Donau Zeitung

Warum feiern wir mit Baum und Kranz?

Die Adventszei­t ist voller Rituale. Doch nicht alle sind christlich geprägt. Woher sie sonst noch kommen

- VON DANIELA POLZER

Weihnachts­märkte laden zu Glühwein und Punsch ein und immer mehr Türchen öffnen sich am Adventskal­ender. Aber warum eigentlich? Um diese Frage zu beantworte­n, hat klar.text vier Fakten zusammenge­tragen, die so manchen Brauch erklären.

Weihnachts­mann Die Gestalt des weißhaarig­en, beleibten Mannes, der den Kindern Geschenke überreicht, geht wohl auf den heiligen Nikolaus zurück. Zunächst war er das Symbol des Überbringe­rs von Geschenken, denn der Legende nach ist er dafür verantwort­lich. Im Weihnachts­mann vermischen sich wohl verschiede­ne Charaktere. Seine Kleidung, ein roter Mantel mit Kapuze, lässt sich am ehesten mit einer Bischofstr­acht vergleiche­n und soll einen Bezug zum christlich­en Glauben herstellen. Neben dieser gibt es eine außergewöh­nliche Erklärung für den Kult um den Weihnachts­mann: Die Gestalt könnte auch auf einen Fliegenpil­z zurückgehe­n. Bei schamanisc­hen Ritualen wurde der Pilz eingesetzt, um in einen rauscharti­gen Zustand zu verfallen. In dieser Trance sprachen die Schamanen scheinbar mit Zwergen, Wichteln und anderen Wesen. Mit den Farben Rot und Weiß vermischte sich das Bild des Zwerges und es entstand die uns wohlbekann­te Figur des Weihnachts­mannes. Beide Theorien erscheinen glaubwürdi­g, wobei St. Nikolaus etwas näher liegt als der Fliegenpil­z.

Adventskra­nz Der wahrschein­lich erste Adventskra­nz wurde von dem Gründer des „Rauen Hauses“in Hamburg, J. H. Wichern, gestaltet. Unter dem Motto der „Besinnung“hat er mit seinen Schülern an jedem Tag im Advent eine Kerze entzündet und auf ein Wagenrad aus Holz gestellt. Einige Jahre später wurden die Räume des Hauses mit grünen Zweigen geschmückt und auch das Wagenrad dekoriert. Im Laufe der Zeit wurde die Anzahl der Kerzen auf die vier für jeden Adventsson­ntag stehenden reduziert und der heute handelsübl­iche Adventskra­nz war geboren.

Weihnachts­baum Bei diesem Brauchtum gibt es zwei verschiede­ne Erklärunge­n: Auf der einen Seite soll der Weihnachts­baum für den Baum der Erkenntnis im Paradies stehen, von dem Adam und Eva den Apfel gegessen hatten und deshalb vertrieben wurden. Diese Deutung würde erklären, warum man heute immer noch Äpfel oder rote Kugeln an die Zweige hängt. Eine andere Theorie geht auf die Verehrung von Bäumen zurück. Vor allem heidnische Völker sahen gerade in alten Bäumen mehr als nur eine Pflanze. Zusätzlich stellten die immergrüne­n Tannen ein Sinnbild der sogenannte­n „Lebensbäum­e“dar, die unter anderem auch mit Hoffnung in Verbindung zu bringen sind. Die Kerzen sollen mit ihrem Licht auf das Kommen Jesus Christus hindeuten. Der Weihnachts­baum ist also eine heidnische Erfindung, die später von der Kirche übernommen wurde.

Heiligaben­d Eine weitere Frage ist die nach dem Datum des Weihnachts­festes: Warum feiern wir die Geburt Jesu ausgerechn­et am 24.? Auch hier lässt sich eine Erklärung in der heidnische­n Kultur finden. Der 21. Dezember wurde geprägt vom Fest der Wintersonn­enwende. Ab diesem kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt also zurück. Die Geburt Christi wurde erst im 6. Jahrhunder­t auf den Tag kurz nach der Sonnenwend­e gelegt. Zuvor wurde verbreitet, dass der Geburtstag des Jesuskinde­s im Mai festzuhalt­en sei. Die Kirche legte diesen wichtigen Tag erst später auf den 24., um das ursprüngli­ch heidnische Fest mit dem christlich­en Glauben zu verbinden und die Feste anderer Götter in den Hintergrun­d zu drängen. Das Datum unseres Weihnachts­festes ist also keine zufällig entstanden­e Zeitangabe, sondern vielmehr ein geschickte­r Schachzug, um einen Bezug zwischen verschiede­nen Kulturen und ihren Bräuchen herstellen zu können.

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Foto:dpa
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Foto: Hofmann

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