Hamburger braten für den Mindestlohn
Tarifstreit Niedrige Löhne machen die Arbeit in der Systemgastronomie unattraktiv. Die Arbeitgeber wollen trotzdem nicht mehr zahlen
Augsburg Die Positionen in den Tarifverhandlungen um höhere Löhne in der Systemgastronomie sind verhärtet. Der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) bietet den über 100000 Beschäftigten den ohnehin ab Januar geltenden Mindestlohn. Zu wenig, sagt die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) und fordert eine Erhöhung in allen Tarifgruppen um sechs Prozent. Die dritte Verhandlungsrunde soll im Januar stattfinden. Betroffen sind in der Region McDonald’s, Burger King, Kentucky Fried Chicken und Tank und Rast.
Noch vor Weihnachten plant die NGG Aktionen, um die Öffentlichkeit zu informieren. „Die Materialien für Infoveranstaltungen und Kundgebungen stehen schon bereit“, sagt Tim Lubecki, Geschäftsführer der NGG-Region Schwaben. Streik ist aber noch nicht geplant. „Das Angebot der Arbeitgeber ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte Lubecki unserer Zeitung. Den neuen Mindestlohn von 8,84 Euro würden die Beschäftigten ohnehin ab Januar erhalten. „Vor dem Komma muss mindestens eine Neun stehen“, sagt Lubecki. Aktuell liegt der Lohn in der untersten Tarifgruppe bei 8,60 Euro, zehn Cent über dem aktuellen Mindestlohn von 8,50 Euro. Zum Vergleich: Amazon zahlt seinen Mitarbeitern laut einer Pressemeldung mindestens 10,30 Euro.
Dass die Forderung der Gewerkschaft überdurchschnittlich hoch ist, weiß auch NGG-Verhandlungsführer Guido Zeitler. „Das liegt daran, dass wir einen enormen Nachholbedarf haben“, sagt er. Viele Jahre lang seien die Löhne in der Systemgastronomie nicht erhöht worden. Trotzdem ist die Forderung der Gewerkschaft den Arbeitgebern zu hoch. „Unser Ziel ist ein wirtschaftlich tragbares Ergebnis für unsere Mitglieder“, sagt BdS-Verhandlungsführerin Andrea Belegante. Zum Zwischenstand der Verhandlungen will sich der Verband nicht äußern.
Laut Gewerkschafter Zeitler wirken sich die niedrigen Löhne in der Branche bereits aus: „Die Restaurants haben immer mehr Schwierigkeiten Personal zu finden.“Das führe dazu, dass in den einzelnen Schichten immer weniger Menschen arbeiten und die verbliebenen Mitarbeiter unter enormem Druck stehen. „Viele Mitarbeiter wechseln in andere Bereiche wie den Einzelhandel, weil es dort bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld gibt“, sagt Zeitler.
„Wer bei McDonald’s Vollzeit arbeitet, ist arm“, sagt auch Lubecki. „Diese Menschen sind alle von Altersarmut bedroht.“Ein Großteil der Beschäftigten in der Systemgastronomie arbeitet in den beiden untersten Tarifgruppen. Auf ihrem monatlichen Lohnzettel stehen dann etwas mehr als 1450 Euro brutto.
Das Problem liegt laut Lubecki auch daran, dass der Mindestlohn in Deutschland viel zu niedrig sei. Die Befürchtungen, dass durch ihn Arbeitsplätze verloren gehen, sieht Lubecki als widerlegt an: „Die Gastronomie ist standortsicher. Diese Arbeitsplätze werden sicher nicht nach China verlegt.“Die Systemgastronomie werde künftig ihren Fachkräftebedarf nur decken können, wenn für die schwere Arbeit auch faire Löhne und Ausbildungsvergütungen gezahlt werden.