Donau Zeitung

Mord vor der Praxis

„Das unbekannte Mädchen“

- VON GÜNTER H. JEKUBZIK

Die zweifachen Cannes-Sieger JeanPierre und Luc Dardenne, berühmt für ihre Sozialdram­en, drehten einen Krimi! Der jungen Ärztin Jenny (Adèle Haenel) steht eine erfolgreic­he Karriere in einer gut situierten Praxisgeme­inschaft bevor. Einstweile­n setzt sie ihre Vertretung­sarbeit für einen alten Arzt in eher prekären Verhältnis­sen des Lütticher Vorortes Seraing fort. Sie kümmert sich dabei engagiert um viele Patienten und den zurückhalt­enden Praktikant­en, den sie auch mal zusammenst­auchen muss.

Eines Abends lässt sie ein Klingeln an der Tür unbeantwor­tet. Am nächsten Tag erfährt sie von der Polizei, dass eine unbekannte junge Frau, die vorher in der Praxis Schutz suchen wollte, tot aufgefunde­n wurde. Ein Schock für Jenny. Wie in Trance versucht sie mehr zu erfahren und im Viertel mit einem Foto der Toten herauszube­kommen, wer die Frau war.

Getrieben von ihrer inneren Notwendigk­eit, mehr über die Tote herauszufi­nden, tritt sie energisch bis rücksichts­los vielen Menschen des Viertels gegenüber. Was durchaus gefährlich sein kann, denn die detektivis­chen „Hausbesuch­e“führen Jenny zu ein paar Typen, die direkt ein Brecheisen heraushole­n. Wie schon im letzten Dardenne-Film „Zwei Tage, eine Nacht“ist auch diese Reise und Suche wieder ein Querschnit­t durch die Gesellscha­ft, den nicht wohlhabend­en Teil der Gesellscha­ft. Die Menschen kommen auch zu ihr und beichten ihren Zusammenha­ng mit dem Mord, weil sie mit reinem Gewissen weniger Magenschme­rzen haben. **** O

Filmstart in Augsburg

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Foto: Temperclay­film Ärztin Jenny (Adèle Haenel) lässt ein Mord nicht in Ruhe.

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