Donau Zeitung

Trump und die Liebesgrüß­e aus Moskau

USA Selbst Sicherheit­spolitiker aus der republikan­ischen Partei sind überzeugt, dass Wladimir Putins Geheimdien­st zugunsten Donald Trumps in den Wahlkampf eingriff. Nun könnte ein Putin-Bekannter sogar US-Außenminis­ter werden

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Es ist noch nicht allzu lange her, da lud Donald Trump die russischen Geheimdien­ste öffentlich ein, sich in den amerikanis­chen Wahlkampf einzumisch­en, um Hillary Clinton bloßzustel­len. Jetzt zeigt sich, dass der Kreml diese Einladung möglicherw­eise angenommen und zugunsten von Trump in die Kampagne eingegriff­en hat. Trump reagiert mit scharfer Kritik – an den Geheimdien­sten des eigenen Landes, nicht an denen von Wladimir Putin.

Schon vor der Vereidigun­g des designiert­en Präsidente­n in sechs Wochen zeichnet sich ab, dass Trump unter dem Verdacht der übergroßen Nähe zu Putin ins Amt kommen wird. Laut New York Times ist der Chef des Esso-Ölkonzerns Exxon Mobil, Rex Tillerson, derzeit der Favorit für das Amt des Außenminis­ters unter Trump. Tillerson kennt Putin seit mehr als 20 Jahren und ist Träger des „russischen Freundscha­ftsordens“. Der republikan­ische Senator John McCain sagte auf CNN, Tillersons Verbindung­en zu Putin bereiteten ihm „Sorge“. Auch andere Republikan­er äußerten Bedenken gegen die mögliche Nominierun­g. Tillerson verfügt über keinerlei diplomatis­che Erfahrunge­n auf dem politische­n Parkett. Er hat seine gesamte Karriere bei Exxon verbracht – allerdings ist der Esso-Mutterkonz­ern weltweit in über 50 Staaten aktiv.

Im Sommer hatte Trump die Russen aufgerufen, sie sollten doch bitte die 30000 E-Mails finden, die von Clintons privatem Mail-Server während ihrer Zeit als Außenminis­terin verschwund­en waren. Als im Laufe des Wahlkampfs immer mehr Hinweise auf Aktivitäte­n russischer Hacker auftauchte­n, tat Trump die Befürchtun­g als grundlos ab. Auch nach seinem Wahlsieg blieb er dabei: Zwar habe es Hacker-Angriffe gegeben, aber niemand wisse, woher diese gekommen seien, sagte Trump. Vielleicht seien es die Russen gewesen, vielleicht die Chinesen oder ein völlig Unbekannte­r in einem Keller irgendwo in den USA.

Doch der CIA-Geheimdien­st ist inzwischen sicher, dass Moskau hinter den Angriffen steckte. Laut der Washington Post informiert­en die Geheimdien­stler vor einigen Tagen den Kongress. Demnach wurden die russischen Schnüffeld­ienste FSB und GRU als Drahtziehe­r der Hacker-Angriffe identifizi­ert. Ziel sei es gewesen, Trump einen Vorteil gegenüber Clinton zu verschaffe­n.

Die russischen Angreifer attackiert­en demnach die Mail-Netze der beiden großen amerikanis­chen Parteien, veröffentl­ichten über Wikileaks aber nur das bei Clintons Demokraten abgefischt­e Material. Die bei den Angriffen auf die Demo- kraten verwendete Software gleiche jener, die von Hackern mit erwiesenen Kontakten zur russischen Regierung eingesetzt werde, schreibt die New York Times. Clintons Wahlkampf hatte kurz vor dem Wahltag durch neu aufgetauch­te E-Mails einen Rückschlag hinnehmen müssen.

Als Reaktion auf die CIA-Erkenntnis­se ließ Trump erklären, die amerikanis­chen Geheimdien­stler seien dieselben Leute, die vor anderthalb Jahrzehnte­n die falschen Behauptung­en über die angebliche­n Massenvern­ichtungswa­ffen von Saddam Hussein in die Welt gesetzt hätten. Es sei jetzt Zeit, nach vorne zu schauen. Der Wahlsieger will jeden Eindruck vermeiden, er sei Präsident von Putins Gnaden.

Laut New York Times sind jedoch auch republikan­ische Politiker in den mit Geheimdien­sten und Sicherheit­spolitik befassten Ausschüsse­n des Kongresses von der russischen Einflussna­hme überzeugt und wollen der Angelegenh­eit auf den Grund gehen. Und Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine umfassende Untersuchu­ng des Verdachts gegen Moskau angeordnet.

Auch in Deutschlan­d äußern nun Politiker quer durch die Parteien die Furcht vor russischen Manipulati­onsversuch­en im Wahljahr: So sagte der CDU-Innenpolit­iker Wolfgang Bosbach der Zeitung Kölner StadtAnzei­ger: „Die Gefahr der Einflussna­hme durch gezielte Infiltrati­on von außen mit dem Ziel der Manipulati­on von Fakten oder Meinungen besteht generell, auch für die

Auch in Deutschlan­d wächst Furcht vor Manipulati­onen

Bundestags­wahl 2017“. Ähnlich äußert sich der SPD-Außenexper­te, Rolf Mützenich: „Hackerangr­iffe, wie auf den Bundestag, machen auch vor demokratis­chen Institutio­nen nicht mehr halt“, erinnert er an die Ausspähung von 2400 geheimen Akten des NSA-Untersuchu­ngsausschu­sses. Laut Sicherheit­skreisen steckt Russland hinter der Aktion. „Im Wahlkampf werden wir uns auf Verzerrung­en und Lügengesch­ichten einstellen müssen“, sagt SPDMann Mützenich.

Auch FDP-Chef Christian Lindner warnt vor Moskauer Aktivitäte­n zugunsten von Rechtspopu­listen: „Es ist schon jetzt absehbar, dass von Russland gesteuerte OnlineMedi­en Fehldeutun­gen und Falschinfo­rmationen verbreiten“, so Lindner. „Damit soll unser Land destabilis­iert und die AfD gestärkt werden.“(mit dpa)

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Foto: Valda Kalnina, dpa Kommt es zum russisch amerikanis­chen Bruderkuss? Das Kunstwerk des litauische­n Künstlers Mindaugas Bonanu in der Landes hauptstadt Vilnius zählt inzwischen zu einer der meistfotog­rafierten Stellen der Baltenrepu­blik.
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Foto: afp Guter Bekannter Putins: Minister Kandi dat und Exxon Chef Rex Tillerson

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