Die Jäger Legende
Porträt Konrad Esterl ist eine der schillerndsten Figuren unter den bayerischen Waidmännern. Zu seinem 80. Geburtstag hat er jetzt sein siebtes Buch veröffentlicht. Es soll sein letztes sein
Augsburg/Schliersee Eigentlich sollte er Pfarrer werden – so jedenfalls der Wunsch seiner Eltern. Er sang bei den Regensburger Domspatzen, musste in der Schule Latein pauken und Geige spielen, obwohl er viel lieber Zither gelernt hätte. Konrad Esterl wurde nicht Pfarrer, sondern begann 1962 in Grainau bei Garmisch-Partenkirche eine Lehre zum Berufsjäger. Es sollte der Start zu einer Laufbahn sein, die mit der Ernennung zu Bayerns jüngstem Wildmeister gekrönt wurde.
Inzwischen ist der Esterl Koni, wie ihn seine Freunde nennen, eine Legende der bayerischen Jägerschaft, eine der schillerndsten Figuren. Und zugleich erfolgreicher Buchautor, der nun pünktlich zu seinem 80. Geburtstag einen weiteren Klassiker der Jagdliteratur veröffentlicht hat. „Vom Gamsbock die Kruckn, vom Hirsch das Geweih“heißt der Titel seines siebten und, wie er selbst sagt, „letzten Buches“.
Mal tragisch, mal humorvoll, stets bayerisch-liebenswürdig und unterhaltsam schildert er seine Jagdgeschichten aus dem Spitzinggebiet zwischen Brecherspitz und Taubenstein. Der Oberbayer, in Schliersee zu Hause, hat sich über Jahrzehnte kompromisslos für Wald und Wild eingesetzt, ist damit bei den Forstbehörden schon mal angeeckt und musste auch manch schmerzhafte Erfahrung machen.
Esterl hat viel gejagt in seinem Leben – auf Gams, Hirsch, Sau, Bock und Hahnen. Er hat sich aber auch im Winter durch Lawinengassen oder Tiefschnee den Weg zu den Rotwildfütterungen gebahnt, um „seinem Wild“über die harte Zeit zu helfen. Das 3000 Hektar große Staatsjagdrevier an der Rotwand, die bekannte Valepp, war seine berufliche Heimat. „Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt er rückblickend. Esterl hat zahllose Jäger, prominente und weniger prominente, auf die Pirsch geführt, trat stets für eine „saubere, waidgerechte Jagd“ein und focht – er ist ein Meister der Tierstimmen-Imitation – zur Brunftzeit mit den Hirschen so manches Rufkonzert aus.
Als er nach persönlichen und beruflichen Schicksalsschlägen auf eigenen Wunsch die „geliebten Berge“verlassen hat, ging er nach eigenen Worten „mit Tränen“. Esterl wurde 1986 als Berufsjäger in den Ebersberger Forst versetzt, wo er in den dunklen Wäldern mit Schwarzund Muffelwild neue Herausforderungen fand. Selbstverständlich habe ihm die Gams gefehlt, der Auerhahn, hat Esterl in einem seiner Bücher geschrieben. „Aber ich hatte in Gottes herrlicher Natur guten Ersatz bekommen, wenn etwa aus dem Altholz das Zähneklappern der Keiler oder der peitschende Knall aufeinanderrumpelnder Mufflons zu hören war.“Aus der Vernunftentscheidung wurde „stille Liebe“.
Heute, längst zurück in seiner Bergwelt, hat Esterl wieder einen Pirschbezirk im Kloaschautal nahe Bayrischzell. Die Jagd lässt den passionierten Waidmann nicht los und mit seinem 16 Monate alten Hannover’schen Schweißhund Rosa zieht es ihn fast täglich hinaus ins Revier. Die junge Hündin („Ein Lausmädl“) hat erst vor kurzem ihre Jagdhund-Prüfungen mit Bravour bestanden.
Esterl hat die Jagd stets als angewandten Naturschutz verstanden. Er hat zu hohe Abschusszahlen ebenso kritisiert wie zu hohe Wildbestände. Und er sagt heute: „Es bringt doch nichts, wenn Förster und Jäger aufeinander losgehen.“O
Buch Konrad Esterl: Vom Gamsbock die Kruckn, vom Hirsch das Geweih, Verlag Neumann Neudamm, 29,95 Euro
Er hat auf Gams, Hirsch, Sau, Bock und Hahnen gejagt