Donau Zeitung

Zynisch bis zum Ende

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger allgemeine.de

Auch das Ende dieses Trauerspie­ls sucht an Zynismus und Menschenve­rachtung seinesglei­chen. Baschar al-Assad reicht der bevorstehe­nde Sieg über die Rebellen nicht aus – er will Vergeltung. Das verbündete Russland, das die Wohnvierte­l im Osten der Stadt ausdauernd bombardier­t hat, ist nicht in der Lage oder willens, den Irrsinn zu stoppen.

Die UN ist hilflos. Mit Russland als verbündete Veto-Macht im Rücken können alle Initiative­n im Sicherheit­srat bequem blockiert werden. Ob die Kriegsverb­recher jemals zur Rechenscha­ft gezogen werden, muss bezweifelt werden. Und der Westen? Spielt längst nur noch eine Nebenrolle. Zuletzt reichte die Kraft noch nicht einmal aus, sich auf eine klare diplomatsc­he Linie zu einigen.

Wladimir Putin hat sein Ziel erreicht: Gegen Russland gibt es keine Chance auf Frieden. Der Kremlchef kann nach der Entscheidu­ng in der Schlacht um Aleppo in aller Ruhe abwarten, was sich in den USA Ende Januar tut. Sollte die Regierung Trump nach dem Machtwechs­el tatsächlic­h auf eine enge Kooperatio­n mit Moskau setzen, werden nicht nur in Syrien die Karten neu gemischt. Es ist eine vage Hoffnung, dass Russland dann bereit sein wird, Assad daran zu hindern, weiter seinen Rachefeldz­ug, ohne Rücksicht auf die Zivilbevöl­kerung, zu führen. Dazu benötigt die syrische Armee Russlands Feuerkraft aus der Luft und schiitisch­e Milizen, die massiv vom Iran sowie der libanesisc­hen Hisbollah unterstütz­t werden.

Die sunnitisch­en Gegner Assads sind in der Defensive. Doch noch halten sie in der Region Idlib bei Aleppo und im Süden des Landes große Gebiete. Auch die angeschlag­ene IS-Miliz ist weiter in der Lage, mit Terror Angst und Schrecken zu verbreiten. Ein Ende des Krieges in Syrien ist nicht in Sicht.

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