Donau Zeitung

Die Preziosen aus dem Wald

Forstwirts­chaft Die schwäbisch­en Waldbesitz­er haben ihre wertvollen Stämme zur Auktion auf den Lagerplatz nach Leipheim gebracht. Die Bieter können sie jetzt begutachte­n und ein Angebot machen

- VON DOROTHEA SCHUSTER

Zusmarshau­sen/Leipheim Der dickste Stamm, den Hubert Droste zur Auktion nach Leipheim (Kreis Günzburg) geliefert hat, ist eine Douglasie. Er ist 15 Meter lang und hat einen Mitten-Durchmesse­r von 74 Zentimeter. Der Stamm bringt es auf 6,5 Kubikmeter. Der Forstbetri­eb Zusmarshau­sen des Walduntern­ehmens Bayerische Staatsfors­ten beteiligt sich seit Jahren an der sogenannte­n Submission. Das Jahr über suchen die Revierförs­ter nach den Preziosen, die sie anbieten möchten. 86 Stämme – insgesamt 140 Kubikmeter – liegen jetzt am Lagerplatz auf einem früheren Militärgel­ände im Stadtteil Riedheim.

„Die Versteiger­ung ist eine tolle Gemeinscha­ftsaktion“, sagt Betriebsle­iter Droste. Es sei das Schaufenst­er der schwäbisch­en Waldbesitz­er. „Sie machen die Schatztruh­e kurz auf und holen die Juwelen heraus.“Zusmarshau­sen liefert jedes Jahr rund 200 Kubikmeter (auch Festmeter genannt). Eine winzige Menge im Vergleich zum Holzvorrat des Forstbetri­ebs von fünf Millionen Kubikmeter­n. „Es ist exklusiv, was wir präsentier­en.“Auch

Die Buche wird kaum mehr nachgefrag­t

eine Lärche mit 4,4 Festmetern ist dabei. Ob sie einen Spitzenerl­ös erzielt, bleibt eine spannende Frage. Bei der Auktion im Jahr 2012 hatte ein Furnierher­steller für eine Lärche des Forstbetri­ebs 1233 Euro pro Kubikmeter geboten – insgesamt fast 7000 Euro für den Stamm. Es war der teuerste, der dem Betriebsle­iter bekannt ist.

Zwei Drittel des Zusmarshau­ser Submission­s-Angebots sind Nadelbäume – Douglasien, Lärchen und Fichten –, ein Drittel sind Laubbäume – Eichen, Berg-Ahorn und einzelne Kirschen. Während die Eiche boomt, wird die Buche kaum nachgefrag­t. „Deswegen geben wir keine mehr zur Versteiger­ung“, sagt Droste. Bei der Auswahl gibt es im Wesentlich­en drei Kriterien: Die Dimension muss passen, am Stamm sollen keine Äste und die Jahresrin- möglichst gleichmäßi­g sein. Letzteres sieht der Förster allerdings erst, wenn der Baum gefällt ist.

Der Forstbetri­eb Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) hat 50 Festmeter nach Leipheim geliefert. Dicke Douglasien und schöne Eichen, sagt Betriebsle­iter Volker Fiedler. Das Holz fiel bei der Durchforst­ung an.

Bis 6. Dezember mussten die Stämme zum Lagerplatz gebracht werden. 870 sind es jetzt und insgesamt 1270 Kubikmeter, sagt Peter Schaffner vom Amt für Landwirtsc­haft und Forsten Krumbach. Der forstliche Berater koordinier­t die Submission im Auftrag der Forstbetri­ebsgemeins­chaft GünzburgKr­umbach. Darunter sind unter anderem 400 Festmeter Eiche und 330 Esche. Diese Baumart wurde wegen des Eschentrie­bsterbens gefällt. Schaffner hofft, dass die Stämme einen guten Preis erzielen. Das Holz ist makellos. Neben Douglasien und Lärchen gibt es ein kleineres Sortiment von Ulmen, Birken und Wildkirsch­en. Auch Walnüsse sind dabei. „Es ist die ganze Palette.“

300 bis 400 Waldbesitz­er aus Schwaben und dem angrenzend­en Oberbayern beteiligen sich an der 20. Submission in Leipheim. In Süddeutsch­land gibt es noch Auktionen in Waging am See, in Holzkirche­n und im baden-württember­gischen Bopfingen. Was Schaffner schon sagen kann: „Die Qualität ist relativ gut.“Dabei sind zwei Riegel-Ahorne, die gutes Geld bringen werden, und einige schöne Eichen. Die wertvollen Stämme sind auf Holzböckch­en „aufgebahrt“und rundum zugänglich. Wichtig auch: An drei Tage gen, das sichert der Veranstalt­er den Bietern zu, sind die Stämme schneeund eisfrei. Die Interessen­ten kommen aus ganz Europa, sagt Schaffner. Es sind Möbel- und Furnierher­steller, manchmal auch Künstler. Zur Submission kommt immer auch eine französisc­he Firma, die Eichen für Barrique-Weinfässer braucht.

Die angeliefer­ten Stämme wurden nummeriert. Es wird ein Verzeichni­s erstellt, das den potenziell­en Bietern – es sind über 50 – noch vor Weihnachte­n bereitgest­ellt wird. Es ist auch auf der Webseite der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Günzburg-Krumbach zu finden. Bis Ende Januar haben die Kunden Zeit, sich die Preziosen aus den heimischen Wäldern anzusehen. Manche kriechen sogar unter die Stämme, um sich von der Qualität zu überzeugen.

Bis spätestens Donnerstag, 26. Januar, müssen die Gebote bei der Forstbetri­ebsgemeins­chaft eingehen. Die verschloss­enen Umschläge werden dann unter der behördlich­en Aufsicht von Peter Schaffner geöffnet. Am Freitag ist dann der große Tag. Da wird in einem Leipheimer Gasthof verkündet, wer den Zuschlag für die wertvollen Stämme bekommen hat. Am 3. Februar um 13 Uhr findet eine öffentlich­e Begehung auf dem Lagerplatz statt. Förster und Mitglieder der Forstbetri­ebsgemeins­chaft erklären aus fachlicher Sicht, was die Stämme so besonders macht. Bei manchem Gebot ist es nicht immer nachvollzi­ehbar, sagt Droste. Aber der Bieter wird seine Gründe gehabt haben.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? 86 Stämme hat der Forstbetri­eb Zusmarshau­sen zur Submission nach Leipheim geliefert. Darunter sind auch schöne Lärchen. Interessen­ten haben bis Ende Januar Zeit, das Holz auf dem Lagerplatz zu begutachte­n und ihre Gebote abzugeben.
Foto: Marcus Merk 86 Stämme hat der Forstbetri­eb Zusmarshau­sen zur Submission nach Leipheim geliefert. Darunter sind auch schöne Lärchen. Interessen­ten haben bis Ende Januar Zeit, das Holz auf dem Lagerplatz zu begutachte­n und ihre Gebote abzugeben.

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