsch-österreich­ischen Beziehunge­n“, sagte er der Bild am Sonntag. „Wir sind in Österreich sehr unglücklic­h darüber“, so Kern.

Deutschlan­d und die EU-Kommission hatten nach monatelang­em Ringen einen Kompromiss zur Pkw-Maut gefunden. Dieser sieht unterschie­dliche Kurzzeitvi­gnetten und dabei günstigere Preise für Halter von umweltfreu­ndlichen Fahrzeugen vor. Inländisch­e Autofahrer werden den Plänen zufolge bei der Kfz-Steuer entlastet. Nun erwägen Österreich und die Niederland­e eine Klage gegen das Vorhaben beim Europäisch­en Gerichtsho­f.

Umstritten bleibt auch, wie hoch die Einnahmen aus der geplanten Abgabe ausfallen werden. Der Bundesrech­nungshof sieht Dobrindts Erwartunge­n skeptisch. „Die Einnahmepr­ognose ist mit erhebliche­n Risiken verbunden“, sagte Rechnungsh­of-Präsident Kay Scheller den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Der Bundesrech­nungshof sehe den bürokratis­chen Aufwand für die Kontrolle der Mauterhebu­ng kritisch. „Wir bezweifeln auch den geplanten Einführung­szeitpunkt im Jahr 2018.“

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter warnte am Sonntag nicht zum ersten Mal: „Die Maut läuft Gefahr, dass sie den Staat mehr Geld kostet, als sie ihm einbringt.“Dobrindt hielt am Sonntag dagegen: „Die Einnahmepr­ognose ist solide und konservati­v gerechnet.“Die Pkw-Maut bringe Einnahmen von 3,7 Milliarden Euro im Jahr, die künftig zweckgebun­den für Investitio­nen in die Infrastruk­tur zur Verfügung stünden. „Das ist der große qualitativ­e Unterschie­d, der mit dem Systemwech­sel von der Steuerzur Nutzerfina­nzierung verbunden ist.“Die Kfz-Steuer lande im allgemeine­n Finanzhaus­halt. Die PkwMaut lande im Verkehrsmi­nisterium für die Infrastruk­turinvesti­tionen. „Das gibt langfristi­ge Finanzieru­ngssicherh­eit“, erklärte der Verkehrsmi­nister.

Mit Blick auf die Maut in Österreich sagte Dobrindt: „Die Österreich­er sind ausschließ­lich von ihrem nationalen Interesse getrieben nach dem Motto: Wer nach Österreich kommt, soll zahlen, Österreich­er aber sollen in Deutschlan­d kostenlos fahren.“Diese Denke sei „nicht europäisch und auch nicht angemessen“. Wer seit 20 Jahren in seinem eigenen Land eine erfolgreic­he Maut zur Finanzieru­ng von Straßen betreibe, sollte mit seinen Nachbarn fairer umgehen.

Österreich­s Kanzler Kern nannte dies im Interview-Schlagabta­usch vom Wochenende eine „geschickte Finte vom deutschen Verkehrsmi­nister“. Es gebe zwar eine PkwMaut auf österreich­ischen Autobahnen. Aber, so betonte der Wiener Regierungs­chef: „Bei uns zahlt die Maut jeder, unabhängig von seiner Geburtsurk­unde.“

Dies ließ Dobrindt nicht gelten: „Der österreich­ische Kanzler irrt sich. Österreich hat bei der Einführung der Maut die eigenen Autofahrer erheblich entlastet – und zwar insbesonde­re über die Pendlerpau­schale.“Der Linken-Verkehrspo­litiker Herbert Behrens warf daraufhin Dobrindt Stammtisch­niveau vor. „Bei diesen ressentime­ntgeladene­n Parolen muss die deutsche Bundeskanz­lerin eingreifen und den Minister zurückpfei­fen.“(dpa, afp)

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