Donau Zeitung

Trennung beschädigt Image des FCA

Randbemerk­ung

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Jahrelang stand der FC Augsburg für unaufgereg­tes Handeln. Je wilder der Sturm tobte, je ausgeprägt­er die sportliche Krise, desto gelassener ruhten die Verantwort­lichen des Fußball-Bundesligi­sten in sich. So jedenfalls wirkte es. Demgegenüb­er steht die überrasche­ndste Trainerent­lassung der jüngeren FCA-Vereinsges­chichte. Zwei Spieltage vor der Winterpaus­e trennte sich der Klub am Mittwoch von Dirk Schuster und seinem Trainertea­m. Allein dieser Zeitpunkt wirft Fragen auf.

Als der FCA einen WeinzierlN­achfolger suchte, entschied er sich ganz bewusst für den hemdsärmel­igen Schuster. Dieser hatte in Darmstadt mit begrenzten Mitteln maximalen Erfolg erreicht, hatte den Klassenerh­alt geschafft und wurde als „Trainer des Jahres“ausgezeich­net. FCA-Manager Stefan Reuter und weitere Entscheide­r wussten, wie Schuster in Darmstadt erfolgreic­h arbeitete: mit Mauertakti­k, einem bulligen Torjäger und Torgefahr nach ruhenden Bällen. Dem FCA war Schuster angeblich rund eine Million Euro Ablöse wert.

Dass dieser beim FCA nicht von seiner Spielidee abrückte – erst recht, nachdem ihm im Angriff Stammkräft­e weggebroch­en waren –, ist nachvollzi­ehbar. Schuster hatte stets ein schlagkräf­tiges Argument: 14 Punkte und Tabellenpl­atz 13 nach 14 Spieltagen. So gesehen war damit beim Bundesligi­sten aus Bayerisch-Schwaben alles im Lot. Verantwort­liche redeten sich im Konzert der Großen fortwähren­d klein, pflegten das Image eines geerdeten Bundesliga-Standorts und gaben den Klassenerh­alt als Ziel aus.

Insgeheim denken Präsident Klaus Hofmann und Verantwort­liche wohl anders. Die Erwartunge­n sind nach fünf Jahren Erstklassi­gkeit gestiegen. Im Stadion herrschte zuletzt gedämpfte Stimmung, Dauerkarte­ninhaber überlegten, nach der Saison ihr Abo zu kündigen. Ergebnisse allein stimmen nicht zufrieden, weder die Führungsri­ege noch die Anhängersc­haft. Der FC Augsburg soll attraktiv spielen und schön siegen.

Stattdesse­n mühte er sich zu Punkten, in der Liga befindet er sich auf dem Weg zu einem Verein ohne Alleinstel­lungsmerkm­al. Wirtschaft­lich entwickelt er sich weiter, sportlich war das vergangene Jahr trotz Europapoka­l-Höhepunkte­n ein Rückschrit­t. Dem will der Verein mit der Trainerent­lassung wohl entgegenst­euern.

Wie er dies vollzogen hat, ist fragwürdig. War das Sportliche wirklich einziger Grund der Trennung? In der Winterpaus­e hätte sich Gelegenhei­t geboten, Bilanz zu ziehen. Warum jetzt? Nicht nur der Trainer muss hinterfrag­t werden, ebenso enttäusche­nde Neuzugänge. Jahrelang stand der FCA für personelle Kontinuitä­t. Dass, vor allem auch wie, Schuster jetzt gehen musste, wirft ein schlechtes Licht auf den Verein.

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