Maut Autobahnen sind pleite
Spanien Unglaubliche Fehlplanung kostet den Staat Milliarden
Madrid Fehlplanungen, manipulierte Gutachten, falsche Kostenkalkulationen, Vetternwirtschaft: Das sind die üblichen Zutaten von Bauskandalen. Nur in Spanien regt sich normalerweise kaum noch jemand darüber auf, weil ohnehin fast täglich eine neue Affäre der öffentlichen Misswirtschaft auffliegt. Doch die Tatsache, dass nun gleich neun private Autobahnen, die vor einem Jahrzehnt auf dem Höhepunkt der Immobilienspekulation eröffnet wurden, vom spanischen Staat – und damit vom Steuerzahler – mit Milliarden gerettet werden müssen, lässt selbst die Spanier schäumen.
Die gigantische Immobilienkrise, die vor zehn Jahren ausbrach und bis heute nicht verdaut ist, hinterließ im ganzen Land öffentliche Investitionsruinen: Flughäfen, auf denen keine Passagiere ankommen. Bahnhöfe, an denen keine Züge halten. Sportstadien, die am Bedarf vorbei geplant wurden. Und eben auch moderne Maut-Autobahnen rund um die Hauptstadt Madrid und am Mittelmeer, auf denen heute nur ein Bruchteil jenes Verkehrs fließt, den Politik und Wirtschaft damals euphorisch voraussagten.
Zu diesen Pleite-Autobahnen, die zusammengerechnet 625 Kilometer ausmachen, gehören vier Schnellstraßen, die sternförmig Richtung Madrid führen. Diese Mautpisten verlaufen parallel zu öffentlichen Autobahnen, weswegen die meisten Bürger nur bei Staugefahr auf die kostenpflichtigen Fernstraßen ausweichen. Auch ein leicht zu umfahrender Flughafenzubringer in Madrid ist betroffen. Zudem zwei Autobahnstrecken in Zentralspanien und zwei Teilstücke am Mittelmeer in der Provinz Alicante und in der Region Murcia.
Die neun privaten Schnellstraßen, die von ihren Betreibern aufgegeben oder auch vom Konkursrichter beschlagnahmt wurden, sind mit fast fünf Milliarden Euro bei den Banken verschuldet. Die Betreiber können sich trotzdem ziemlich entspannt zurücklehnen. Spaniens damaliger Regierungschef José Maria Aznar, hatte ihnen ein schönes Geschenk gemacht – in Form einer großzügigen Rettungsklausel: Läuft das Autobahn-Geschäft gut, können die Betreiber die Gewinne einstreichen. Geht es schief, dürfen sie ihre Autobahnlizenzen an den Staat zurückgeben. Ein sicheres Geschäft für die Unternehmer und – mal wieder – ein katastrophaler Handel für Spanien.