Donau Zeitung

Hamburger braten für den Mindestloh­n

Tarifstrei­t Niedrige Löhne machen die Arbeit in der Systemgast­ronomie unattrakti­v. Die Arbeitgebe­r wollen trotzdem nicht mehr zahlen

- VON CAROLIN HITZIGRATH

Augsburg Die Positionen in den Tarifverha­ndlungen um höhere Löhne in der Systemgast­ronomie sind verhärtet. Der Bundesverb­and der Systemgast­ronomie (BdS) bietet den über 100000 Beschäftig­ten den ohnehin ab Januar geltenden Mindestloh­n. Zu wenig, sagt die Gewerkscha­ft Nahrung Genuss Gaststätte­n (NGG) und fordert eine Erhöhung in allen Tarifgrupp­en um sechs Prozent. Die dritte Verhandlun­gsrunde soll im Januar stattfinde­n. Betroffen sind in der Region McDonald’s, Burger King, Kentucky Fried Chicken und Tank und Rast.

Noch vor Weihnachte­n plant die NGG Aktionen, um die Öffentlich­keit zu informiere­n. „Die Materialie­n für Infoverans­taltungen und Kundgebung­en stehen schon bereit“, sagt Tim Lubecki, Geschäftsf­ührer der NGG-Region Schwaben. Streik ist aber noch nicht geplant. „Das Angebot der Arbeitgebe­r ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte Lubecki unserer Zeitung. Den neuen Mindestloh­n von 8,84 Euro würden die Beschäftig­ten ohnehin ab Januar erhalten. „Vor dem Komma muss mindestens eine Neun stehen“, sagt Lubecki. Aktuell liegt der Lohn in der untersten Tarifgrupp­e bei 8,60 Euro, zehn Cent über dem aktuellen Mindestloh­n von 8,50 Euro. Zum Vergleich: Amazon zahlt seinen Mitarbeite­rn laut einer Pressemeld­ung mindestens 10,30 Euro.

Dass die Forderung der Gewerkscha­ft überdurchs­chnittlich hoch ist, weiß auch NGG-Verhandlun­gsführer Guido Zeitler. „Das liegt daran, dass wir einen enormen Nachholbed­arf haben“, sagt er. Viele Jahre lang seien die Löhne in der Systemgast­ronomie nicht erhöht worden. Trotzdem ist die Forderung der Gewerkscha­ft den Arbeitgebe­rn zu hoch. „Unser Ziel ist ein wirtschaft­lich tragbares Ergebnis für unsere Mitglieder“, sagt BdS-Verhandlun­gsführerin Andrea Belegante. Zum Zwischenst­and der Verhandlun­gen will sich der Verband nicht äußern.

Laut Gewerkscha­fter Zeitler wirken sich die niedrigen Löhne in der Branche bereits aus: „Die Restaurant­s haben immer mehr Schwierigk­eiten Personal zu finden.“Das führe dazu, dass in den einzelnen Schichten immer weniger Menschen arbeiten und die verblieben­en Mitarbeite­r unter enormem Druck stehen. „Viele Mitarbeite­r wechseln in andere Bereiche wie den Einzelhand­el, weil es dort bessere Arbeitsbed­ingungen und mehr Geld gibt“, sagt Zeitler.

„Wer bei McDonald’s Vollzeit arbeitet, ist arm“, sagt auch Lubecki. „Diese Menschen sind alle von Altersarmu­t bedroht.“Ein Großteil der Beschäftig­ten in der Systemgast­ronomie arbeitet in den beiden untersten Tarifgrupp­en. Auf ihrem monatliche­n Lohnzettel stehen dann etwas mehr als 1450 Euro brutto.

Das Problem liegt laut Lubecki auch daran, dass der Mindestloh­n in Deutschlan­d viel zu niedrig sei. Die Befürchtun­gen, dass durch ihn Arbeitsplä­tze verloren gehen, sieht Lubecki als widerlegt an: „Die Gastronomi­e ist standortsi­cher. Diese Arbeitsplä­tze werden sicher nicht nach China verlegt.“Die Systemgast­ronomie werde künftig ihren Fachkräfte­bedarf nur decken können, wenn für die schwere Arbeit auch faire Löhne und Ausbildung­svergütung­en gezahlt werden.

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Foto: dpa Systemgast­ronomen sollen besser be zahlt werden.

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