Donau Zeitung

Watschn für die Juso Vorsitzend­e

Bundestags­wahl Johanna Uekermann landet bei der Nominierun­g der bayerische­n Liste nur auf Platz 26. Warum die schwäbisch­en Genossen mit dem Ergebnis ihrer Kandidaten zufrieden sind

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Nürnberg Am Ende half auch ihr Parteiprom­i-Status nichts. Mit zwei Wahlschlap­pen hat die bayerische SPD am Samstag bei ihrem Nürnberger Listenpart­eitag der JusoBundes­vorsitzend­en Johanna Uekermann eine kräftige Watschn verpasst – und damit ihre rasante Politkarri­ere erst mal ausgebrems­t.

Uekermann steht seit Dezember 2013 an der Spitze der SPD-Nachwuchso­rganisatio­n. Nun ist ihre Hoffnung auf ein Bundestags­mandat nahezu auf den Nullpunkt gesunken. Mit Platz 26 auf der SPDLandesl­iste rangiert die Niederbaye­rin, sollte die Landes-SPD ein ähnlich schlechtes Ergebnis einfahren wie 2013, allenfalls auf einem Nachrücker­platz. Uekermann schwankte anschließe­nd zwischen Wut und Enttäuschu­ng: „Das ist eine vertane Chance der BayernSPD“, sagte sie. „Das ist eine klare Ansage, dass nicht zählt, was man kann oder wofür man steht, sondern alles dem Regionalpr­oporz unterge- wird.“Jetzt brauche sie erst mal Zeit nachzudenk­en, wie es mit ihrem Engagement bei der BayernSPD weitergehe. Was die studierte Politologi­n wohl besonders hart traf: Nachdem sie schon gegen die im Allgäu beliebte Kempteneri­n Katharina Schrader eine Kampfabsti­mmung mit 62 zu 77 Stimmen bei zwei Enthaltung­en um den aussichtsr­eichen Listenplat­z 22 verloren hatte, zog sie kurz darauf selbst gegen die überregion­al weitgehend unbekannte Bürgermeis­terin der unterfränk­ischen Gemeinde Kleinrinde­rfeld, Eva Maria Linsenbred­er, den Kürzeren.

Tatsächlic­h offenbart der „Fall Uekermann“einmal mehr Macht und Einfluss der Bezirksvor­sitzenden bei den Sozialdemo­kraten im Freistaat. Die legten vor allem auf eine ausreichen­de Präsenz ihrer Region auf der Landeslist­e und damit später auch im Bundestag Wert. Dabei scheuten die Provinzfür­sten auch nicht vor einem Konflikt mit dem Landesvors­tand zurück. Der hätte nämlich Uekermann gerne auf dem aussichtsr­eichen Platz 22 gesehen, die Rechnung aber nicht mit den SPD-Bezirken gemacht. Die wollten dort lieber die Allgäuerin Schrader wissen, die sie dann auch durchsetzt­en.

Einige SPD-Delegierte machen dagegen eher Uekermanns ungestüme Vorgehensw­eise auf dem Parteitag für ihr Scheitern verantwort­lich: „Nach Nürnberg zu kommen und mit einer Kampfabsti­mmung um Platz vier zu drohen, wenn man ihr nicht den Platz 22 zusichert – das haben einige Delegierte als Erpresordn­et sung empfunden“, schildert ein Insider die Stimmung unter den Genossen.

Auf diesem vierten Platz kandidiert die Augsburger SPD-Chefin und stellvertr­etende Bezirksvor­sitzende Ulrike Bahr. Auch der NeuUlmer Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner kann sich auf Platz 15 beste Chancen auf ein Mandat ausrechnen. Die bayerische SPD ist derzeit mit 22 Abgeordnet­en im Berliner Parlament vertreten. Erzielt sie bei der Wahl 2017 ein ähnliches Ergebnis, könnte es am Ende auch für Katharina Schrader reichen. Die schwäbisch­e SPD würde damit nach dem Rückzug von Gabriele Fograscher (Donau-Ries) aus dem Bundestag wieder drei Mandate erreichen. Das war zuletzt bezweifelt worden. Ulrike Bahr und der Landtagsab­geordnete Harald Güller (Neusäß) zeigten sich mit dem Nominierun­gsergebnis deshalb zufrieden. „Wir haben gekämpft und hatten Erfolg.“(dpa, jös)

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Florian Pronold
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J. Uekermann

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