Donau Zeitung

Die wilde Party im Landtag und ihre Folgen

Eine Fete der Stipendiat­en ist etwas aus dem Ruder gelaufen

- VON ULI BACHMEIER

München Die Elite-Stipendiat­en der Stiftung Maximilian­eum im Landtag sind sehr kluge, sehr höfliche und – in aller Regel – sehr brave Studenten. Die Grünen, die ihre Büros direkt über ihren Studentenz­immern im Südbau des Landtags haben, nennen sie liebevoll „Stiftlinge“. Man kann mit ihnen – allesamt Einser-Abiturient­en – geistreich­e Gespräche führen. Und wenn die Fraktionen im Landtag etwas zu feiern haben, dann sind die schlauen Studenten oft gern gesehene Gäste.

Mit den Partys, welche die Stipendiat­en hin und wieder selbst im Landtag veranstalt­en, ist es nun aber erst einmal vorbei. Der Vorstand der Stiftung hat ein Partyverbo­t ausgesproc­hen, nachdem vergangene­s Wochenende eine Feier – nun ja – etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Etwa 300 junge Leute, so heißt es, waren da, darunter offenbar auch einige, die gar nicht eingeladen und nur via Facebook auf die Party aufmerksam geworden waren.

Es kam, wie es halt oft so kommt: Es wurde kräftig gesoffen, ordentlich gekotzt und auch sonst einiger Unfug getrieben. Hauptopfer waren die Grünen. In den Gängen vor ihren Büros und in einem Konferenzr­aum musste erst aufgeräumt und allerlei Hinterlass­enschaften und Scherben beseitigt werden, ehe wieder gearbeitet werden konnte. Graue Flecken auf dem Monumental­gemälde „Kaiserkrön­ung Ludwigs des Bayern in Rom“im Steinernen Saal lassen den Verdacht zu, dass sogar direkt vor dem Plenarsaal die Sektkorken knallten. Anderersei­ts heißt es, die Stipendiat­en hätten Wodka getrunken. Die Spritzer könnten also auch älter sein.

Gesichert wurden die eindeutige­n Spuren der Fete bereits am Sonntag von dem SPD-Abgeordnet­en Peter Paul Gantzer, der auf dem Weg in sein Büro auf jede Menge leere Flaschen aufmerksam geworden war. Der altgedient­e Polizeiexp­erte der Landtags-SPD hat den Verdacht, dass der Sicherheit­sdienst, den die Stiftung engagiert hatte, um den Einlass zur Party zu kontrollie­ren, „total versagt“hat. Darüber müsse im Arbeitskre­is Sicherheit geredet werden. Ob weitere Konsequenz­en gezogen werden, ist noch offen. Landtagsvi­zepräsiden­tin Inge Aures (SPD), die den Arbeitskre­is leitet, sagt: „Es soll sicherer werden, aber der Landtag soll ein offenes Haus bleiben.“Tatsächlic­h finden im Maximilian­eum dauernd Veranstalt­ungen aller Art statt. Als besonders gefahrentr­ächtig im Hinblick auf die Folgen gilt zum Beispiel die jährliche Sommerloun­ge der CSU, wo harter Stoff direkt vor dem Plenarsaal ausgeschen­kt wird.

Mit den Grünen haben sich die Studenten, die am Montag zum Putzen anrückten und Lebkuchen brachten, schnell wieder versöhnt. „Die haben sich entschuldi­gt. Damit hat es sich. Alles nicht so tragisch“, sagt Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann. Die Anregung der Polizei, Anzeige zu erstatten, habe man „selbstvers­tändlich“abgelehnt.

 ??  ?? Inge Aures
Inge Aures
 ??  ?? Ludwig Hartmann
Ludwig Hartmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany