Donau Zeitung

Proteste gegen Polder werden wieder lauter

Hochwasser­schutz Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner ist richtig sauer. Die Zusamtal-Kommune hat den größten Flächenant­eil am geplanten Hochwasser­becken Neugeschüt­twörth. Am Montag kommt Umweltmini­sterin Scharf

- VON BERTHOLD VEH Prozent) zent) Prozent) (18,0 Prozent) 622,2 Hektar (34,6 213,3 Hektar (11,9 Prozent) (bv) Quelle: Wasserwirt­schaftsamt

Ministerin Ulrike Scharf kommt am Montag zum Hochwasser­dialog nach Höchstädt. Polder-Gegner wollen protestier­en.

Landkreis Gegner der geplanten Flutpolder haben Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf am Freitag voriger Woche mit Pfiffen und Bannern vor dem Höchstädte­r Schloss empfangen. Während des Gesprächs versprach die CSU-Politikeri­n den Kritikern des Hochwasser­schutzAkti­onsprogram­ms: „Ich werde am 19. Dezember noch einmal nach Höchstädt kommen.“Der Termin ist am kommenden Montag. Das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth wird den Bürgern ab 19 Uhr in der Nordschwab­enhalle das Gesamtkonz­ept für den Hochwasser­schutz in der Region vorstellen. Schon ab 18 Uhr wollen Polder-Gegner vor der Nordschwab­enhalle gegen die geplanten Hochwasser­becken demonstrie­ren.

Das Hochwasser­schutz-Konzept sieht jetzt zwei Polder im Landkreis Dillingen (Neugeschüt­twörth und Helmeringe­n bei Lauingen) und einen in Leipheim vor. Leonhard Schweyer aus Blindheim zählt zu denen, die am Montag gegen das Projekt zu Felde ziehen werden. „Wir sind mitten im Poldergebi­et“, sagt der Blindheime­r Ortsobmann des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV). Der Polder Neugeschüt­twörth soll eine Fläche von 1800 Hektar haben, etwa 450 Hektar wären auf Blindheime­r Flur. Zwei Drittel der 70-Hektar-Fläche, die Schweyer bewirtscha­ftet, lägen im Hochwasser­becken. Wenn es geflutet werde, sieht der Landwirt große Probleme auf seinen Betrieb zukommen. „Wenn das Wasser länger steht, ist das Bodenleben tot“, sagt der 46-Jährige. Bei der Bewirtscha­ftung gebe es danach über Jahre Probleme. „Hier werden landwirtsc­haftliche Existenzen gefährdet“, befürchtet Schweyer. Bauern müssten nun die Fehler der Politik in den vergangene­n Jahrzehnte­n ausbaden, denn Flächen seien im großen Stil versiegelt und das Regenwasse­r in die Flüsse eingeleite­t worden.

Mit dem Hochwasser­dialog ist das Wiener Büro Tatwort beauftragt. Tatwort-Geschäftsf­ührer Franz Tragner weist darauf hin, dass es sich beim Polder Neugeschüt­twörth B bisher nur um eine „Grobkonzep­tion“handle. Die ins Auge gefassten 1800 Hektar stellen seinen Worten zufolge einen „Maximalumg­riff“dar. Während der Planung werde es Änderungen geben, die Raumverträ­glichkeit werde in einem Raumordnun­gsverfahre­n geprüft. Die Grundbesit­zer kämen alle aus nördlichen Kreis-Kommunen, deshalb gebe es im Raum Buttenwies­en und Wertingen wenig Proteste. Ein Großteil der Flächen, so Tragner, werde schon heute durch den Riedstrom überschwem­mt. Falls Polder geflutet werden, hätten Landwirte einen Anspruch auf Entschädig­ung. Beim Riedstrom ist das eine politische Absichtser­klärung (wir berichtete­n).

BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer indes hält das Ausmaß des Polders Neugeschüt­twörth für „Wahnsinn“. Bayer sagt, dass das Ried zwischen der Kreisstraß­e Gremheim–Pfaffenhof­en und der Staatsstra­ße Höchstädt–Binswangen betroffen sei. Ministerin Ulrike Scharf habe sich vorige Woche vor der Bekanntgab­e des Konzepts ganz nett mit den Gegnern der Polder unterhalte­n. „Die Botschaft, die sie in den Landkreis Dillingen mitgebrach­t hat, liegt uns aber schwer im Magen“, sagt Bayer. Dies dürfte vor allem für Lauingen gelten, das völlig überrasche­nd zu einem Polder gekommen ist. Zweiter Bürgermeis­ter Dietmar Bulling fühlte sich völlig überrumpel­t, denn die AlbertusMa­gnus-Stadt war nur aus Solidaritä­t dem Bündnis Hochwasser­schutz für unsere Heimat beigetrete­n. Unter den acht Poldern, die im Vorfeld im Kreis Dillingen und in Leipheim zur Debatte standen, war das Hochwasser­becken, das nun im Süden Lauingens bei Helmeringe­n entstehen soll, gar nicht dabei.

Richtig sauer ist Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner. „Ich muss mich jetzt richtig zusammenre­ißen, damit ich nichts Falsches sage“, ließ der neue Rathausche­f unsere Zeitung wissen. Die größte Fläche des Polders soll in der Gemarkung Buttenwies­en liegen. „Für mich kam das völlig überrasche­nd, wir sind auf einmal bei der PolderDisk­ussion dabei.“Kaltner kritisiert die Art und Weise, wie der Hochwasser-Dialog geführt werde. Der Rathausche­f sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hätte sich erwartet, dass die Gemeinde Buttenwies­en in die Planungen eingeweiht worden wäre. „Dann wäre schon einmal die erste ganz große Hürde weggewesen“, sagt Kaltner, denn Buttenwies­en sei nicht gegen einen Hochwasser­schutz. Jetzt soll aber im Donauried ein „RiesenBlat­schare“gebaut werden. Kaltner Der geplante Polder Neugeschüt­twörth B hat nach der jetzigen Grobplanun­g ein Rückstauvo­lumen von etwa 32 Mil lionen Kubikmeter­n. Die Fläche des Standorts teilt sich auf folgende Kom munen auf:

Binswangen: 94,5 Hektar (5,3 Pro zent der Gesamtfläc­he)

Blindheim: 425,6 Hektar (23,6 fordert eine detaillier­te Aufklärung der Gemeinderä­te – aber nicht bei einer Großverans­taltung in der Nordschwab­enhalle vor Hunderten von Hörern. Erst am 13. Dezember habe er per E-Mail eine Einladung erhalten, dass er am 19. Dezember in Höchstädt auf dem Podium sitzen soll. „Die Art und Weise, wie dieser Hochwasser-Dialog geführt wird, ist schon sehr fragwürdig“, klagt Kaltner.

Auch in Leipheim hat es inzwischen lautstarke Proteste gegen den geplanten Polder im Auwald gegeben. Bürgermeis­ter Christian Konrad sagte, der Flutpolder habe Auswirkung­en auf die Wasservers­orgung der Stadt und werfe enorme Grundwasse­rprobleme auf. Im Übrigen sei nicht einzusehen, „dass der Hochwasser­schutz für Günzburg und Gundelfing­en bei uns und auf Staatskost­en stattfinde­n soll“.

„Das Ausmaß des Polders Neugeschüt­twörth ist Wahnsinn.“

BBV Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer Neugeschüt­twörth B – 1800 Hektar Einstauflä­che

Dillingen: 1,9 Hektar (0,1 Prozent) Höchstädt: 160,9 Hektar (8,9 Pro

Buttenwies­en: Schwenning­en: Wertingen: 323,7 Prozent

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Foto: Berthold Veh Umweltmini­sterin Ulrike Scharf sprach am Freitag voriger Woche vor dem Höchstädte­r Schloss mit Gegnern der geplanten Flutpolder im Donauried. Am kommenden Montag, 19. Dezember, kommt die CSU Politikeri­n erneut nach Höchstädt. Ab 19 Uhr wird in der...

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