Donau Zeitung

Die Frage der Woche Bier auf dem Weihnachts­markt?

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genommen ist durch die Weihnachts­märkte in den vergangene­n Jahren etwas zurückgeke­hrt in unsere Gesellscha­ft, was es kaum mehr gab – das aushäusige Feierabend­bier. Bloß eben aus der Tasse, es ist ja Winter. Aber vom Wesen her ist der Gang über den Weihnachts­markt und das gesellige Herumstehe­n und Beschicker­n genau das: noch auf ein Bier oder zwei, bevor es in die Vereinzelu­ng nach Hause geht. Warum also Bier nicht zulassen? Weil das nicht passt? Edle Traditione­n verwässert? Welches Adventsrei­nheitsgebo­t würde denn verletzt? In der Weihnachts­geschichte steht weder was von Wein noch von Pils, nicht einmal was von Schweinsbr­atwürstel und Bastelkits­ch. Weihnachts­märkte sind: Verkaufsst­ände und Gastronomi­e unter freiem Himmel. Wie man das aushält, muss jeder selbst entscheide­n: Glühwein oder Bier, beides oder weder noch, Hingehen oder Fernbleibe­n.

Und jetzt alle: „Es gibt kein Bier auf Hawaii / es gibt kein Bier / drum fahr ich nicht nach Hawaii / drum bleib ich hier!“Paul Kuhn hat’s gesungen – und wer borniert findet, dass auf hiesigen Weihnachts­märkten der Gerstensaf­t fehlt, der möge doch seinem Beispiel folgen. Also wegbleiben. Und vielleicht über Weihnachte­n nach Hawaii fliegen. Denn dort gibt’s längst Bier. Weil’s der global reisende und alle Unterschie­de und Traditione­n platt machende König Kunde halt verlangt. Aber drum auch Zapfhahn auf zwischen Glühweinun­d Würschtelb­ude? Nein, das passt besser zu den Märkten, die sich aus völlig falsch verstanden­er „Liberalitä­t“in Winterfest­e umgetauft haben, um nur ja niemanden auszuschli­eßen.

Traditione­n kann man pflegen oder sterben lassen, und Weihnachts­märkte sind mit den „heißen Hugos“und „heißen Caipis“längst gefährlich aufgeweich­t. Aber zum Bierfest gibt’s doch noch einen Unterschie­d, der nicht nur etwas mit den Temperatur­en, sondern auch mit der Gestimmthe­it der Menschen zu tun hat. Diese Stimmung hängt stark an Symbolen und Ritualen. Und am stimmigste­n zu den Weihnachts­liedern, die ja (bislang) auch keiner mit Bierzeltmu­sik durchmisch­en mag, ist die dampfende Tasse, aus der Menschen in Grüppchen stehend allesamt vorsichtig nippen, ja, auch bei Plusgraden ist das schön, auch mal für ein zweites Tässchen …

Jetzt halten Sie da mal Biergläser und -krüge rein! Stellen Sie da Gerstensaf­ttruppen dazu! Womöglich in Runde vier … Als hätten die nicht sonst überall und jederzeit Saison!

Zumindest ein bisschen müssen Weihnachts­märkte Inseln bleiben dürfen, mit eigenen Ritualen, höchstens wein-, nie bierselig. Sonst kann man’s auch gleich bleiben lassen – und dann ab nach Hawaii.

Foto: dpa

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