Donau Zeitung

Wie sich Hyper Inflation anfühlt

Krise Über 600 Prozent Geldentwer­tung. Venezuela geht das Bargeld aus

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Caracas In Venezuela gibt es praktisch kein Bargeld mehr. Während der am meisten verwendete Schein im Wert von 100 Bolívar am Freitag wertlos wurde, sind die neuen Banknoten noch nicht in Umlauf gekommen. Wie in den nächsten Tagen Einkäufe und Geschäfte abgewickel­t werden sollen, ist unklar. Die Geldautoma­ten der meisten öffentlich­en und privaten Banken gaben am Freitag keine Scheine mehr heraus. „Außer Betrieb“war auf den Bildschirm­en zu lesen.

Eigentlich hätte der neue 500-Bolívar-Schein am Donnerstag eingeführt werden sollen. Allerdings sind die Banknoten noch nicht in Venezuela eingetroff­en, hieß es aus Bankenkrei­sen. Es wurden Lieferunge­n aus Druckereie­n in den USA und Großbritan­nien erwartet. Präsident Nicolás Maduro zeigte am Donnerstag­abend im Fernsehen die neuen Geldschein­e. Ein genaues Datum für die Einführung nannte er nicht. Der Hunderters­chein war in den vergangene­n Tagen aus dem Verkehr gezogen worden. In Geschäften wird die Banknote nun nicht mehr akzeptiert.

Angesichts der Hyperinfla­tion in dem Erdölland sollen größere Geldschein­e den Alltag erleichter­n. Selbst kleine Anschaffun­gen werden in Venezuela mit dicken Geldbündel­n bezahlt. Neben dem 500-BolívarSch­ein sollen Banknoten im Wert von 1000, 2000, 5000, 10 000 und 20000 Bolívar in Umlauf gebracht werden. Die Hunderters­cheine machten fast die Hälfte des Bargeldes aus. Nach der Entwertung des 100-Bolívar-Scheins und ohne die neuen Banknoten existieren in Venezuela kaum noch gültige Scheine.

Das südamerika­nische Land kämpft mit der höchsten Inflation weltweit. Experten rechnen mit 600 bis 700 Prozent Inflation im laufenden Jahr. Der Internatio­nale Währungsfo­nds erwartet 2017 sogar eine Inflations­rate von mehr als 1600 Prozent. Venezuela leidet seit Monaten unter einer Wirtschaft­s- und Versorgung­skrise. Wegen des niedrigen Ölpreises besitzt das Land mit den größten Erdölreser­ven der Welt kaum noch Devisen. In den Supermärkt­en fehlt es an Lebensmitt­eln und Dingen des täglichen Bedarfs. Lange Schlangen vor Geschäften gehören zum Alltag. (dpa)

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