Hussein K. stand wohl schon vor Gericht
Kriminalität Griechische Anwältin bestätigt, den Tatverdächtigen im Freiburger Mordfall in einem früheren Prozess verteidigt zu haben. Der Afghane ist zurzeit in einem Gefängniskrankenhaus
Freiburg Die Anzeichen haben sich weiter verdichtet, dass der afghanische Flüchtling Hussein K. nicht nur in Freiburg die Studentin Maria L. getötet hat, sondern auch auf der griechischen Insel Korfu im Mai 2013 eine junge Frau über die Brüstung einer Steilküste geworfen hat. Die 20-jährige Studentin überlebte den Sturz angeblich nur deshalb, weil sie als geschulte Bergsteigerin ihren Kopf schützen konnte.
Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, belege ein Abgleich der Fingerabdrücke durch die griechische Polizei, dass Hussein K. die Tat begangen habe. Die griechische Anwältin des Afghanen hatte zuvor anhand eines Fotos bestätigt, dass er ihr Mandant gewesen ist. Sie habe keinen Zweifel, dass es sich um Hussein K. handle, den Sie 2013 verteidigt hatte. Er wurde nach der Tat auf Korfu zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Freiburg kamen Hinweise darauf, dass Hussein K. ein in Griechenland vorbestrafter Gewalttäter ist, aus seinem privaten Umfeld. Die griechische Anwältin berichtete, der junge Mann sei nach etwa eineinhalb Jahren unter Auflagen aus einem Gefängnis auf dem griechischen Festland entlassen worden.
Hussein K. war im November 2015 über Weil am Rhein in Südbaden ohne Pass eingereist. Dort hatte er sein Alter mit 16 angegeben. Er wurde in jugendpflegerische Obhut des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald übernommen und in einem östlichen Freiburger Stadtteil von einer Pflegefamilie aufgenommen. Zum Deutschlernen besuchte er die Schule eines privaten Trägers.
Am 16. Oktober soll er die 19-jährige Medizinstudenten Maria L. frühmorgens an der Dreisam vergewaltigt haben. Die junge Frau wurde im Niedrigwasser des Flüsschens nahe des Freiburger Schwarz- waldstadions tot aufgefunden – als Todesursache gibt die Polizei Ertrinken an. Ob sie ertränkt wurde, lässt die Polizei offen.
Inzwischen ist eine medizinische Untersuchung des Alters des Flüchtlings von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben worden. Und ein Ermittlungsschwerpunkt wird auf die Beantwortung der Frage gelegt, ob Hussein K. drei Wochen später in Endingen am Kaiserstuhl 25 Kilometer von Freiburg entfernt auch die 27-jährige, verheiratete Joggerin Carolin G. vergewaltigt und umgebracht hat.
Die Staatsanwaltschaft Freiburg erarbeitet derzeit nach Angaben des Ersten Staatsanwalts Ralf Langenbach die Fragen, die sie an die griechische Justiz richten will und die sich auf die mögliche Tat auf Korfu und die eventuelle Verurteilung von Hussein K. bezieht. Die Polizei ist, wie eine Sprecherin berichtete, telefonisch und per Dolmetscher im Kontakt mit griechischen Kollegen. Aber sie bestätigt bislang nicht offiziell, dass der Afghane für das Verbrechen auf Korfu verantwortlich war. Medienberichte, so heißt es bei den Behörden, seien „keine offizielle Bestätigung“.
Vor knapp zwei Wochen war Hussein K. festgenommen worden. Er hat sich selbst noch nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Derzeit befindet er sich allerdings nicht mehr in einer Freiburger Haftanstalt, sondern in einem Gefängniskrankenhaus in der Nähe von Stuttgart. Er wurde ins Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg bei Ludwigsburg verlegt. Dort werden Gefangene speziell betreut und auch medizinisch versorgt. Der Gefangene werde wegen möglicher Suizidgefahr rund um die Uhr bewacht, heißt es in Medienberichten. (mit dpa)
Staatsanwaltschaft will griechische Justiz befragen