Donau Zeitung

Das ist nicht Wurst!

Essen Wo kein Fleisch drin ist, soll auch kein Fleisch draufstehe­n, finden Union und SPD. Aber auch Hersteller wollen endlich Klarheit

- VON ALEXANDER SING

Augsburg Ist ein Schnitzel ein Schnitzel, wenn gar kein Fleisch drinsteckt? Und ist ein „vegetarisc­her Fleischsal­at“nicht ein Widerspruc­h in sich? Über diese ernährungs­philosophi­schen Fragen berät der Bundestag am morgigen Freitag. Union und SPD fordern in einem Antrag „Klarheit und Wahrheit“bei Veggie-Wurst und Co. „Der Verbrauche­r muss erkennen können, was er wirklich isst“, sagt die stellvertr­etende Unionsfrak­tionschefi­n Gitta Connemann. Produkte wie vegetarisc­her Fleischsal­at seien „eindeutig eine Mogelpacku­ng“. Auch die Fleischind­ustrie blickt argwöhnisc­h auf die Konkurrenz und pocht auf eine klare Kennzeichn­ung der vegetarisc­hen Produkte.

Die Hersteller bewerben ihre Produkte gerne damit, dass sie schmecken und aussehen wie „richtige“Fleischerz­eugnisse. Und sie wollen „Fleischbeg­riffe“auch weiterhin verwenden dürfen, betont Godo Röben von der Firma Rügenwalde­r Mühle. Das niedersäch­sische Familienun­ternehmen fordert mit anderen Hersteller­n eine Klarstellu­ng, wann Produkte wie bezeichnet werden dürfen. Rügenwalde­r setzte 2014 als erstes großes Unternehme­n auf fleischlos­e Produkte. Die Idee zu vegetarisc­hen Schnitzeln, Frikadelle­n und Würstchen kam von Marketingc­hef Röben selbst. Er erklärt den Erfolg so: „80 Prozent der Vegetarier mögen laut einer Befragung eigentlich den besonderen Fleischges­chmack, essen aber vor allem aus Sorge um das Tierwohl keine Wurst oder kein Fleisch“, sagt er. „Und genau hier setzen wir mit unserer Veggie-Linie an.“Bisher habe sich kein Kunde beschwert, weil er vegetarisc­he mit echter Wurst verwechsel­t habe.

Rügenwalde­r garantiert, dass dort, wo vegetarisc­h oder vegan draufsteht, auch keine tierischen Stoffe enthalten seien. Denn auch hier fordern Union und SPD klare Vorgaben. Als vegan beworbene Produkte würden oft trotzdem Zusatzstof­fe, Aromen und Vitamine tierischen Ursprungs enthalten, die nicht ausgewiese­n werden müssen.

Eine einheitlic­he Regelung, wann Produkte vegan oder vegetarisc­h heißen dürfen, gibt es nicht. „Immer mehr Menschen greifen zu veganen und vegetarisc­hen Fertigprod­ukten“, sagt Elvira DrobinskiW­eiß, ernährungs­politische Sprecherin der SPD. „Wir wollen, dass sie sich darauf verlassen können, dass auch die verwendete­n Zusatzstof­fe und Aromen vegan oder vegetarisc­h sind.“Ist das nicht der Fall, sollte das auf der Verpackung klargemach­t werden.

Was geht und was nicht, steht im Deutschen Lebensmitt­elbuch. Seit mehr als 50 Jahren prüfen unabhängig­e Experten ständig diese Sammlung von Leitsätzen für den Handel mit und Kennzeichn­ung von Lebensmitt­eln. Das Lebensmitt­elbuch ist keine Rechtsnorm. Vielmehr dient es als Orientieru­ngshilfe, etwa wenn Gerichte sich mit Verstößen gegen das Lebensmitt­elrecht auseinande­rsetzen müssen.

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Foto: dpa Sind auch was für eingefleis­chte Vegeta rier: fleischlos­e Würste.

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