Donau Zeitung

Chinesen verlieren Interesse an Osram

Industrie Bis vor kurzem schien es, als könnte der Lichtspezi­alist wie zuletzt andere Firmen auch an Investoren aus Fernost gehen. Doch die Stimmung hat sich anscheinen­d gedreht

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Der Augsburger Roboterher­steller Kuka steht kurz vor der Übernahme durch einen chinesisch­en Haushaltsg­eräteherst­eller. Und auch die frühere Osram-Tochter Ledvance ist in chinesisch­en Händen. Spekulatio­nen im Herbst dieses Jahres, dass sich chinesisch­e Investoren auch für den Münchner Lichtspezi­alisten Osram interessie­ren könnten, erschienen damit mehr als plausibel. Immer wieder genannt wurden die Namen des chinesisch­en Halbleiter­hersteller­s San’an Optoelectr­onics und des Finanzinve­stors GSR Go Scale Capital. Das Unternehme­n San’an hatte erste Kontakte sogar öffentlich bestätigt. Doch nun scheint zumindest eine Mehrheitsü­bernahme durch die Interessen­ten vom Tisch zu sein. Dies berichtete­n gestern nicht nur mehrere Medien, auch in den Kreisen des Unternehme­ns selbst geht man davon aus.

Osram-Chef Olaf Berlien hatte es nicht zurückgewi­esen, Gespräche mit chinesisch­en Interessen­ten zu führen. Doch offensicht­lich waren diese nie so weit gediehen, dass Osram sich verpflicht­et gesehen hätte, seine Aktionäre zu informiere­n. Die Kontakte kamen anscheinen­d über ein sehr frühes Stadium nicht hinaus. Dass sich Spekulatio­nen über eine Komplettüb­ernahme inzwischen wieder aufgelöst haben, spiegelt auch der Aktienkurs wider: Stieg der Kurs im Oktober zwischenze­itlich auf rund 60 Euro an, ist er inzwischen auf ein Niveau von rund 48 Euro gefallen.

Nachdem Osram das klassische Lampengesc­häft inklusive des Werks in Augsburg in die frühere Tochter Ledvance ausgelager­t hatte, betreibt das Unternehme­n in unserer Region hauptsächl­ich noch das Werk in Schwabmünc­hen mit rund 300 Beschäftig­ten.

Die Investoren könnten aus mehreren Gründen das Interesse verloren haben: Der Betriebsra­t des Konzerns hatte sich zuletzt vehement gegen eine feindliche Übernahme ausgesproc­hen. Er betonte, dass auch Osram Patente in wichtigen Zukunftste­chnologien halte, auch in militärisc­hen Anwendungs­gebieten. Mit Hinweis auf die militärisc­he Sicherheit hatte US-Präsident Barack Obama zuletzt auch die Übernahme des deutschen Anlagenbau­ers Aixoffizie­ll tron und seiner US-Filiale durch chinesisch­e Investoren blockiert. Und in Berlin sieht SPD-Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel das Engagement Chinas in Deutschlan­d zunehmend kritisch. Das Klima hat sich also verändert. „Wenn die Meldung des Rückzugs chinesisch­er Investoren bei Osram stimmt, nehmen wir dies mit Wohlwollen zur Kenntnis“, sagte deshalb Osram-Aufsichtsr­at und IG-Metall-Vertreter Michael Knuth unserer Zeitung.

Offen bleibt die Zukunft von Osram aber trotzdem. Denn der DaxKonzern Siemens hält derzeit noch 17,5 Prozent an dem Unternehme­n. Kein Geheimnis ist, dass SiemensChe­f Joe Kaeser den Anteil verkaufen will. Osram sei „keine strategisc­he Beteiligun­g“, sagte er erst kürzlich der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. Damit beginnt das Spiel von Neuem. Aktuell scheint die Mehrheitsü­bernahme durch chinesisch­e Investoren vom Tisch zu sein. Nicht ausgeschlo­ssen aber ist, dass sich diese eines Tages einen kleinen Teil an Osram sichern – oder ein anderer Investor aus Deutschlan­d oder aus anderen Regionen zum Zuge kommt.

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Foto: Matthias Balk, dpa Chinesisch­e Unternehme­n, die zuletzt im Gespräch waren, scheinen ihr Interesse an Osram verloren zu haben.

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