Donau Zeitung

Spenden für sinnlose Erdarbeite­n

Wohltätigk­eit Eine US-Firma lässt mitten im Nirgendwo ein Loch graben. Die Macher sind bekannt für verrückte Sammelakti­onen, von denen hin und wieder aber auch Hilfsorgan­isationen profitiere­n

- VON CAROLIN HITZIGRATH

Chicago Weihnachts­zeit ist Spendenzei­t – das dachten sich offenbar auch ein paar Amerikaner und gruben ein Loch. Über das Internet ließen sie sich die sinnlosen Erdarbeite­n mitten im Nirgendwo sponsern. „Solange sie nicht aufhören zu spenden, werden wir nicht aufhören zu graben“, kündigten die Beteiligte­n an. Die Spender konnten die Aktion über einen Livestream verfolgen. Warum das Ganze?

Das können die Macher der Aktion offenbar selbst nicht genau sagen. Was sie aber können: Menschen dazu bringen, ihr Geld aus dem Fenster zu werfen. Es ist eine Art Tradition geworden für den Hersteller von „Cards Against Humanity“, des „Partyspiel­s für entsetzlic­he Menschen“. Immer wieder sammelten die Mitarbeite­r der US-Firma mit originelle­n Aktionen große Summen. Sie verkauften Kuhmist in einer Box oder boten einfach Nichts gegen fünf US-Dollar. Insgesamt kamen damit knapp vier Millionen Dollar (3,8 Millionen Euro) zusammen. Dieses Geld wurde aber durchaus sinnvoll ausgegeben. Nach eigenen Angaben gingen zum Beispiel 250 000 Dollar an die Sunlight-Stiftung, eine Organisati­on, die aufdeckt, wer die einflussre­ichen Geldgeber der amerikanis­chen Politik sind. Auch eine Organisati­on, die Klassenzim­mer in öffentlich­en Schulen ausstattet, wurde unterstütz­t. Doch in diesem Jahr wurde das Geld – mehr als 100000 Dollar – einfach unter den Mitarbeite­rn der Firma verteilt.

Faul ist an der Aktion mit dem gegrabenen Loch nichts. Die Macher hatten vorab alle Konditione­n klar dargelegt. Unter den häufig gestellten Fragen auf ihrer Internetse­ite hieß es: „Was bekomme ich, wenn ich mein Geld spende?“Die Antwort: „Ein tieferes Loch. Was denn sonst, etwa einen iPod?“

Damit die Leute wissen, was mit ihren Spenden passiert, veröffentl­ichten die Macher der Aktion eine Liste. Darin steht, wofür das Geld ausgegeben wurde – unter anderem für eine Spielekons­ole, einen Staubsauge­rroboter und Comics. Allerdings finden sich darunter auch zahlreiche Spenden an Hilfsorgan­isationen, wie ein Projekt zur Labortier-Rettung oder „Planned Parenthood“, zu dem in Deutschlan­d Pro Familia gehört.

Die Frage, wieso sie nicht alles für wohltätige Zwecke spenden, haben die „Cards Against Humanity“-Macher mit einer Gegenfrage an zahlende Nutzer beantworte­t: „Wieso spendet ihr nicht selbst für wohltätige Zwecke? Es ist euer Geld.“Ein Ziel der regelmäßig­en Aktionen ist offenbar, die eigenen Handlungen zu hinterfrag­en. Also sinnvoll zu Spenden, statt Geld in allen möglichen „Bullshit“zu investiere­n, erklären sie auf ihrer Internetse­ite.

Was ihnen wohl im nächsten Jahr einfällt? Von Nichts bis Kuhmist war ja alles schon dabei.

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Archivfoto: Ralf Lienert

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