Proteste gegen Polder werden wieder lauter
Hochwasserschutz Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner ist richtig sauer. Die Zusamtal-Kommune hat den größten Flächenanteil am geplanten Hochwasserbecken Neugeschüttwörth. Am Montag kommt Umweltministerin Scharf
Ministerin Ulrike Scharf kommt am Montag zum Hochwasserdialog nach Höchstädt. Polder-Gegner wollen protestieren.
Landkreis Gegner der geplanten Flutpolder haben Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf am Freitag voriger Woche mit Pfiffen und Bannern vor dem Höchstädter Schloss empfangen. Während des Gesprächs versprach die CSU-Politikerin den Kritikern des HochwasserschutzAktionsprogramms: „Ich werde am 19. Dezember noch einmal nach Höchstädt kommen.“Der Termin ist am kommenden Montag. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth wird den Bürgern ab 19 Uhr in der Nordschwabenhalle das Gesamtkonzept für den Hochwasserschutz in der Region vorstellen. Schon ab 18 Uhr wollen Polder-Gegner vor der Nordschwabenhalle gegen die geplanten Hochwasserbecken demonstrieren.
Das Hochwasserschutz-Konzept sieht jetzt zwei Polder im Landkreis Dillingen (Neugeschüttwörth und Helmeringen bei Lauingen) und einen in Leipheim vor. Leonhard Schweyer aus Blindheim zählt zu denen, die am Montag gegen das Projekt zu Felde ziehen werden. „Wir sind mitten im Poldergebiet“, sagt der Blindheimer Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Der Polder Neugeschüttwörth soll eine Fläche von 1800 Hektar haben, etwa 450 Hektar wären auf Blindheimer Flur. Zwei Drittel der 70-Hektar-Fläche, die Schweyer bewirtschaftet, lägen im Hochwasserbecken. Wenn es geflutet werde, sieht der Landwirt große Probleme auf seinen Betrieb zukommen. „Wenn das Wasser länger steht, ist das Bodenleben tot“, sagt der 46-Jährige. Bei der Bewirtschaftung gebe es danach über Jahre Probleme. „Hier werden landwirtschaftliche Existenzen gefährdet“, befürchtet Schweyer. Bauern müssten nun die Fehler der Politik in den vergangenen Jahrzehnten ausbaden, denn Flächen seien im großen Stil versiegelt und das Regenwasser in die Flüsse eingeleitet worden.
Mit dem Hochwasserdialog ist das Wiener Büro Tatwort beauftragt. Tatwort-Geschäftsführer Franz Tragner weist darauf hin, dass es sich beim Polder Neugeschüttwörth B bisher nur um eine „Grobkonzeption“handle. Die ins Auge gefassten 1800 Hektar stellen seinen Worten zufolge einen „Maximalumgriff“dar. Während der Planung werde es Änderungen geben, die Raumverträglichkeit werde in einem Raumordnungsverfahren geprüft. Die Grundbesitzer kämen alle aus nördlichen Kreis-Kommunen, deshalb gebe es im Raum Buttenwiesen und Wertingen wenig Proteste. Ein Großteil der Flächen, so Tragner, werde schon heute durch den Riedstrom überschwemmt. Falls Polder geflutet werden, hätten Landwirte einen Anspruch auf Entschädigung. Beim Riedstrom ist das eine politische Absichtserklärung (wir berichteten).
BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer indes hält das Ausmaß des Polders Neugeschüttwörth für „Wahnsinn“. Bayer sagt, dass das Ried zwischen der Kreisstraße Gremheim–Pfaffenhofen und der Staatsstraße Höchstädt–Binswangen betroffen sei. Ministerin Ulrike Scharf habe sich vorige Woche vor der Bekanntgabe des Konzepts ganz nett mit den Gegnern der Polder unterhalten. „Die Botschaft, die sie in den Landkreis Dillingen mitgebracht hat, liegt uns aber schwer im Magen“, sagt Bayer. Dies dürfte vor allem für Lauingen gelten, das völlig überraschend zu einem Polder gekommen ist. Zweiter Bürgermeister Dietmar Bulling fühlte sich völlig überrumpelt, denn die AlbertusMagnus-Stadt war nur aus Solidarität dem Bündnis Hochwasserschutz für unsere Heimat beigetreten. Unter den acht Poldern, die im Vorfeld im Kreis Dillingen und in Leipheim zur Debatte standen, war das Hochwasserbecken, das nun im Süden Lauingens bei Helmeringen entstehen soll, gar nicht dabei.
Richtig sauer ist Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner. „Ich muss mich jetzt richtig zusammenreißen, damit ich nichts Falsches sage“, ließ der neue Rathauschef unsere Zeitung wissen. Die größte Fläche des Polders soll in der Gemarkung Buttenwiesen liegen. „Für mich kam das völlig überraschend, wir sind auf einmal bei der PolderDiskussion dabei.“Kaltner kritisiert die Art und Weise, wie der Hochwasser-Dialog geführt werde. Der Rathauschef sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hätte sich erwartet, dass die Gemeinde Buttenwiesen in die Planungen eingeweiht worden wäre. „Dann wäre schon einmal die erste ganz große Hürde weggewesen“, sagt Kaltner, denn Buttenwiesen sei nicht gegen einen Hochwasserschutz. Jetzt soll aber im Donauried ein „RiesenBlatschare“gebaut werden. Kaltner Der geplante Polder Neugeschüttwörth B hat nach der jetzigen Grobplanung ein Rückstauvolumen von etwa 32 Mil lionen Kubikmetern. Die Fläche des Standorts teilt sich auf folgende Kom munen auf:
Binswangen: 94,5 Hektar (5,3 Pro zent der Gesamtfläche)
Blindheim: 425,6 Hektar (23,6 fordert eine detaillierte Aufklärung der Gemeinderäte – aber nicht bei einer Großveranstaltung in der Nordschwabenhalle vor Hunderten von Hörern. Erst am 13. Dezember habe er per E-Mail eine Einladung erhalten, dass er am 19. Dezember in Höchstädt auf dem Podium sitzen soll. „Die Art und Weise, wie dieser Hochwasser-Dialog geführt wird, ist schon sehr fragwürdig“, klagt Kaltner.
Auch in Leipheim hat es inzwischen lautstarke Proteste gegen den geplanten Polder im Auwald gegeben. Bürgermeister Christian Konrad sagte, der Flutpolder habe Auswirkungen auf die Wasserversorgung der Stadt und werfe enorme Grundwasserprobleme auf. Im Übrigen sei nicht einzusehen, „dass der Hochwasserschutz für Günzburg und Gundelfingen bei uns und auf Staatskosten stattfinden soll“.
„Das Ausmaß des Polders Neugeschüttwörth ist Wahnsinn.“
BBV Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer Neugeschüttwörth B – 1800 Hektar Einstaufläche
Dillingen: 1,9 Hektar (0,1 Prozent) Höchstädt: 160,9 Hektar (8,9 Pro
Buttenwiesen: Schwenningen: Wertingen: 323,7 Prozent