Die Preziosen aus dem Wald
Forstwirtschaft Die schwäbischen Waldbesitzer haben ihre wertvollen Stämme zur Auktion auf den Lagerplatz nach Leipheim gebracht. Die Bieter können sie jetzt begutachten und ein Angebot machen
Zusmarshausen/Leipheim Der dickste Stamm, den Hubert Droste zur Auktion nach Leipheim (Kreis Günzburg) geliefert hat, ist eine Douglasie. Er ist 15 Meter lang und hat einen Mitten-Durchmesser von 74 Zentimeter. Der Stamm bringt es auf 6,5 Kubikmeter. Der Forstbetrieb Zusmarshausen des Waldunternehmens Bayerische Staatsforsten beteiligt sich seit Jahren an der sogenannten Submission. Das Jahr über suchen die Revierförster nach den Preziosen, die sie anbieten möchten. 86 Stämme – insgesamt 140 Kubikmeter – liegen jetzt am Lagerplatz auf einem früheren Militärgelände im Stadtteil Riedheim.
„Die Versteigerung ist eine tolle Gemeinschaftsaktion“, sagt Betriebsleiter Droste. Es sei das Schaufenster der schwäbischen Waldbesitzer. „Sie machen die Schatztruhe kurz auf und holen die Juwelen heraus.“Zusmarshausen liefert jedes Jahr rund 200 Kubikmeter (auch Festmeter genannt). Eine winzige Menge im Vergleich zum Holzvorrat des Forstbetriebs von fünf Millionen Kubikmetern. „Es ist exklusiv, was wir präsentieren.“Auch
Die Buche wird kaum mehr nachgefragt
eine Lärche mit 4,4 Festmetern ist dabei. Ob sie einen Spitzenerlös erzielt, bleibt eine spannende Frage. Bei der Auktion im Jahr 2012 hatte ein Furnierhersteller für eine Lärche des Forstbetriebs 1233 Euro pro Kubikmeter geboten – insgesamt fast 7000 Euro für den Stamm. Es war der teuerste, der dem Betriebsleiter bekannt ist.
Zwei Drittel des Zusmarshauser Submissions-Angebots sind Nadelbäume – Douglasien, Lärchen und Fichten –, ein Drittel sind Laubbäume – Eichen, Berg-Ahorn und einzelne Kirschen. Während die Eiche boomt, wird die Buche kaum nachgefragt. „Deswegen geben wir keine mehr zur Versteigerung“, sagt Droste. Bei der Auswahl gibt es im Wesentlichen drei Kriterien: Die Dimension muss passen, am Stamm sollen keine Äste und die Jahresrin- möglichst gleichmäßig sein. Letzteres sieht der Förster allerdings erst, wenn der Baum gefällt ist.
Der Forstbetrieb Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) hat 50 Festmeter nach Leipheim geliefert. Dicke Douglasien und schöne Eichen, sagt Betriebsleiter Volker Fiedler. Das Holz fiel bei der Durchforstung an.
Bis 6. Dezember mussten die Stämme zum Lagerplatz gebracht werden. 870 sind es jetzt und insgesamt 1270 Kubikmeter, sagt Peter Schaffner vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Krumbach. Der forstliche Berater koordiniert die Submission im Auftrag der Forstbetriebsgemeinschaft GünzburgKrumbach. Darunter sind unter anderem 400 Festmeter Eiche und 330 Esche. Diese Baumart wurde wegen des Eschentriebsterbens gefällt. Schaffner hofft, dass die Stämme einen guten Preis erzielen. Das Holz ist makellos. Neben Douglasien und Lärchen gibt es ein kleineres Sortiment von Ulmen, Birken und Wildkirschen. Auch Walnüsse sind dabei. „Es ist die ganze Palette.“
300 bis 400 Waldbesitzer aus Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern beteiligen sich an der 20. Submission in Leipheim. In Süddeutschland gibt es noch Auktionen in Waging am See, in Holzkirchen und im baden-württembergischen Bopfingen. Was Schaffner schon sagen kann: „Die Qualität ist relativ gut.“Dabei sind zwei Riegel-Ahorne, die gutes Geld bringen werden, und einige schöne Eichen. Die wertvollen Stämme sind auf Holzböckchen „aufgebahrt“und rundum zugänglich. Wichtig auch: An drei Tage gen, das sichert der Veranstalter den Bietern zu, sind die Stämme schneeund eisfrei. Die Interessenten kommen aus ganz Europa, sagt Schaffner. Es sind Möbel- und Furnierhersteller, manchmal auch Künstler. Zur Submission kommt immer auch eine französische Firma, die Eichen für Barrique-Weinfässer braucht.
Die angelieferten Stämme wurden nummeriert. Es wird ein Verzeichnis erstellt, das den potenziellen Bietern – es sind über 50 – noch vor Weihnachten bereitgestellt wird. Es ist auch auf der Webseite der Forstbetriebsgemeinschaft Günzburg-Krumbach zu finden. Bis Ende Januar haben die Kunden Zeit, sich die Preziosen aus den heimischen Wäldern anzusehen. Manche kriechen sogar unter die Stämme, um sich von der Qualität zu überzeugen.
Bis spätestens Donnerstag, 26. Januar, müssen die Gebote bei der Forstbetriebsgemeinschaft eingehen. Die verschlossenen Umschläge werden dann unter der behördlichen Aufsicht von Peter Schaffner geöffnet. Am Freitag ist dann der große Tag. Da wird in einem Leipheimer Gasthof verkündet, wer den Zuschlag für die wertvollen Stämme bekommen hat. Am 3. Februar um 13 Uhr findet eine öffentliche Begehung auf dem Lagerplatz statt. Förster und Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft erklären aus fachlicher Sicht, was die Stämme so besonders macht. Bei manchem Gebot ist es nicht immer nachvollziehbar, sagt Droste. Aber der Bieter wird seine Gründe gehabt haben.