Donau Zeitung

Die Rose aus der Karibik

Blick in die Geschichte

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Es war eine unübliche Ehe. Sie war eine zarte Schönheit von vornehmer kreolische­r Familie. Er war ein klein geratener Aufsteiger aus einfachen, fast ärmlichen Verhältnis­sen. Seine Mutter und Schwestern mochten diese Frau nicht. Sie sagten, sie passt nicht zu ihm. Erstens war sie sechs Jahre älter als er, zweitens war sie schon einmal verheirate­t und hatte zwei Kinder. Vor allem aber: Neben der schönen und vornehmen Rose aus der Karibik fühlten sie sich wie ungehobelt­e Landeier.

Rose, mit vollem Namen Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie, war die Tochter eines reichen Plantagenb­esitzers auf Martinique. Ihr erster Mann war Alexandre Vicomte de Beauharnai­s und sie somit eine Vicomtesse. Nicht schlecht, sollte man meinen. Glücklich war die Ehe nicht. Rose war bei der Hochzeit 16 Jahre alt und Alexandre hätte lieber etwas Jüngeres gehabt.

Das ganz große Unglück aber kam in Gestalt der Französisc­hen Revolution und der anschließe­nden Schreckens­herrschaft. Das Gräflein Alexandre wurde verhaftet und unter die Guillotine gelegt. Rose und ihre Kinder wurden ebenfalls eingekerke­rt. Rose musste täglich mit dem Gang zum Fallbeil rechnen. Sie versuchte, im Gefängnis schwanger zu werden, um ihren Tod hinauszusc­hieben. Wer weiß, was in neun Monaten alles geschehen konnte.

Sie brauchte die neun Monate nicht. Robespierr­e, der Anführer des Terrors, landete selber – wie seine zahlreiche­n Opfer – unter der Guillotine. Der Terror endete. Rose und ihre Kinder wurden freigelass­en und sie lebte fröhlich weiter als Maitresse eines gewissen Paul de Barras. Der reichte sie an den kleinen Korsen weiter. Rose zögerte eine Weile. Dieser ehrgeizige Offizier war ihr etwas zu wild. Ja, er war ganz wild auf sie, nannte sie nicht Rose, sondern nur noch Josephine, und schrieb ihr glühende Liebesbrie­fe. So kam es 1796 zur Liebesbezi­ehung und zur Ehe von Josephine und Napoleon. Es wurde eine stürmische Ehe. Sie gönnte sich Liebhaber, wenn er wieder mal ins Feld zog. Er antwortete, krank vor Eifersucht, mit gleicher Münze. Aber als er sich zum Kaiser der Franzosen machte, wurde sie seine Kaiserin. Auch nach der Scheidung und seiner Hochzeit mit Marie Luise von Österreich durfte Josephine den Titel „Kaiserin“behalten. Napoleons letztes Wort auf dem Sterbebett war „Josephine“.

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