Warum feiern wir mit Baum und Kranz?
Die Adventszeit ist voller Rituale. Doch nicht alle sind christlich geprägt. Woher sie sonst noch kommen
Weihnachtsmärkte laden zu Glühwein und Punsch ein und immer mehr Türchen öffnen sich am Adventskalender. Aber warum eigentlich? Um diese Frage zu beantworten, hat klar.text vier Fakten zusammengetragen, die so manchen Brauch erklären.
Weihnachtsmann Die Gestalt des weißhaarigen, beleibten Mannes, der den Kindern Geschenke überreicht, geht wohl auf den heiligen Nikolaus zurück. Zunächst war er das Symbol des Überbringers von Geschenken, denn der Legende nach ist er dafür verantwortlich. Im Weihnachtsmann vermischen sich wohl verschiedene Charaktere. Seine Kleidung, ein roter Mantel mit Kapuze, lässt sich am ehesten mit einer Bischofstracht vergleichen und soll einen Bezug zum christlichen Glauben herstellen. Neben dieser gibt es eine außergewöhnliche Erklärung für den Kult um den Weihnachtsmann: Die Gestalt könnte auch auf einen Fliegenpilz zurückgehen. Bei schamanischen Ritualen wurde der Pilz eingesetzt, um in einen rauschartigen Zustand zu verfallen. In dieser Trance sprachen die Schamanen scheinbar mit Zwergen, Wichteln und anderen Wesen. Mit den Farben Rot und Weiß vermischte sich das Bild des Zwerges und es entstand die uns wohlbekannte Figur des Weihnachtsmannes. Beide Theorien erscheinen glaubwürdig, wobei St. Nikolaus etwas näher liegt als der Fliegenpilz.
Adventskranz Der wahrscheinlich erste Adventskranz wurde von dem Gründer des „Rauen Hauses“in Hamburg, J. H. Wichern, gestaltet. Unter dem Motto der „Besinnung“hat er mit seinen Schülern an jedem Tag im Advent eine Kerze entzündet und auf ein Wagenrad aus Holz gestellt. Einige Jahre später wurden die Räume des Hauses mit grünen Zweigen geschmückt und auch das Wagenrad dekoriert. Im Laufe der Zeit wurde die Anzahl der Kerzen auf die vier für jeden Adventssonntag stehenden reduziert und der heute handelsübliche Adventskranz war geboren.
Weihnachtsbaum Bei diesem Brauchtum gibt es zwei verschiedene Erklärungen: Auf der einen Seite soll der Weihnachtsbaum für den Baum der Erkenntnis im Paradies stehen, von dem Adam und Eva den Apfel gegessen hatten und deshalb vertrieben wurden. Diese Deutung würde erklären, warum man heute immer noch Äpfel oder rote Kugeln an die Zweige hängt. Eine andere Theorie geht auf die Verehrung von Bäumen zurück. Vor allem heidnische Völker sahen gerade in alten Bäumen mehr als nur eine Pflanze. Zusätzlich stellten die immergrünen Tannen ein Sinnbild der sogenannten „Lebensbäume“dar, die unter anderem auch mit Hoffnung in Verbindung zu bringen sind. Die Kerzen sollen mit ihrem Licht auf das Kommen Jesus Christus hindeuten. Der Weihnachtsbaum ist also eine heidnische Erfindung, die später von der Kirche übernommen wurde.
Heiligabend Eine weitere Frage ist die nach dem Datum des Weihnachtsfestes: Warum feiern wir die Geburt Jesu ausgerechnet am 24.? Auch hier lässt sich eine Erklärung in der heidnischen Kultur finden. Der 21. Dezember wurde geprägt vom Fest der Wintersonnenwende. Ab diesem kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres werden die Tage wieder länger, das Licht kehrt also zurück. Die Geburt Christi wurde erst im 6. Jahrhundert auf den Tag kurz nach der Sonnenwende gelegt. Zuvor wurde verbreitet, dass der Geburtstag des Jesuskindes im Mai festzuhalten sei. Die Kirche legte diesen wichtigen Tag erst später auf den 24., um das ursprünglich heidnische Fest mit dem christlichen Glauben zu verbinden und die Feste anderer Götter in den Hintergrund zu drängen. Das Datum unseres Weihnachtsfestes ist also keine zufällig entstandene Zeitangabe, sondern vielmehr ein geschickter Schachzug, um einen Bezug zwischen verschiedenen Kulturen und ihren Bräuchen herstellen zu können.