Der große Leinwandzauberer
Porträt „E.T.“, „Jurassic Park“oder „Schindlers Liste“sind unvergessliche Filme von Steven Spielberg. Die Liebe zum Kino lässt ihn auch mit 70 Jahren nicht los
Steven Spielberg ist der erfolgreichste Regisseur und Produzent, blickt man auf das Einspielergebnis seiner Filme. Sein eigentlicher Erfolg ist jedoch ungleich größer: Mit seinen fantastischen Bildwelten hat er Generationen von Kinobesuchern geprägt, mit seinen Werken hat er Klassiker der Filmgeschichte geschaffen, darunter „Der weiße Hai“, „Indiana Jones“und „E.T. – der Außerirdische“.
Wie bei vielen Künstlern stand zu Beginn eine Mischung aus Schmerz und Kreativität. Als Kind von einer Leseschwäche geplagt, hinkte der junge Spielberg in der Schule hinterher und wurde von seinen Mitschülern gehänselt. Dazu kam seine überbordende Fantasie: Beim Blick in den Himmel konnte es ihm passieren, dass aus Wolken zuerst ein schöner Schwan und dann urplötzlich ein Saurier wurde und er schreiend nach Hause rannte, erzählte er kürzlich in einem Interview.
Als ältestes von vier Kindern wuchs Spielberg in einer gutbürgerlichen jüdischen Familie in New Jersey und Arizona auf. Im Alter von zehn Jahren begann er mit einer 8-mm-Kamera zu filmen – auch, weil er mit der Qualität der Familienfilme unzufrieden war. Kurz darauf gewann er erste FilmWettbewerbe und galt schnell als „Wunderkind“.
Als er 20 war, wurde das Filmstudio „Universal Pictures“auf sein Filmtalent aufmerksam und nahm Spielberg unter Vertrag. Nun hatte er die finanziellen und kreativen Freiräume, um seine Kindheitserinnerungen in zauberhafte Leinwandstoffe zu verwandeln. Das Haus in „E.T.“etwa ist eine Rekonstruktion des Hauses, in dem er als Kind gewohnt hatte. Selbst E.T. war ein Teil seiner Kindheit – „ein imaginärer Freund an problemvollen Tagen“. Neben Popcorn-Spektakeln kann Spielberg auch seriöses Kino. In „München“schilderte er den Terroranschlag während der Olympischen Spiele 1972. In „Lincoln“präsentierte er die Biografie des gleichnamigen US-Präsidenten. Und mit „Schindlers Liste“setzte er ein Denkmal für Oskar Schindler, der mehr als tausend Juden vor dem Vernichtungslager Auschwitz rettete. Mit einem geschätzten Vermögen von 3,4 Milliarden US-Dollar gehört der mehrfache Oscar-, Golden Globe- und Emmy-Preisträger zu den reichsten US-Amerikanern der Filmindustrie. Zu den vielen sozialen Projekten, die er unterstützt, zählt die von ihm gegründete „Shoah-Foundation“: Die Stiftung hat die Erfahrungen von 2000 Holocaust-Überlebenden aufgezeichnet und macht sie für kommende Generationen zugänglich. Dafür erhielt Spielberg den Großen Bundesverdienstorden mit Stern der Bundesrepublik Deutschland.
Der Filmemacher, der an diesem Sonntag 70 wird, ist in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate Capshaw verheiratet, zusammen haben sie sieben Kinder. Auch im Familienkreis ist die Videokamera Spielbergs ständiger Begleiter. Aus den Aufnahmen des Vorjahres macht er zu Weihnachten einen Film für die Familie – natürlich mit Musik und Spezialeffekten. Marcel Rother
Foto: dpa