Weltverband besiegt, aber doch nichts gewonnen
Fußball Warum sich für den SV Wilhelmshaven ein spektakulärer juristischer Erfolg sportlich nicht bezahlt macht
Frankfurt/Main Der in die FußballBezirksliga abgestürzte SV Wilhelmshaven kehrt trotz seines juristischen Erfolgs über den Weltfußball-Verband Fifa nicht in die Regionalliga zurück. Das bekräftigte der für den Fall zuständige Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) gestern.
„Eine Wiedereingliederung in die Regionalliga Nord kann es nicht geben. Die Entscheidung über den Zwangsabstieg war nicht ursächlich für den Abstieg, denn der Verein ist bereits alleine aus sportlichen Gründen abgestiegen“, sagte Heiko Petersen als Vorsitzender des Verbandsgerichts des NFV. In der Spielzeit 2013/2014 belegten die Wilhelmshavener in der Regionalliga Nord den 16. Platz und hätten damit auch sportlich den Weg in die Oberliga antreten müssen. „Der Verein hat bis zum Ende gespielt und sich für die neue Saison beworben. Es fehlt für mich daher die Grundlage für eine solche Forderung“, sagte auch DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
Der Verbandsgerichts-Vorsitzende Petersen verdeutlichte, dass die fehlende sportliche Motivation nach dem im Februar feststehenden Zwangsabstieg keine Begründung sein könne. „Der Verein hat nach der Entscheidung mehr Punkte geholt als davor“, sagte er. NFV-Präsident Eugen Gehlenborg wolle den Austausch mit Wilhelmshaven weiter pflegen, obwohl eine Wiedereingliederung in die Regionalliga Nord nicht möglich sei. Am Donnerstag habe es ein Gespräch zwischen Verein und Verband gegeben. Bei den Gesprächen soll es um einen Schadensausgleich für den Verein gehen.
Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im September dieses Jahres den 2012 vom Weltfußball-Verband Fifa verhängten Zwangsabstieg des Ex-Regionalligavereins für unwirksam erklärt. Der Hintergrund des Falles: 2007 hatte der SV Wilhelmshaven den Spieler Sergio Sagarzazu verpflichtet, einen gebürtigen Argentinier mit italienischem Pass. Sagarzazu bestritt elf Partien für den Klub in der Regionalliga, die damals die dritthöchste Liga war. Wilhelmshaven stieg als Tabellenletzter in die vierte Liga (damals Oberliga) ab. Zu allem Unglück legte der Weltfußball-Verband Fifa fest, dass der SVW eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 157 500 Euro an zwei argentinische Klubs zahlen muss, bei denen Sagarzazu als Jugendlicher gespielt hatte. Der Klub weigerte sich und ging stattdessen in einen jahrelangen Rechtsstreit mit den großen Verbänden, der mit dem BGH-Urteil erfolgreich endete.
Sportlich war die Talfahrt für den Verein aus Niedersachsen indes nicht mehr zu stoppen. Nach dem von der Fifa verfügten Zwangsabstieg erhielt der SVW keine Lizenz für die Oberliga und musste in die Landesliga. Es folgte ein weiterer Abstieg in die Bezirksliga – der Versuch, nun auf einen Schlag wieder drei Klassen nach oben zu springen, ist vom Verband unterbunden worden. (dpa)