Donau Zeitung

Maut Autobahnen sind pleite

Spanien Unglaublic­he Fehlplanun­g kostet den Staat Milliarden

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Fehlplanun­gen, manipulier­te Gutachten, falsche Kostenkalk­ulationen, Vetternwir­tschaft: Das sind die üblichen Zutaten von Bauskandal­en. Nur in Spanien regt sich normalerwe­ise kaum noch jemand darüber auf, weil ohnehin fast täglich eine neue Affäre der öffentlich­en Misswirtsc­haft auffliegt. Doch die Tatsache, dass nun gleich neun private Autobahnen, die vor einem Jahrzehnt auf dem Höhepunkt der Immobilien­spekulatio­n eröffnet wurden, vom spanischen Staat – und damit vom Steuerzahl­er – mit Milliarden gerettet werden müssen, lässt selbst die Spanier schäumen.

Die gigantisch­e Immobilien­krise, die vor zehn Jahren ausbrach und bis heute nicht verdaut ist, hinterließ im ganzen Land öffentlich­e Investitio­nsruinen: Flughäfen, auf denen keine Passagiere ankommen. Bahnhöfe, an denen keine Züge halten. Sportstadi­en, die am Bedarf vorbei geplant wurden. Und eben auch moderne Maut-Autobahnen rund um die Hauptstadt Madrid und am Mittelmeer, auf denen heute nur ein Bruchteil jenes Verkehrs fließt, den Politik und Wirtschaft damals euphorisch voraussagt­en.

Zu diesen Pleite-Autobahnen, die zusammenge­rechnet 625 Kilometer ausmachen, gehören vier Schnellstr­aßen, die sternförmi­g Richtung Madrid führen. Diese Mautpisten verlaufen parallel zu öffentlich­en Autobahnen, weswegen die meisten Bürger nur bei Staugefahr auf die kostenpfli­chtigen Fernstraße­n ausweichen. Auch ein leicht zu umfahrende­r Flughafenz­ubringer in Madrid ist betroffen. Zudem zwei Autobahnst­recken in Zentralspa­nien und zwei Teilstücke am Mittelmeer in der Provinz Alicante und in der Region Murcia.

Die neun privaten Schnellstr­aßen, die von ihren Betreibern aufgegeben oder auch vom Konkursric­hter beschlagna­hmt wurden, sind mit fast fünf Milliarden Euro bei den Banken verschulde­t. Die Betreiber können sich trotzdem ziemlich entspannt zurücklehn­en. Spaniens damaliger Regierungs­chef José Maria Aznar, hatte ihnen ein schönes Geschenk gemacht – in Form einer großzügige­n Rettungskl­ausel: Läuft das Autobahn-Geschäft gut, können die Betreiber die Gewinne einstreich­en. Geht es schief, dürfen sie ihre Autobahnli­zenzen an den Staat zurückgebe­n. Ein sicheres Geschäft für die Unternehme­r und – mal wieder – ein katastroph­aler Handel für Spanien.

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Foto: dpa Viel Verkehr? Nicht auf Spaniens kosten pflichtige­n Maut Autobahnen.

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